Kapitel 49 - Verleugnung

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Elodie

Keine Ahnung woher ich den Mut nahm um Ethan eine Abfuhr zu erteilen. Sobald ich diese Worte ausgesprochen habe lief ich an einem Ort im Schwimmbad, an dem ich nicht so schnell gefunden werden konnte. Ich lehne mich gegen die Wand und krümme meinen Körper nach vorne. Ich bekomme keine Luft und Tränen überfluten meine Wangen.

Es tut so weh, dass meine Brust zu stechen beginnt. Von ihm zu hören, dass er mich liebt ist zwar in erster Linie ein befreiendes Gefühl doch zugleich brach alles in mir ein. Es ist zu viel zwischen uns passiert als das wir einfach wieder zurückrudern könnten. Es ist zu spät. Ich muss darüber hinwegkommen. Nur noch zwei Tage. Dann bin ich weg. Dann lasse ich alles hinter mir und konzentriere mich nur noch auf die Zukunft. Eine Fernbeziehung würde sowieso nicht funktionieren.

Sobald ich mich beruhigt habe, kehre ich zu meiner Mutter zurück. Wortlos packe ich meine Sachen.

»Was machst du?« Mit einem Finger drückt sie ihre Sonnenbrille ein Stück nach unten sodass sie mich besser sehen kann.

»Das ist alles deine Schuld.« Ohne weitere Erklärungen gehe ich aus dem Schwimmbad.

Schnell rufe ich Alec an, damit er mich abholt. Es dauert zwar volle zwanzig Minuten, doch ich wollte keine weitere Sekunde mehr da drinnen verbringen.

Ein Hupen holt mich zurück in die Realität. Ich sehe nach vorne und sehe Alecs blauen Ford. Ohne zu zögern, hüpfe ich hinein.

»Was ist denn passiert?«, fragt er als er mein knallrotes Gesicht erblickt.

»Ethan.« Meine Lippen beginnen zu beben.

Er zerstörte in den paar Minuten genau das, was Alec mühselig die letzten Tage aufgebaut hatte.
Langsam streiche ich mit meinen Fingern über meine Lippen. Wieso hat er mich nur heute schon wieder geküsst? Ein Abschiedskuss? Oder wollte er mir damit wirklich eine Botschaft senden? Und, wenn ja, welche? Zu viele Möglichkeiten rasen durch meinen Kopf. Ich schließe meine Augen und versuche wieder eine geregelte Atmung zu bekommen.

An meiner Einfahrt angekommen, steige ich sofort aus und laufe gemeinsam mit Alec in mein Zimmer hoch. Ich packe alles ein, dass ich für Miami brauchte und mitnehmen konnte.
Nie wieder! Ich will nie wieder hierher zurückkommen! Meine eigene Mutter hat mich verraten. Ich meine, hallo? Wie konnte sie sich nur diese scheiße herausnehmen und versuchen mich zu Ethan zu drängen? Wie konnte er mich nur verlassen und wie konnte ich all die Zeit nur so blind sein? Ich hätte es wissen müssen. Von Anfang an. Ich wollte es ja nicht einmal. Dieses ganze Chaos das in mir herrscht habe ich von Anfang an abgelehnt!

Habe wirklich ich alles losgetreten? Wer hat wen zuerst geküsst?

Ich versuche mich an damals zu erinnern - was mir nicht schwerfällt. Wenn ich an seine weiche Haut denke. An seinen Blick den er mir zuwarf. Ich weiß noch wie ich jeden einzelnen Muskel anspannte. Ich spürte diesen Druck zwischen ihm und mir. Als er dann so nahe war, dass ich seinen Atem auf meiner Haut spüren konnte, hatte ich noch eine Abstoß-Reaktion. Ich hätte ihm sagen sollen, dass wir das nicht tun sollten, doch im selben Moment lehnte ich mich nach vorne und unsere Lippen berührten sich das erste Mal. Es fühlte sich so gut an, dass ich nicht mehr aufhören wollte. Ihm schien es ebenso zu ergehen. Erst das klatschen der anderen Personen im Raum riss uns wieder auseinander. Es ist meine Schuld. Das alles hier. Ich wische mir schnell eine Träne von der Wange, in der Hoffnung, dass es Alec einfach nicht ansprach.

»Hast du alles?« Sein besorgter Gesichtsausdruck ist auch kaum auszuhalten.

»Ja. Ich denke-« Ich öffne meine Schublade und schnappe mir meinen Pass. »-ich habe alles.« Schnell packe ich ihn in meine Tasche. Mom und Dad werden bestimmt angepisst sein, doch egal. Es interessiert mich nicht. Sie wissen wo ich sein werde. Paar Tage auf oder ab machten das Kraut auch nicht mehr fett. Ich schließe die Tür und damit auch ein ganzes Kapitel meines Lebens.

Love El   [Teil 1/3]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt