Während der Oktober sich zum Ende neigte, zogen stürmische Winde auf und brachten Regen und Kälte mit sich. Und so schön der Gedanke an ein magisches Schloss auch erscheinen mochte, gerade wünschte Lyanna sich moderne Muggle-Heizungen zurück.
Während sich die Schüler in Hogwarts vor den Kaminen ihrer Gemeinschaftsräume drängten, blieb Lyanna in der eisigen Bibliothek zurück und schlang ihren silber-grünen Schal noch enger um sich. Ihre tauben Finger klammerten sich um die Seiten eines weiteren dicken Buches. Wenigstens hatte sie die Bibliothek so praktisch für sich alleine. Selbst Lucy war schon gegangen. Sie hatte die letzten Tage brav mit Lyanna die Bibliothek durchforstet und eine Liste von Büchern erstellt, die laut dem Zettelkatalog (altmodisch wie zu erwarten) Astronomie, Sterne, Planeten oder Wahrsagen erwähnten, was eine tagesfüllende Aufgabe gewesen war. Da hatte Lucy nicht sonderlich Lust gehabt, auch noch an Halloween eine Sonderschicht zu schieben, und Lyanna hatte ausnahmsweise auch nichts dagegen gehabt. Es war schließlich nur ein Abend und sie hatten die ganze Woche, schon genug zu tun, gehabt. Außerdem hatte sich Lucy schon früher immer Wochen lang auf Halloween gefreut und passende Kostüme für sich selbst und Lyanna rausgesucht. Jetzt als tatsächliche Hexe, in einem Schloss voller Magie und Geistern feiern zu können, wollte Lyanna ihr nicht verderben.
Also war sie alleine zurück geblieben - natürlich mit dem Versprechen pünktlich für die Feier da zu sein - und hatte sich weiterhin über Es steht in den Sternen - Wie Sternenkonstellationen deine Zukunft bestimmen gebeugt.
Der Inhalt war tatsächlich so vielversprechend wie der Titel und Lyanna machte sich nebenbei Notizen.
Der Pergamentstapel voller Notizen neben ihrem Bett hatte schon vor Wochen so überhand genommen, dass Pansy ihr irgendwann ihr Notizbuch gegeben hatte, solange Lyanna versprach, aufzuhören ihren gemeinsamen Schlafsaal vollzumüllen.
Es war verzaubert, damit ihr die Seiten nie ausgingen und es doch bequem in ihre Tasche passte. Lyanna hatte ihr im Gegenzug ihre Verwandlungshausaufgaben für die Woche gegeben. Alleine mit Es steht in den Sternen hatte sie schon vier Seiten gefüllt und sie war gerade mal bei der Hälfte.
Die Autorin berichtete davon, wie schon Zauberer im antiken Griechenland Sternenbilder und Planetenlaufbahnen dokumentiert und genutzt hatten, um die Ausgänge von Kriegen und dergleichen vorherzusagen. Die Römer führten die Forschung weiter und waren auch die, die Planeten verschiedenen Göttern zuordneten, je nachdem welche Auswirkungen sie beobachteten. Unter Mars wurden Krieger geboren und Schlachten entschieden. Wer sich unter Venus vermählte würde schöne Kinder haben und dergleichen. Schon bald merkte man, dass das aber nicht die einzigen Komponenten sein konnten. Spätere Gelehrte fanden heraus, dass nicht nur die Planeten selbst, sondern auch ihre Positionen zueinander und in welchem Sternenbild sie standen eine Rolle spielte. Eine genaue Vorhersage beinhaltete die Positionen der Planeten und Sterne, in welchem Winkel sie zu einander, der Sonne und dem Betrachter standen, um welche Jahreszeit es sich handelte und welche Mondphase gerade war.
Das ganze zu berechnen, schien also noch aufwendiger zu sein als Lyanna es befürchtet hatte. Dennoch war sie guter Dinge und merkte kaum, wie die Zeit verging. Häufig vergaß sie überhaupt zum Abendessen zu kommen, was zur Folge hatte, dass Lucy immer wieder versuchte sie mit Keksen vollzustopfen während sie in der Bibliothek waren, trotz Madam Pince's mehrfacher Ermahnung, dass Essen in der Bibliothek nicht gestattet war.
"Sie sind immer noch hier? Sollten Sie nicht bei der Halloweenfeier sein?" Lyanna war so in Ihrem Buch vertieft, dass sie gar nicht bemerkt hatte, wie Madam Pince, die strenge Bibliothekarin, hinter ihr aufgetaucht war.
"Ich will nur noch ein paar Dinge erledigen, dann gehe ich zur Feier," sagte Lyanna und deutete vage auf ihren fast fertigen Astronomieaufsatz.
Sie machte sich nicht die Mühe, die Wahrsagenbücher zu verstecken. Madam Pince wusste mit ziemlicher Sicherheit Bescheid, worüber Lucy und sie die ganze Zeit recherchierten. Es zu verdecken, würde nur den Anschein erwecken, dass sie etwas Verbotenes taten. Außerdem war es vielleicht ganz gut, wenn ihr ein Wechsel zu Astronomie und Wahrsagen auffiel. Dann kamen sie und Lucy wenigstens wie viel zu motivierte Erstklässler rüber.
"Aber die Feier ist schon im vollen Gange. Wenn du noch was von der Kürbistorte abbekommen willst, musst du dich beeilen," sagte Madam Pince kopfschüttelnd.
Lyanna's Kopf fuhr herum zur Uhr. Fast acht! Sie hatte schon vor fast einer Stunde losgemusst. Fluchend stopfte sie ihre Feder und Pergament in ihre Tasche und schnappte sich die Bücher.
"Für das müssen sie aber noch den Ausleihschein ausfüllen." Madam Pince's Blick ließ keine Wiederworte zu - oder eher gesagt wusste Lyanna, dass es ein Kampf ohne vielversprechende Aussicht war - und sie unterschrieb mit zusammengebissenen Zähnen auf der Liste, bevor sie aus der Bibliothek hastete.
Lucy würde ihr einen unerträglich, rechtschaffenden Blick zuwerfen und Draco und Pansy würde sie fragen, was denn bitte so wichtig gewesen sein könnte. Und sie würde sich schon wieder rechtfertigen müssen, als würde es sie irgendwas angehen. Lyanna fragte sich sowiso, was sie dachten, was sie hier so lange in der Bibliothek tat. Bloß Hausaufgaben konnten es ja wohl kaum sein, da schätzte sie ihre Hauskameraden intelligenter ein. Konnte sie vielleicht einfach behaupten, ihrer Schwester Nachhilfe zu geben? So wollte sie Lucy aber auch nicht vor den Zug schmeißen. Das wäre ihr gegenüber unfair. Oder machte sie sich einfach zu viele Gedanken? Die anderen hatten schließlich auch ein eigenes Leben und für gewöhnlich machten sich die meisten keine allzu großen Gedanken um ihre Mitmenschen - warum auch? Für gewöhnlich waren die Antworten ohnehin banal. Kaum jemand verbarg ein großes Geheimnis, jedenfalls kein Erstklässler, warum sollte also jemand davon ausgehen, dass ihre Zeit in der Bibliothek, also nicht einmal ein für eine Schülerin ungewöhnlicher Ort, auch nur im Ansatz verdächtig sein sollte?
Auf einmal kam sie sich unglaublich lächerlich vor. Wie paranoid sie doch war! Sie wartete seit zwei Monaten darauf, dass irgendetwas schlimmes geschah, dass jemand Verdacht schöpfte, aber nichts passierte. Es konnte doch nicht sein, dass sie in die Vergangenheit geworfen wurden und absolut nichts schlimmes passierte!
Thump
Lyanna blieb wie festgefroren stehen. Was war das für ein Geräusch? Der Korridor war menschenleer. Alle sollten in der großen Halle sein und Kürbispasteten in sich hinein stopfen... Aber das Geräusch hatte sie sich ganz sicher nicht eingebildet. Schlich sich jemand durchs Schloss?
Beinahe lautlos schlich Lyanna den Korridor entlang und riskiert einen flüchtigen Blick um die Ecke. Ihr stockte der Atem.
Eine Kreatur, dreimal so groß wie ein Bär, grauliche Haut und grobschlächtige Züge.
In der einen gullideckel-großen Hand hielt er eine riesige Keule, mit der anderen hob er eine bucklige Mamorstatue auf, die er wohl von ihrem Sockel gestoßen hatte. Der Geruch nach modrigen Socken und Verwesung verschlug ihr den Atem. Ein Troll.
Lyanna's Gedanken waren wie eingefroren, als hätte der Anblick alleine ihre Festplatte überladen. Wie in Zeitlupe fühlte sie, wie das Buch ihren Armen entglitt und, ohne dass sie es verhindern konnte, dumpf auf den Boden aufschlug. Das Geräusch riss sie auf ihrer Trance.
Was machte sie hier? Sie musste so schnell wie möglich weg! Aber wie schnell war so ein Ding?
Sie hatte nur ein wenig über Trolle in ihrem Verteidigung gegen die dunklen Künste Buch gelesen, aber genug, um zu wissen, dass sie schleunigst hier weg musste, wenn sie nicht gefressen werden wollte.
Hatte sie überhaupt eine Chance, sobald es sie bemerkt hatte? Er konnte den Aufprall unmöglich überhört haben.
Lyanna hielt den Atem an und lauschte. Für einen Moment war es still. Dann schlurfende, schwere Schritte in ihre Richtung.
Verdammt.
Schnell hob sie das verfluchte Buch auf und eilte den Korridor hinunter, immer noch so leise wie möglich.
Der Troll war zwar auf Lyanna aufmerksam geworden, aber er lief langsam und sofern ihre rasenden Gedanken es beurteilen konnten, hatte sie ihn nicht aggressiv gemacht. Noch nicht. Wenn sie es schaffen konnte, sich zu verstecken, bevor er sie sah, würde es hoffentlich so bleiben.
Okay, aber wo hin?
Die Klassenräume waren definiv verschlossen und sie würde keine Zeit verschwenden, zu versuchen an einer Tür zu rütteln.
Das nächste was ihr in den Kopf kam, war sich hinter einer Statue oder bei einer Rüstung in ihrer Nische zu verstecken.
Ebenfalls keine gute Idee. Die nächste Statue war eine dünne, hochgewachsene Hexe, die sie nur mit viel Glück verbergen könnte und die Rüstungen würden scheppern, wenn sie sich zu ihnen zwängen würde - also eher ungeeignet zum Verstecken. Die Schritte kamen stetig näher, wenn er um die Ecke bog würde es sie sehen!
Fieberhaft suchten Lyanna's Augen den Gang nach irgendetwas ab, einer Nische in der sie sich mit ein wenig Glück nun doch verstecken könnte oder...die Mädchentoiletten!
Ihre Schritte beschleunigten sich noch weiter, verfielen nun doch in ein Rennen. Sie hatte nur noch Augenblicke.
Lyanna riss die Tür zur Toilette praktisch auf und schlüpfte hinein, ohne noch einen Blick hinter sich zu werfen. Ihr eigener Puls trommelte in ihren Ohren. Für einen Moment blieb sie mit geschlossenen Augen gegen die Kälte Steinwand gelehnt. Hatte sie es geschafft oder hatte die Kreatur sie vorher gesehen? Was würde sie machen, wenn er hier herein kam?
Nach Hilfe rufen wäre zwecklos, weit und breit war keiner, alle waren in der großen Halle, außer vielleicht Madam Pince, aber sie war auch viel zu weit weg. Sie war auf sich alleine gestellt.
Aber sie war eine Hexe verdammt nochmal. Sie hatte ihren Zauberstab, um sich zu verteidigen! Also, was für Zaubersprüche kannte sie, die ihr gegen den Troll helfen konnten? Langsam ebbte das Pochen in ihren Ohren ab und sie konnte wieder mehr als nur ihren eigenen Herzschlag hören. Plötzlich fiel ihr auf, dass sie nicht alleine war. Aus einer Kabine ertönte Schluchzen.
Das Geräusch riss sie ein wenig aus ihrem Schock. Vorsichtig schlich sie zur Kabine herüber und legte auf dem Weg ihre Sachen unter den Waschbecken ab. Bloß ihren Zauberstab behielt sie in der Hand.
"Hallo, alles in Ordnung?" Lyanna kam sich ein wenig dämlich vor, angesichts der Situation, so etwas zu fragen, zumal sie flüsterte, aber ihr fiel nicht ein was sie sonst sagen sollte.
Das Schluchzen verstummte. Die Person schien sie, erst jetzt bemerkt zu haben. Die Tür wurde geöffnet und sie stand einer ein wenig verquollenen Hermine Granger gegenüber.
"Oh...alles in Ordnung. Ich war nur ein wenig aus der Bahn geworfen heute...," sagte Granger ein wenig verlegen und wischte sich hastig die Tränen von den Wangen. "Ich wollte nur alleine sein, weil...Alles in Ordnung?"
Sie sah Lyanna irritiert an, die sie, während sie geredet hatte, versuchte sie wieder zurück in die Kabine zu drängen.
"Tut mir leid, aber kannst du bitte kurz still sein?", flüsterte Lyanna und versuchte angestrengt nach den schweren Schritten des Trolls zu lauschen.
Granger's Unterlippe begann erneut zu beben und Lyanna überkam das Gefühl, dass sie sich schon wieder falsch ausgedrückt hatte. "Nicht dass ich nicht hören will, was passiert ist. Es ist nur so, dass wir leise sein müssen, damit der Troll uns nicht hört."
"Der Troll? Wovon redest du?" Granger sah sie mit hochgezogenen Augenbrauen an.
"Irgendwer hat einen Troll ins Schloss gelassen und ich weiß nicht, ob er mir hierher gefolgt ist. Also psst," flüsterte Lyanna, diesmal mit mehr Nachdruck.
Granger stieß ein erschrockenes Quietschen aus. "Meinst du das ernst?"
Lyanna nickte stumm und lauschte. Eine Herzschläge lang war es still. Dann ertönte ein dumpfes Geräusch, eine Tür, die schwungvoll gegen die Steinmauern stieß. Der schwere Gestank des Trolls stieg ihr in die Nase.
Lyanna hielt den Atem an und umklammerte ihren Zauberstab noch fester. Granger griff erschrocken nach ihrem Ärmel. Trolle waren nicht besonders klug, vielleicht würde er direkt wieder gehen, wenn er sie nicht sah? Oder hatte sie nicht irgendetwas über den guten Geruchssinn der Trolle gelesen? Über durch diesen Gestank hindurch konnte er sie doch unmöglich riechen.
Auf einmal splitterte das Holz der Kabine neben ihnen. Granger schrie und Lyanna duckte sich instinktiv. Splitter regneten auf sie herab. Sie Zwang sich dazu wieder nach oben zu schauen. Kleine, blasse Augen starrten sie aus viel zu großen Höhlen auf sie herunter, fast schon überrascht über seinen Fund.
Alles, was Lyanna herausbrachte, war ein ersticktes Keuchen, bevor die Keule erneut auf die Kabine hinab sauste. Dieses Mal war es Granger, die sie zu Boden riss, keine Sekunde zu früh.
Von der Kabine neben ihnen war nichts mehr übrig, die Tür die zwischen ihnen und dem Troll gewesen war hing nur noch in den Angeln. Wenn sie noch länger hier blieben, erging es ihnen sicher nicht besser als den Holzwänden.
"Flipendo!", rief Lyanna und richtete ihren Zauberstab auf den massiven grauen Schädel des Trolls. Statt aber zurück geschoben zu werden, prallte der blasse Strahl ab ohne ihn auch nur zum Stolpern zu bringen. Stattdessen schüttelte er verwirrt den Kopf, als schwirrte eine nervige Fliege um ihn herum. Hatte sie es falsch gemacht? Oder wirkten solche Zauber bei Trollen nicht? Aber es wirkte doch auch bei Zauberern, sogar bei Kissen!
Fluchend hechtete Lyanna über die Holzreste herüber zu den Waschbecken.
Sie dürfte sich auf keinen Fall weiter so in eine Ecke drängen lassen. Irgendwie müssten sie es zur Tür schaffen. Doch als sie sich umdrehte, um Granger genau das zu sagen, sah sie, dass sie sich keinen Millimeter bewegt hatte. Wie in Schockstarre stand sie an die Wand gepresst, unfähig irgendwas anderes zu tun, als den Troll anzustarren.
"Granger!" Aber sie schien Lyanna gar nicht zu hören. Der Troll holte erneut mit seiner Keule aus. Verzweifelt zermarterte sie ihren Kopf nach einem Ausweg. Ihr Spruch hatte keine Auswirkungen auf den Troll, warum auch immer, und sie bezweifelte, dass er durch Lumos abgelenkt werden konnte. Aber seine Kleidung! Sie war nicht geschützt.
"Incendio," rief Lyanna und zielte auf den schmuddligen Lendenschurz, der augenblicklich Feuer fing.
Das Brüllen ließ Lyanna's Knochen vibrieren, sie hatte das Gefühl ihre Beine würden jeden Moment unter ihr nachgeben.
In wilder Panik um sich schlagend riss es Waschbecken von der Wand, Wasser begann aus den Wänden zu spritzen und flutete den Boden. Lyanna schaffte es gerade so, seiner Keule auszuweichen, nur um einen Moment später von seinem anderen um sich schlangenden Arm von den Füßen gerissen zu werden.
Hart prallte sie gegen die Wand und ihre Welt begann sich zu drehen. Am liebsten hätte sie die Augen geschlossen behalten und wäre liegen geblieben, so überwältigend war der Schmerz der ihre Brust durchzuckte. Zitternd versuchte Lyanna Luft zu holen und öffnete ihre Augen.
Das sich aus den Wänden ergießende Wasser schien die Kleidung des Trolls gelöscht zu haben, aber er schnaubte in Rage und begann, mit seinen kleinen Schweinsäuglein nach dem Verursacher seines Schmerzes zu suchen.
Immernoch benebelt, tastete Lyanna nach ihrem Zauberstab, aber erfolglos. Sie hatte keine Chance.
Verzweifelt suchte sie nach einer Lösung, irgend etwas, was sie übersehen hatte, aber ihr Kopf dröhnte zu sehr, als dass sie einen klaren Gedanken fassen konnte.
"Ey, Erbsenhirn !" Lyanna sah aus dem Augenwinkel etwas fliegen und den Troll am Kopf treffen, konnte aber nicht genau hinsehen, weil sie stattdessen mühevoll den Hals verrenkte, um zu sehen von wo die Stimme gekommen war.
Inmitten von Scherben und Wasser stand Lucy, Potter und Weasley neben ihr, und starrte den Troll herausfordernd an. Der Troll drehte sich um zum Ursprung des Rufens, auch wenn er die Beleidigung wohl kaum verstand. Potter rannte an ihm vorbei zu Granger, die immer noch kreidebleich in den Überresten der Toilette stand und begann, sie anzubrüllen, um sie aus ihrer Schockstarre zu lösen. Die lauten Geräusche und das Hallen schien den Troll in den Wahnsinn zu treiben, denn er drehte sich mit einem frustrierten Brüllen zurück zu Harry und Schnitt ihm den Weg ab. Diese Zeit nutzte Lucy, um zu Lyanna herüber zu sprinten und sich neben ihr auf den Boden zu knien.
"Komm, wir müssen hier raus!"
"Dabei ist der Boden hier so bequem," presste Lyanna zwischen den Zähnen hervor und stützte sich auf ihre Schwestern um wieder auf die Füße zu kommen. Das Stechen in ihrer Seite wurde stärker und sie musste die Zähne zusammen beißen, um nicht aufzuschreien. "Habt ihr Hilfe geholt?"
Lucy schüttelte den Kopf. "Wir haben euch gehört und sind direkt gekommen."
"Dann nimm deinen Zauberstab und hilf den anderen. Einen Troll kann man nicht einfach- -"
Ein dumpfes Geräusch ließ Lyanna herum fahren, gerade rechtzeitig, um zu sehen, wie der Troll zu wanken begann und dann bäuchlinks zwischen ihr und Potter, Weasley und Granger aufschlug.
Erschrocken wankte Lyanna zurück. Wie...wie hatten sie das geschafft? Ungläubig starrten sie einander an. Ihre Beine begannen, unerklärlicherweise erneut zu zittern, und sie klammerte sich stärker an die Schulter ihrer Schwester.
"Wie habt ihr das gemacht?", rief Lucy ungläubig.
Weasley kratzte sich nervös am Kopf. "Wingardium Leviosa. Hab ihn mit seiner eigenen Keule am Kopf getroffen."
"Wahnsinn!"
Vorsicht kniete Lyanna sich hin und hob ihren Zauberstab auf, der in den Scherben, unweit ihrer in Wasser getränkten anderen Sachen auf dem Boden lag. Madam Pince würde ihr den Kopf abreißen, wenn sie das Buch zurück gab. Aber das war ihr jetzt egal.
"Was um alles in der Welt habt ihr euch gedacht?" Auf einmal stand Professor McGonagall im Raum, Snape und Quirrell im Schlepptau. Ihre Lippen waren weiß, so stark presste sie sie zusammen. Sie schien innerlich zu kochen. "Ihr könnt euch glücklich schätzen, dass ihr noch am Leben seid. Warum seid ihr nicht in euren Schlafsälen?"
Lyanna versuchte sich ein wenig aufzurichten um nicht ganz so einen erbärmlichen Eindruck zu machen bevor sie zu einer Erklärung ansetzte, Granger kam ihr aber zuvor.
"Es war meine Schuld Professor McGonagall. Sie haben nach mir gesucht. Ich wollte den Troll alleine finden weil ich...ich dachte ich könnte mit ihm fertig werden, weil ich ja alles über sie gelesen haben..."
Lyanna starrte verwirrt die Szene vor sich an. Warum nahm sie die Schuld auf sich? Niemand von ihnen hatte etwas falsch gemacht, sie hatten sich bloß vor dem Troll versteckt. Aber sie unterbrach sie nicht. Sie hatte sicher irgendeinen Grund für was auch immer sie da tat.
McGonagall bedachte Granger mit einem enttäuschten Blick und zog ihr 5 Hauspunkte für ihr vermeintlich törichtes Verhalten ab, bevor sie sie wegschickte, und anschließend Lucy, Potter und Weasley, die die Szene genau so ungläubig beobachteten jeweils 5 Hauspunkte gab, was Hermione's Abzüge schon wieder mehr als ausgleichte. Dann waren sie bei Lyanna angekommen, die sich lieber aus der Diskussion rausgehalten hatte und auf ihre mühevolle Atmung konzentrierte. "Und warum waren sie hier, Miss Evans ?", fragte Professor McGonagall.
"Wenn es in Ordnung ist, würde ich die Maßregelung meiner eigenen Schüler selbst übernehmen," unterbrach Professor Snape sie mit einem kalten Unterton.
"Selbstverständlich, Severus. Ich werde währenddessen sicher gehen, meine Schüler diesmal den Weg zu ihrem Gemeinschaftsraum finden," sagte McGonagall, den Tonfall wenig beachtend, und wandte sich zum Gehen. Lucy, die mittlerweile wieder bei Lyanna war, um sie zu stützen, machte keine anstalten zu gehen und keiner machte sich die Mühe sie weg zu schicken.
"Also, was hatten sie hier zu suchen?" Snape musterte sie eingehend, als wollte er eine Lüge aus ihr herausziehen.
"Ich war in der Bibliothek und habe die Zeit vergessen. Auf dem Rückweg bin ich auf den Troll gestoßen und habe mich hier versteckt. Die anderen sind gerade gekommen, als ich gegen die Wand geworfen wurde."
"Ich verstehe. 10 Punkte für Klugheit statt Heldenmut," antwortete er nickend. Lyanna war einfach nur dankbar, dass sie nicht weiter sprechen musste. "Lassen sie sich von ihrer Schwester in den Krankenflügel eskortieren. Sie sehen aus als hätten sie zumindest eine Gehirnerschütterung."
Lyanna nickte stumm und gemeinsam humpelten sie und ihre Schwester auf den Gang hinaus, während Snape und Quirrell zurück bleiben um den Troll zu inspizieren.
"Woher wusstet ihr, dass ich hier war?", fragte Lyanna nach einigen Momenten der Stille.
"Eigentlich haben wir nach Hermione gesucht... Ich dachte du wärst sicher in der Bibliothek," murmelte Lucy verlegen.
"Wäre ich nur da geblieben... Dann hätte ich mir das hier ersparen können," brummte Lyanna.
Lucy grinste. "Ich hab dir Kürbistorte eingepackt. Und ganz viele Süßigkeiten. Wusstest du, dass es aus Berty Botts Bohnen mit Kleber Geschmack gibt?"
"Du weißt schon was alle Geschmacksrichtungen bedeutet?"
Lucy stubste die spielerisch in die Seite und Lyanna stöhnte schmerzerfüllt auf. "Oh sorry, ich wollte dir nicht weg tun."
"Hmm, ich will gar nicht wissen wie es dann aussieht wenn du mir wirklich weh tust." Aber sie stützte sich erschöpft weiter auf ihre Schwester.3357 Wörter
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Through The Ages - A Harry Potter Story
RomanceDer Sommer der ihr Leben verändern würde, der eine Sommer von dem sie immer geträumt haben. Ein Urlaub in London. Sie hätten wissen sollen, dass im Leben nichts so kommt wie man es sich vorstellt. Nicht im Ansatz. alle Urheberrechte sind der Erschaf...