Kapitel 9

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~eine Woche später~


Morgen war es soweit, die Pressekonferenz stand vor der Tür. Mein Kleid war eben angekommen und während ich vor dem Spiegel stand und mich bewunderte, legte ich mir ein paar Sätze zurecht und übte ein einigermaßen akzeptables Kameralächeln. Der weiße Stoff des Kleides lag eng an, es hatte einen Ärmel und war hochgeschlossen. Ich würde dazu weiße, hohe Schuhe und goldenen Schmuck tragen, das sah am elegantesten aus. Ich musste wirklich zugeben, dass ich mich auf die Reporter und den Trubel irgendwie freute, obwohl es vermutlich ein sehr anstrengender Abend werden würde. Ich stieg kurz unter die Dusche, zog mich danach wieder um und ging zu Wanda in die Küche. Sie hatte mich seit dem Tag, an dem ich mit den Jungs trainiert hatte, ständig gefragt, was denn los gewesen war, und mittlerweile wollte sie auch wissen, ob etwas zwischen mir und Loki war. Heute würde ich ihr endlich alles erzählen. Als ich bei ihr ankam, saß sie mit einem Marmeladentoast am Esstisch und lächelte zu mir rüber. Außer ihr war niemand da, jeder war mit Teilen der Vorbereitungen beschäftigt. Ich setzte mich mit einem Glas Orangensaft und einem Toast mit Butter zu ihr, erleichtert, dass wir allein waren. Es reichte, dass sie es unbedingt erfahren wollte. "Und jetzt raus mit der Sprache", meinte sie aufgeregt und ich kicherte. Ich überlegte kurz, wie ich es am besten sagen sollte, ohne dass sie vom Stuhl fiel, dann atmete ich tief durch und sagte: "Ich glaube, ih habe so etwas wie... Gefühle entwickelt... für Loki." 

Wanda verschluckte sich an ihrem Wasser und hustete erst einmal. Als sie sich wieder beruhigt hatte, rief sie entgeistert: "Das ist doch nicht dein Ernst, oder? ... Okay, doch ist es", murmelte sie, als ich ihr einen entschuldigenden Blick zuwarf "Ich weiß auch nicht so genau, was das ist, aber ich fühle mich irgendwie... zu ihm... hingezogen...? Ich hab doch selbst keine Ahnung, was mit mir los ist! Aber ich kann es nicht ändern, ehrlich, ich habe es versucht." "Er hat dich ziemlich mies behandelt, weißt du das denn nicht mehr? Party, Training, klingelt da was bei dir?" Sie griff nach meinen Schultern und rüttelte mich ein wenig durch. Woher wusste sie das mit dem Training? Aber anstatt zu fragen, sah ich lieber beschämt auf den Boden. "Ich weiß, aber irgendwie... sehne ich mich jetzt ein wenig nach solchen Berührungen. Ich kann es mir ja auch nicht erklären, aber es ist jetzt nun einmal, wie es ist. Bitte sag niemandem etwas davon, das wäre ziemlich unangenehm." "Was wäre ziemlich unangenehm?", hörte ich Lokis Stimme plötzlich hinter mir. Mein Herz machte einen Satz und schlug stärker, allerdings erschwerte mir das die Möglichkeit, mich irgendwie noch rauszureden. Glücklicherweise kam Wanda mir zur Hilfe: "Das geht nur uns Mädels was an, Loki. Sonst hätte sie es dir doch schon längst gesagt." Obwohl sie Recht hatte, wurde ich etwas rot. Loki und ich verstanden uns in letzter Zeit ziemlich gut, die Dinge, die zwischen und standen, ignorierte ich meistens. Wir trainierten nun nicht mehr bloß zusammen, sondern lasen öfters gemeinsam und manchmal zeigte ich ihm Geschichten, die ich selbst geschrieben hatte. 

Aber dieser Kommentar war echt unangenehm. Allerdings schien er sich damit abzufinden. Er klaute mir meinen Toast und ging wieder. "Bis nachher, ich warte in der Halle auf dich", rief er noch, dann war er weg. 

"Deine Augen...", murmelte Wanda auf einmal und sah mich an. Oh je... Auch das noch... Ich verdrehte die Augen und stand einfach auf, um mich fürs Training fertig zu machen. Doch sie hielt mich fest und blickte mich an. "Bist du dir wirklich sicher, dass du Gefühle für ihn entwickelst und nicht einfach nur eine bessere Beziehung als die zu deinem Ex willst? Und wenn ja, bist du dir wirklich sicher, dass er der richtige dafür wäre? Du kennst ihn gut genug, um zu wissen, dass er nicht besser sein wird... Denk dran, okay?" Ich nickte und wandte mich anschließend von ihr ab. 

In der Halle angekommen sah Loki mich an, doch wieder umspielte dieses schmale Lächeln seine Lippen, als hätte er etwas vor. Ich ging jedoch nicht darauf ein, denn er fragte neugierig: "Worüber habt ihr eben gesprochen?" "Über das Kleid für morgen. Dass du auch erst morgen sehen darfst", wich ich grinsend aus, während ich mich ihm gegenüber stellte und wir begannen uns zu umkreisen. "Ist es zumindest eng?", scherzte er und griff an. "Das ist echt alles, was dich interessiert, oder?", keuchte ich, er hatte mich mit einem Schlag in die Magengrube erwischt. Ich musste mehr aufpassen, ich hätte diesem Schlag mit Leichtigkeit ausweichen können. "Du interessiert dich doch auch für meinen Körper, gib es endlich zu", entgegnete er, seine Arme um mich geschlossen. Ich floss aus seinem Griff und trat ihm von hinten in den Rücken. "Wirklich? Dein Ernst?", fragte ich nur sarkastisch, dann floss ich flink zwischen seinen Beinen hindurch und trat ihm im Liegen mit beiden Füßen vor die Brust. Er hustete einmal und stolperte zurück, dann fasste er sich wieder und griff meine Handgelenke und drehte mich so, dass ich mich nicht mehr bewegen konnte, doch wieder floss ich einfach weg. So ging es oft ziemlich lange hin und her. Irgendwann gewann ich aber doch die Oberhand und drückte ihn mit meinem Knie auf den Boden und hielt ihm meine Klingen vor die Kehle, ich hatte diesen Kampf für mich entschieden. 

Beautiful Mistakes (Loki ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt