Mal keine Youtube-Ff, aber ich liebe das Buch einfach, also let's go!
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Ich spüre den nassen Regen auf meiner Haut und ein leichtes Frösteln geht über meinen Rücken. Ich bin bereits bis auf die Knochen durchnässt, doch das kann mir inzwischen auch egal sein. Mit jedem Schritt komme ich meinem Ziel näher. Ich bin verwundet, doch auch die Schmerzen spüre ich nicht mehr. Das einzige was ich sehe ist mein Gegner.
Ich kenne das Spiel. Ich weiß wie er sich bewegt. Ich weiß es, ehe er selbst es weiß. Menschen sind Tieren so ähnlich. Und im Jagen bin ich ein Genie. Ich bewege mich quasi lautlos über den nassen Blätterboden. Der Junge ist nicht mehr weit entfernt. Ich atme noch einmal tief durch. 16. 16 Leute bis nach Hause.
Unbemerkt nehme meinen Bogen in die Hand und ziehe einen Pfeil aus meinem Köcher. Langsam spanne ich die Sehne und ziele in seinen Nacken. Erstaunlicherweise macht es kaum einen Unterschied, ob man auf ein Tier oder einen Menschen zielt.
Ich frage mich, wieso der Junge sich so weit vom Lager entfernt hat. Er ist ein Karriero. Eigentlich ist es ihre Strategie in Gruppen zu jagen. Aber jetzt läuft es hier anders. Hier bin ich die Jägerin.
Ich zögere kein bisschen. Schnell springe ich noch einen Schritt nach vorne und schieße. Ich sehe das Blut, was in alle Richtungen spritzt. Garantiert ist die Kamera gerade auf meinem Gesicht mit dem triumphierenden Lächeln. 15. 15 Leute bis nach Hause.
Plötzlich höre ich das Knacken eines Astes hinter mir und dann ein Fluchen. Ruckartig drehe ich mich um, bereit zu schießen und da sehe ich sie: 5 Karrieros. Innerlich verfluche ich mich. Wieso habe ich nicht bemerkt, dass das eine Falle war?
„Hey", begrüße ich sie lässig. Verwirrt sehen sie mich an. „Hi?", meint einer von ihnen fragend. Ich glaube aus Distrikt 2. Ich sehe meine Chancen gegen Null, dass ich entkommen werde.
Ich nehme meinen Bogen runter greife langsam nach dem Messer in meinem Gürtel. Alle fünf folgen meinem Blick.
„Schätzchen, du weißt schon, dass du uns nicht entkommen kannst, oder? Du wirst so oder so sterben", meint der Junge aus 2 spöttisch. Ich trete näher an ihn her und lege meinen Mund an sein Ohr. „Selbstverständlich weiß ich das. Deswegen macht das hier ja so Spaß." In seinen Augen steht pure Verwirrung.
Ich höre hinter mir eine Kanone. Damit ist mein Pfeiljunge wohl tot. Das Kapitol erwartet jetzt, dass wir Platz machen, damit sie die Leiche zu bergen können, doch das stört mich nicht großartig.
„Wie meinst du das?", fragt der Junge aus Distrikt 2, dem ich eben ins Ohr geflüstert habe.
Ein besinnliches Lächeln erscheint auf meinem Gesicht.
„Dein Freund konnte sich nicht retten. Wieso solltest du dich retten können?"
Ehe er meinen Plan durchschauen kann ramme ich mein Messer in seinen Körper. Er stöhnt vor Schmerzen auf und kippt dann nach hinten um.
Sofort sind die anderen Karrieros um mich herum. Ich versuche mich nicht zu wehren, denn in einem haben sie Recht: ich werde hier sowieso sterben. Aber dennoch verschaffe ich den beiden Tributen Cole und Lynn aus Distrikt 11 eine Chance.
Wir haben uns im Kapitol beim Vorbereitungstraining unterhalten und ehrlich gesagt mochte ich sie. Sie haben mir vieles pber ihren Distrikt erzählt, unter anderem, dass sie Zuhause kaum etwas zu essen haben. Und ich dachte, dass die Distrikte, die Nahrung produzieren nicht hungern müssen. Doch beide sind mager und schwach. Und sie sind erst 15! Ich bin 17.
Bei mir Zuhause sieht es ähnlich aus, allerdings gehe ich täglich mit meinem Bruder in den Wald jagen. Jedenfalls haben sie es in den Spielen nur so lange geschafft zu überleben, weil sie erkannt haben, dass sie alleine schwach sind und sich verbündet haben. Und ich hoffe, dass eine von ihnen gewinnt.
Die Karrieros haben mich nun von allen Seiten gepackt und das Mädchen aus 2 rammt mir eins ihrer vielen Messer in den Bauch. Ich versuche keine Miene zu verziehen. Ich weiß, dass das ganze Kapitol sie dafür hassen wird. Zwar ist sie aus Distrikt zwei, und eigentlich ist der relativ beliebt im Kapitol, doch ich haben mir über die gesamten Spiele einen gewissen Ruf verschafft. Die kleine Mrs Everdeen, die nie genug Essen und Geld hatte, aber dennoch mit ein paar Worten, dass ganze Kapitol hinter sich hat. Tja, liegt wohl in der Familie.
Und wieder greife ich nach meiner stärksten Waffe. Kein Messer, kein Bogen und nein, auch keine Pistole aus dem Kapitol. Sie ist ein einfaches Lächeln. Ich blicke ihr direkt in die Augen, sie starrt mich an und ich merke, dass sie zurückzuckt.
Die Wunde an meinem Bauch blutet stark und das Blut läuft an meinen Klamotten hinunter. Ich greife mein Messer fester, lasse den Rest meines Körpers allerdings locker.
„Cole wird dich auseinandernehmen, das schwör' ich dir", zische ich mit zusammengebissenen Zähnen.
Dann reiße ich mich von ihnen los und schleudere dabei mein Messer durch die Luft. Das Mädchen aus 2, von der ich noch nichtmal den Namen kenne kriegt es in die Schulter. Keine schwere Verletzung, das sehe ich sofort und dennoch wird es die vier eine Weile beschäftigen. Die drei. Der Junge aus 2 hat da wohl nicht mehr so viel mitzureden.
Ich sprinte los, merke aber schnell, dass ich keine Kraft mehr habe. Ich bin zu stark verwundet. Ich weiß, dass sie mir nicht folgen werden. Wir alle wissen, dass mir nur noch wenig Zeit bleibt und wahrscheinlich werden sie sich erst einmal um das Mädchen kümmern. Ich werfe mich in das Dickicht und kämpfe mich durch den Wald. Irgendwann bleibe ich erschöpft liegen.
Plötzlich verstummen alle Vögel und ein Hovercraft bewegt sich zur Lichtung, auf der sich eben einer der Höhepunkte der Spiele abgespielt hat. Stimmt ja. Mein Pfeiljunge.
Ich hab innerhalb von höchstens 15 Minuten zwei Menschen getötet. In welcher Welt lebt man heute, dass das normal ist?
Wobei. Der 2-Junge ist noch nicht tot. Innerlich hoffe ich, dass er vor mir stirbt. Wenn ich schon bei diesen Spielen mitspiele dann richtig.
Wahrscheinlich geht es ihm gerade ähnlich wie mir. Starke Verletzung im Bauch und halbtot auf dem Boden liegen. Nur er liegt eben schon länger.
Ich schließe die Augen und versuche die stechenden Schmerzen auszublenden, indem ich leise beginne zu summen. Ein altes Lied, das ich früher in der Grundschule gelernt habe. Eine sanfte Melodie.
Gerade wünsche ich mir nichts lieber als dass ich zurück in diese Zeit. In der wir abends am Lagerfeuer saßen und Lieder sangen, die sagten, dass irgendwann alles besser wird. Ich habe aufgehört daran zu glauben, doch irgendwo ist da noch ein Fünkchen Hoffnung. Vielleicht wird ja alles besser. Irgendwann. Doch dazu muss jemand kommen der Mut hat. Der mehr Mut hat, als die anderen Menschen auf diesem erbärmlichen Planeten.
Ich öffne meine Augen wieder. Eigentlich ich es schön hier. Im Unterholz, wo sonst nur wilde Tiere sind. Tiere, die diese Welt nicht so zerstören, wie jeder einzelne Mensch hier.
Ich frage mich, ob die Kamera gerade auf mir liegt. Auf mir, die mit den Händen über den Boden fährt. Über den nassen, rauen Erdboden. Plötzlich spüre ich etwas an meiner Hand. Mein Blick wandert an die Stelle. Katniss. Pfeilkraut. Pfeilkraut! Sofort muss ich wieder an meinen Pfeiljungen denken.
Ich verstehe nicht wieso. Er ist doch nur ein weiteres Opfer, das durch meine Jagt gestorben ist. Die Erkenntnis trifft mich mit einem Schlag. Weil ich seit dem Zeitpunkt offiziell eine Mörderin bin.
Mord. Wenn man schon lange vorher plant jemandem das Leben zu nehmen.
Und ich hab es geplant, irgendwie. Ich hab geplant, dass dieser Mensch nicht mehr leben soll. Ich hab geplant, wie ich ihn töte, als ich ihn verfolgt habe. Das mit dem Jungen aus 2 kann man Notwehr nennen. Der Pfeiljunge war Mord. Ich hab ihn ermordet. Und ich kenne noch nicht mal seinen Namen.
Diese Erkenntnis treibt mir Tränen in die Augen, doch ich wische sie verächtlich mit meiner dreckigen, blutigen Hand weg. Ich weiß, dass es richtig war. Nicht richtig. Wichtig. Lebenswichtig. Unter diesen Umständen.
Es ist traurig, dass ich nie erfahre ob einer der beiden aus 11 gewinnt, doch ich hoffe es sehr. Besser sie als das Mädchen aus 2.
„Es tut mir Leid", sage ich laut, dass es jeder versteht. Ich weiß, dass das Kapitol das, auch wenn sie mich gerade filmen -und es kein interessanteres Gemetzel gibt- nicht ausstrahlen werden. Denn allein diese Entschuldigung beinhaltet eine leichte Systemkritik. Es zeigt, dass niemand töten will, auch wenn man eine noch so brutale Mörderin ist, die anderen Leuten von hinten einen Pfeil durch den Hals bohrt. Doch irgendjemand aus dem Kapitol wird es sehen und verstehen wie falsch das alles ist.
„Es tut mir Leid."
Ich schließe meine Augen und versuche die letzten Momente meines Lebens trotz allem zu genießen. Plötzlich höre ich den lauten, durchdringenden Knall einer Kanone. Distrikt 2.
14. 14 Leute bis nach Hause.
Ich bin müde. Am liebsten würde ich jetzt Zuhause in meinem Bett liegen und schlafen. Meine Mutter würde meine Wunde versorgen. Mein Vater wäre in den Kohleminen am Ende des Distriktes. Und mein Bruder würde neben mir sitzen und eine seiner verrückten Geschichten erzählen, die in seinem kreativen Kopf umher spucken. Und er würde mit mir Lieder schreiben. Und singen. Tja, die Mörderin vermisst ihre Familie.
Ich merke wie ich von Minute zu Minute schwächer werde. Ich umschließe mit meinen Fingern das Pfeilkraut. Irgendwann liege ich still.
Das letzte woran ich denke, bevor ich endgültig einschlafe ist 13. 13 Leute bis nach Hause.
13 Leute, aber nicht für mich.~Ende~
Bisschen dramatic, but it's okay, I guess :)
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Tribute von Panem
Historia CortaKein Großprojekt, nur short storys, die mir im Matheunterricht einfallen :)