8. Kapitel (Gellert)

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„... dann könnten wir am Friedhof vorbeigehen."

Verwundert über Albus' mittlerweile eher Niedereschlagenen Gesichtsausdruck, sah ich ihn durchdringlich an. „Was ist los?", fragte ich ihn leise.

„Wegen Morgen..." Ich konnte schon grob erahnen, in welche Richtung dieses Gespräch gehen würde. „Ich muss mich um den Haushalt kümmern... und um Ariana. Entschuldige." Er sah mich erst entschuldigend an und danach zu Boden.

„Oh", huschte es mir nicht sonderlich schlau über die Lippen. „Kannst du das nicht verschieben?", hakte ich nach. Er schüttelte den Kopf.

„Aber übermorgen", schlug er stattdessen vor.

„Übermorgen", wiederholte ich mit einem verständnisvollen Lächeln. Familie ging immerhin vor.

Ich blieb noch bis spät abends bei ihm. Wir redeten, lachten und unterhielten uns über die Heiligtümer. Es war schön mit Albus Zeit zu verbringen. Alles an mir bewunderte alles an ihm. Er brachte mich dazu, unglaubliche dinge zu Fühlen, die ich noch nie zuvor in Erwägung gezogen hatte. Es war so vertraut, doch so anders und das lag an ihm.

Wir entschlossen uns schließlich dazu, dass es das beste wäre, wenn ich gehen würde, also verabschiedete ich mich von ihm und ging zu meiner Großtante. Für Abendessen war ich zu müde, also ging ich einfach in mein Zimmer und versuchte zu schlafen, was nicht funktionierte, da ich ständig an Albus denken musste. Also beschloss ich weitere Ideen für meinen Song aufzuschreiben und da Bathilda zum Glück eine Gitarre hatte, konnte ich auch noch an der Melodie arbeiten und diese perfektionieren. Die Müdigkeit holte mich schließlich ein und ich schlief - dieses mal in meinem Bett - ein.

Am nächsten Morgen wachte ich auf, froh darüber, dass ich mal wieder ruhig schlafen konnte, ohne dass mich eine Vision oder ein Alptraum heimsuchte, dafür lag aber ein Brief auf meinem Schreibtisch. War es das, was ich vermutete? Ich beschloss etwas zu essen, bevor ich mir diesen Zettel durchlas. Ich frühstückte und schloss mich anschließend wieder in mein Zimmer ein. Vorsichtig entfaltete ich den Brief, atmete tief ein und las mir diesen durch.

Lieber Gellert,
Ihrer Mutter geht es im Moment sichtlich schlechter. Es sind mehr blaue Flecken an ihrem Körper zu sehen, als jemals zuvor, teilweise sogar in ihrem Gesicht. Lassen Sie mich wissen, was ich für Vylanara's Wohl unternehmen kann.
- Jay (Name des Butlers)

Das, was ich vermutet hatte, aber nicht einsehen wollte, wurde mir somit bestätigt. Meinetwegen war meine Mutter diesen Qualen ausgesetzt. Ich musste endlich etwas unternehmen. Vorher war ich zu klein, schwach und zu jung, doch jetzt war ich siebzehn Jahre alt und erfahren. Ich würde ihnen bald einen Besuch abstatten, doch noch nicht jetzt... bald. Ich fühlte mich am heutigen Tage nicht stabil genug.

Ich dachte, dass es fürs erste am besten wäre, wenn ich mich einfach durch meinen Song ablenke, da ich eh nichts besseres zu tun hatte, also setzte ich mich an meinen Schreibtisch und schrieb meine Gedanken auf. Nach einigen Stunden, in denen ich schrieb, ausbesserte und kurz davor war meine Arbeit wegzuwerfen, hatte ich endlich den Vollständigen Text. Das war das erste Mal, dass ich so schnell fertig war. Außer zwischendurch einmal zum Mittagessen, verließ ich mein Zimmer nicht. Nach dem Abendessen lag ich auf meinem Bett, starrte an die Decke und dachte nach... Natürlich über Albus, genauso wie den ganzen restlichen Tag auch schon. Sollte ich ihn einfach einen kleinen Besuch abstatten? Er hätte bestimmt nichts dagegen, aber vielleicht wollte er auch mal seine Ruhe haben... Er hatte heute bestimmt einen stressigen Tag zuhause und außerdem würde ich ihn Morgen so oder so sehen. Stattdessen kam mir etwas anderes in den Sinn. Ich könnte ihm einen kleinen Brief schreiben, dieser würde mit Sicherheit nicht schaden, also richtete ich mich auf, setzte mich an meinen Schreibtisch und nahm mir eine Feder zur Hand.

Serendipity (Grindeldore FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt