Anziehung

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Innerlich kochend sah er zu seiner Mutter rüber, die bei seinem Blick sofort den Kopf wegdrehte und sich auf einmal ganz intensiv mit der Frau von Steve unterhielt.

„Und du bist also Arzt in San Francisco?", fragte Bart, der Vater des hübschen großgewachsenen Omegas, der ihn unverhohlen musterte.

„Ja. Ich habe gerade meinen Facharzt für Anästhesie gemacht. Derzeit bekleide ich eine Assistenzarztstelle, aber in Kürze werde ich die Oberarztstelle eines Kollegen übernehmen.", sagte er stolz und fuhr sich durch die Haare, lehnte sich zurück, verschränkte die Arme vor der Brust. Harry war unglaublich stolz auf seinen Werdegang, denn er hatte für all das hart gearbeitet, um diesen Traum erfüllen zu können.

„Aber wie willst du denn dann bitte deinen Posten als Alpha nebenbei bekleiden? Als Arzt im Krankenhaus ist man doch ständig dort, wenn man den Medien von der Überforderung des medizinischen Personals Glauben schenkt.", fragte nun Mark, der seinen Sohn Louis zum wiederholten Mal anstupste, sodass dieser unter wütendem Gemurmel nun sein Handy wegsteckte, sich aber weiterhin uninteressiert im Saal umsah.

„Ich will diesen Posten nach wie vor nicht besetzen. Ich hasse es, dass wir unter den Lykantrophen so sehr mit der Gleichberechtigung hinterherhinken. Gemma, meine ältere Schwester, ist wie geboren für diesen Job. Auch sie ist eine Alpha, aber unsere Statuten besagen leider, dass nach wie vor nur männliche Alphas ein Rudel führen dürfen."

Sofort sahen ihn die fünf Alphas mit großen Augen an. Das jemand so despektierlich über die Regeln und Gesetze sprach, kam ihnen vermutlich selten unter.

„Ich denke, dass du deine Worte noch mal überdenken solltest, junger Mann.", tadelte nun auch direkt der Vater von Brittany, doch Harry schüttelte nur den Kopf.

"Sicher nicht."

„Doch, ich gebe dir Recht John.", Bart nickte eifrig. „Wir haben ein Erbe und das müssen wir in Ehren halten und du trittst es gerade zu mit Füßen, wenn du derartige Reformen forderst. Eine Alphafrau hat nie die Stärke eines männlichen Alphas, Harry. Deshalb wäre deine Schwester nie in der Lage das Rudel zu schützen. Wenn ich mir diese zarte Person allein bei einer Unterredung des Rates vorstelle..."

Der junge Arzt musste sich beherrschen, das Knurren, was ihm fast entwichen wäre, zu unterdrücken. Das hier war eine Farce. Gemma sah vielleicht zierlich und schwach aus, aber sie war alles andere als das. Neben einer Kampfausbildung, die so ziemlich jeden Mann alt aussehen lassen würde, im Zweikampf mit ihr, war sie für ihn eine der schlausten Frauen, denen er je begegnet war. Wenn jemand ein Rudel leiten konnte, dann sicher sie.

„Ehrlich? Solange es noch Veranstaltungen wie diese hier gibt, wo versucht wird von den alten Alphas deren Omegas an den Mann zu bringen, werden wir auf unserem Entwicklungsstand stehen bleiben. Wir sind Relikte der Urzeit und benehmen uns auch so. Ich verspreche, wenn ich hier den Alphaposten übernehmen sollte, werde ich dafür kämpfen, dass Gleichberechtigung Einzug hält. Das Frauen genauso in Führung gehen können, wie Männer. Ich habe dieses Rollenverständnis satt."

Das war der Moment, in dem Louis das erste Mal aufblickte und Harry in seinem Gesicht ein kleines Lächeln entdeckte. Auch ein kleines zustimmendes Nicken war zu sehen und er spürte, wie ein kleines Kribbeln in seinem Bauch bemerkbar machte, das er schnell wieder zu verdrängen versuchte.

„Ich denke wir sollten uns das nicht länger anhören. Du wirst einen anderen Alpha finden, Brit.", sagte ihr Vater und stand auf, zog das blonde Mädchen auf die Füße.

Genauso direkt danach der andere Vater, der das Mädchen mit dem unglaublich einladenden Ausschnitt packte und mit sich zog.

„Da waren es nur noch drei.", der Alpha, dessen Sohn Tony noch immer auf dem Stuhl hin und her hibbelte grinste den anderen hinterher.

Unwanted Leadership (Alpha/Omega) - Larry Stylinson AUWo Geschichten leben. Entdecke jetzt