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»Hörst du mich, Jeongguk?«

Die Worte schienen regelrecht an mir abzuprallen. Ich blinzelte mehrmals, öffnete meinen Mund, schloss diesen jedoch sofort wieder. Stattdessen sah ich den Fremden mit einem fragenden Blick an, tastete mich vorsichtig mit meinen Fingern voran. Wie ein kleines Kind ertastete ich die Welt um mich herum und begann bei der ersten Person, die ich zum ersten Mal nach meinem Erwachen bewusst erblickt hatte.

Der Mann sagte nichts gegen meine doch recht unbeholfenen Berührungen. Selbst meine Finger waren zu unkoordiniert und zuckten unsicher über seine Schultern und Brust. Der weiße Stoff seiner Kleidung war rau und roch eigenartig nach Desinfektionsmittel. Dennoch war sein Geruch klar und deutlich zu erkennen. Erneut umhüllte er mich und erweckte Gefühle und Erinnerungen, so unbekannt und nicht greifbar. Der Duft verführte mich dazu, den Kopf auf seine Schulter zu legen und die Nase leicht gegen seinen Hals zu drücken.

Ich konnte nicht sagen, warum ich es tat. Doch irgendwo gab es mir das Gefühl der Sicherheit. Als wäre ich Zuhause angekommen.

»Jeongguk.« Die tiefe Stimme schwang sanft, ich konnte die Vibrationen durch seine Kehle spüren. Nicht fähig zu antworten, verharrte ich in der Position und schnappte leise nach Luft. Ich realisierte nicht einmal, wie sehr ich mich an den fremden Mann festgekrallt hatte.

»Jeongguk.« Erneut der Name. Mein Name dem Anschein nach. Er erweckte keinerlei Gefühle oder Gedanken in mir. Ich verband keine Erinnerungen damit. Langsam sah ich zu dem Mann hoch. Dabei versuchte ich mich so aufrecht wie möglich aufzusetzen, selbst wenn es hieß, leicht Abstand von ihm nehmen zu müssen. Nichtsdestotrotz umgab mich weiterhin dieser wohlwollende Duft und versetzte mich weiterhin in Trance.

»Hörst du mich? Kannst du mich verstehen?«, fragte der Mann nach langsam und deutlich nach, damit ich auch alles in Ruhe verarbeiten konnte. Ein zaghaftes Nicken. Diesmal zögerte ich nicht mit meiner Antwort. Zu mehr war ich jedoch noch nicht fähig. Denn als ich versuchte, meinen Mund zu öffnen, kam nicht mehr als ein Krächzen heraus. Sofort schüttelte der Mann den Kopf und drückte seine Hand sanft auf meinen Hals.

»Überstürze es nicht. Dein Geist und dein Körper sind erst frisch erwacht. Die meiste Motorik funktioniert bei dir noch nicht einwandfrei.« Verdutzt starrte ich mein Gegenüber an. Nicht aufgrund dessen, was er gesagt hatte. Es war allein die warme Hand, die meine Haut mit nur dieser einen leichten Berührung zum Erhitzen brachte. Das Gefühl war zu vertraut.

Kurz schien es, als würde mein Gegenüber erneut zum Sprechen ansetzen, doch gleich darauf schloss er wieder seinen Mund und nahm die Hand von meinem Hals. Es wurde augenblicklich kalt. Dafür wurden meine Sinne nun komplett geweckt. Meine Sicht war klarer, jegliche Eindrücke wirkten intensiver und bewusster auf mich. Der Mann im weißen Kittel sah atemberaubend aus. Schwer zu beschreiben, was es war. Sei es sein schmales und zierlich wirkendes Gesicht oder die zotteligen schwarzen Haare, die ganz und gar nicht zu den kühl dunklen Augen passte, die voller Autorität strahlten. Die schmalen Lippen waren zusammengepresst, dasselbe mit seinen Händen. Sie lagen krampfhaft zusammengeballt auf seinem Schoß, wo sie eben noch voller Sanftmut über meine Haut gestrichen sind.

Mein Blick wanderte weiter. Unter dem Kittel trug er einen schwarzen Rollkragenpullover. Die Hose war ebenso schlicht gehalten. Der Mann sah mich nicht an, starrte leer auf einen Punkt im Raum, der in einem beruhigenden blauen Ton leuchtete. Es vergingen nur Sekunden und doch war es ein Moment für mich, der sich intensiv und lebendig angefühlt hatte.

»Du fragst dich sicher, wieso du hier bist. Dein Name ist Jeongguk. Einige werden dich auch mit RX37 ansprechen, aber ich bevorzuge deinen menschlichen Namen. Weil du ein Mensch bist. Vergiss das nie. Nenn mich ruhig Tae. Ich werde mich gut um dich kümmern.« Ein Lächeln bildete sich auf den Lippen des Mannes, der sich als Tae vorgestellt hatte. Wenn ich mich nicht irrte, dann wurde ich gerade Zeuge davon, wie die Kälte aus den dunklen Augen wich und eine gewisse Zuneigung ausstrahlte. Ich konnte sie ebenso spüren. Eine tiefe Sehnsucht, verankert in seinem Herzen, zerrte maßlos an ihm. Irgendwie ... war da ein Schmerz ...

Das Lächeln verschwand, die kühle Autorität kehrte zurück.
»Dass du hier bist, hat einen Grund«, begann Tae zu erklären und stand von dem Bett auf. Ich machte Anstalten ihm zu folgen, doch er wies mich an, sitzen zu bleiben.
»Um es direkt auszudrücken, bist du eine Kreation meiner eigenen Hände. Meine Erschaffung, geboren um der Welt zu beweisen, dass wir Menschen auf das Level eines Gottes steigen können. Unsterblichkeit und Macht, du bist das Symbol dafür. Die Hoffnung.«

Ich verstand nicht viel von dem, was Tae sagte. Macht und Unsterblichkeit. Deren Bedeutungen waren mir klar. Aber aus irgendeinem Grund wollten sie keinen Sinn in meinem Kopf ergeben. Kein Kommentar meinerseits. Tae schien zu merken, dass mir seine Erklärung nicht wirklich weiterhalf. Er schüttelte nur den Kopf und stellte sich vor die Kapsel, die beim näheren Betrachten mehr an einen Brutkasten erinnerte. Ein komisches Gefühl überkam mich, je länger ich ihn mir ansah.

»Ich brauche nur deine Hilfe. Ich hoffe, du kannst mir mit deinen Fähigkeiten ein wenig unter die Arme greifen. Mehr erwarte ich nicht von dir.«
Helfen. Auch dieser Begriff schien in meinen Gedanken keinen Zusammenhang zu finden. Tae helfen. Bei was? Forschungen? Es schien hier schließlich ein Forschungsinstitut zu sein. Ich selbst war womöglich das Ergebnis eines Experimentes.

Meine Füße berührten den nackten Boden, die Zehenspitzen strichen leicht über die kalte Oberfläche. Ich trug nicht mehr als eine weiße Shorts. Mein Körper war sonst frei. Als ich mit meinen Fingern über meine Brust tastete, konnte ich einige Dellen spüren, Stellen, die sich komisch anfühlten, beinahe hart und metallisch.

Tae sah mich mit einem scharfen Blick an. Er war nicht streng, aber dennoch auf eine gewisse Weise stechend. Ich hörte auf mich selbst abzutasten und schenkte ihm stattdessen wieder meine Aufmerksamkeit. Ein Nicken meinerseits auf seine vorherige Bitte. Wenn Tae es so wollte, dann würde ich ihm diesen Wunsch erfüllen.

Mein Körper hatte im Moment dennoch andere Wünsche, die er gerne erfüllt haben wollte. Zum einen zog mich der Gedanke gerade an, mehr mit meinem Körper auszuprobieren, zum anderen hatte ich auch Angst davor, erneut hinzufallen. Ich wollte die Motorik beherrschen und mehr Kontrolle über meine Handlungen haben. Umso mehr überstürzte ich mein Vorhaben. Mit etwas zu viel Ruck drückte ich mich vom Bett, schaffte es jedoch nicht, das Gleichgewicht auf meinen zwei Beinen zu halten.

Erneut fand ich mich in Taes Armen wieder. Scham machte sich in mir breit. Ein neues Gefühl, das mir nicht gefiel.
»Ich meinte doch, dass du nicht überstürzen solltest.« Es klang beinahe belustigt. Auch wenn es mir peinlich war - als ich erneut Taes Duft wahrnahm, drückte ich mich instinktiv an ihn und schloss meine Augen. Ich sah nur eine Wiese. Glühwürmchen, der frische Duft von Natur und Sommer. Hier wäre ich gerne geblieben ...

Das Bild änderte sich. Feuer breitete sich um mich herum aus. Wo die Wärme eben noch angenehm war, so loderte sie sengend heiß, fraß sich durch meine Haut, noch bevor ich dem überhaupt entkommen konnte. Die Asche setzte sich in meinen Lungen fest und hielt mich davon ab zu atmen. Erneute Panik. Todesangst. Ich brach zu Boden, als mich das Feuer einnahm.

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𝐄𝐫𝐫𝐨𝐫 𝐑𝐗37 ᵏᵒᵒᵏᵛWo Geschichten leben. Entdecke jetzt