Das Telefon klingelte und Linus griff in seine Hosentasche, um es herauszuziehen. „Hey Luca, ist dir Ibiza schon zu langweilig, dass du meine mentale Unterstützung brauchst?" „Ich habe es durchgezogen und Genia hat ja gesagt." Die Stimme seines Kumpels überschlug sich fast vor Glück. „Im Ernst? Ich hätte ihr echt mehr Verstand zugetraut", foppte Linus Luca. Er musste daran denken wie Luca ihm vor ein paar Wochen erzählt hatte, dass er seiner Freundin einen Heiratsantrag machen wollte, aber noch nicht wusste wie. Die Frage schien sich ja geklärt zu haben. Für sein persönliches Empfinden gehörten die beiden auch zusammen. Wie sagte man immer so schön? Sie passten wie Arsch auf Eimer. Ja, so konnte man es wohl am besten beschreiben. „Idiot! Und dich wollte ich zu meinem Trauzeugen machen." Lucas Stimme am anderen Ende war anzuhören, dass er ihm seinen Witz nicht wirklich übel nahm. „Wollte oder willst?" Man musste ja mal nachfragen, denn wenn dieser Job auf ihn zukam, bedeutete es auf alle Fälle, dass er einen coolen Junggesellenabschied planen musste. Ja, das war er seinem besten Kumpel schuldig. Linus fiel ihre erste Begegnung ein. Damals hatte er an einer Autobahnraststätte seinen Daumen in die Luft halten wollen, um nach Barcelona zukommen. Und dann war da dieser junge Typ an ihm vorbei geschlendert, den er einfach angesprochen hatte. Ja und dann war aus der Mitfahrgelegenheit sein bester Freund geworden, mit dem er in Barcelona in einer WG gelebt hatte. „Natürlich ich will ich dich zum Trauzeugen." Lucas Antwort war so bestimmt, dass er sich gleich noch ein bisschen mehr auf diesen Job freute. „Na das können wir ja dann ausführlich besprechen, wenn du wieder zurück in Deutschland bist." „Ähm also, das wird schwierig." Wieso sollte das schwierig werden? „Ähm also, die Hochzeit findet bereits in nicht einmal mehr zwei Wochen hier auf Ibiza statt." Oha, da hatte es aber jemand eilig. „Nicht dein ernst. Hast du doch Angst, dass Genia es sich noch einmal überlegt?" „Quatsch, wir wollen hier eine lockere Strandhochzeit. Das ist alles. Bist du dabei?" Wie sollte er da nein sagen? Er liebte den Strand und sein zweiter Name war locker. Natürlich wollte er dabei sein. „Auf mich kannst du zählen. Ich begleite dich gerne zum Schafott." Er hörte, wie Luca erleichtert die Luft ausstieß. „Super, dann gib mir Bescheid, wann ihr kommt. Ich kümmere mich schon um ein Hotel. Ihr kommt doch alle drei?" Wenn es nach ihm ging schon, aber seit etwas über zwei Jahren ging es nicht mehr nur alleine nach ihm. Damals in der Zeit in Barcelona hatte er Ina irgendwie gemocht. Und als ihre Welt plötzlich aus den Fugen geriet, hatte er seine eigentliche Lebensplanung über den Haufen geworfen. Ja, er war damals schon auf dem Sprung gewesen seine Trip nach Portugal fortzusetzen und wollte eigentlich auch noch so manche andere Orte der Welt erkunden. Er hatte sich einfach treiben lassen wollen. Für seinen Lebensunterhalt wollte er jobben und auf keinen Fall wieder in einem Wirtschaftsunternehmen Sklave der Stechuhr und des Mammons werden. Das hatte er aus gutem Grund hinter sich gelassen. Und dann war da dieser Anruf gekommen, der alles verändert hatte. Nicht nur für ihn, sondern besonders für Ina. Es wäre ihm nicht einmal im Traum eingefallen, sie in der Situation nicht zu unterstützen, auch wenn sie damals noch nicht einmal ein Paar waren. Jedenfalls hatte er seine Sachen gepackt und war mit ihr nach Düsseldorf gezogen. Und jetzt lebte er schon seit über zwei Jahren hier zusammen mit ihr und ihrer kleinen Schwester Natascha in der Villa ihrer Eltern und unterstützte sie bei der Leitung des Bau- und Immobilienunternehmen ihres Vaters. Ja, der Kerl war der typische Fall eines Workaholics gewesen, der nur sein Unternehmen kannte. Das hatte dafür gesorgt, dass er nach seinem Herzinfarkt vor zwei Jahren nun dank seines Reichtums in einem Pflegeheim der Extraklasse wohnte, aber nicht mehr wirklich viel von seinem Leben hatte. Nein, so wollte er selbst niemals enden. „Wer war das denn eben am Telefon? War das die Rückmeldung wegen der Sanierung in Haltern?" Ina war zu ihm getreten und schaute ihn interessiert an. Ja, ihr Leben drehte sich auch hauptsächlich um die Firma. Auch wenn er immer versuchte es auf ein gesundes Maß auszubremsen. „Das war Luca. Er heiratet in zwei Wochen auf Ibiza und hat uns eingeladen." Ina verzog ihr Gesicht. Als hätte sie gerade nichts anderes zutun als zu einer Hochzeit nach Spanien zu fliegen? In ihrem Kopf wirbelten so viele Sachen durch die Gegend, die sie alle noch zu erledigen hatte, wenn sie diesen Großauftrag für den Neubau im Medienhafen an Land ziehen wollte. Dieser Auftrag war ihr wirklich wichtig, denn wenn der an sie ging, dann konnte sie ihrem Vater endlich beweisen, dass sie in der Lage war nicht nur seine Firma zuleiten, sondern sie auch noch wachsen zu lassen. „Wir müssen da doch aber nicht wirklich hin. Das ist doch viel zu kurzfristig", begehrte sie also sofort auf. Sie war nämlich nicht wirklich versessen darauf Zeuge zu sein, wie Luca diese fürchterliche alte Frau heiratete. Ihr fehlte jedes Verständnis dafür. Was fand der Kerl nur an der? Weder hatte sie etwas vorzuweisen - obwohl das stimmte nicht ganz - sie hatte eine ziemlich üble Vergangenheit hinter sich, aber das war ja nichts, worauf man stolz sein konnte. Es war für Ina unverständlich, wieso Genia damit so offen umging. Alleine bei dem Gedanken als Prostituierte gearbeitet und obdachlos gewesen zu sein, trieb es ihr schon die Abscheu über den Körper. Und diese Frau machte daraus nicht einmal ein Geheimnis. „Ja, kurzfristig ist es schon, aber es sind doch auch gerade Ferien und....." „Wir verreisen?" Natascha, Inas fast zwölfjährige Schwester hatte sich zu ihnen gesellt und ihr Gesicht strahlte vor Freude. „Also, ich..." „Bitte, bitte, Inibini!" Der Teenager schaute seine große Schwester mit einem Bettelblick an. „Wir waren seit Papa krank ist nicht mehr verreist." Ina schluckte und das schlechte Gewissen stieg in ihr auf. Ihre Schwester hatte einfach viel mehr verdient, als sie ihr bieten konnte. Die Firma ließ ihr einfach nicht genug Zeit. „Okay, wir fahren nach Ibiza, aber nur für ..." „Aber nur für zwei Wochen. Ich kümmere mich sofort um das Hotel und den Flug." Linus zwinkerte ihr zu und griff sofort nach seinem Handy. Natascha fiel ihr begeistert um den Hals. „Inibini, ich freue mich so. Bekomme ich auch einen neuen Bikini? Mein alter passt doch nicht mehr." So glücklich wie die Kleine reagierte, wie sollte sie da nein sagen, auch wenn Linus sie überrumpelt hatte. Eigentlich hatte sie nur für drei Tage zu der Hochzeit fliegen wollen. Aber jetzt war es dann halt so. Wenn sie sich Arbeit mitnahm, würde sie das ganze Pensum schon irgendwie trotzdem schaffen.
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Schuss und Treffer - in der zweiten Mannschaft ✔️ Teil 13
Roman d'amourLinus und Ina sind schon seit zwei Jahren ein Paar. Gemeinsam führen sie das Bauunternehmen von Inas Vater, der seit seinem Herzinfarkt ein Pflegefall ist. Für Ina war der Weg in die Firma schon von kleinauf vorgezeichnet. Linus hatte sich sein Lebe...