Kapitel achtzig

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Nervös trommelte ich auf das Lenkrad, während ich an der Kreuzung nahe des Parks indem wir früher als Kinder immer waren, zum stehen komme. Immer öfter erwische ich mich dabei in den Rückspiegel zu sehen, obwohl ich weiß das sie noch hinter mir sind. Die fahrt dauert eigentlich nicht so lange, vielleicht so 20 Minuten, aber durch das ganze Verfolgungs-Ding fühlt es sich an wie stunden. Und schlimmer ist noch das gefühlt jede Ampel rot ist, was bedeutet ich stehe länger, was wiederum bedeutet das ich Zeit zum nachdenken habe und da diese nicht gerade positiv geprägt waren, kamen immer wieder Bilder eines blutenden Harry hoch. Egal wie sehr ich es auch versuchte, nichts anderes war gerade prägnanter als das.

Die Ampel schaltete auf grün und mit zitternden Händen drückte ich aufs Gas und lenkte den alten Toyota um die Kurve. Erneut sah ich den schwarzen Lack hinter mir aufblitzen und eine Gänsehaut überzog mich. Ich hatte riesige angst. Und ja ich weiß eigentlich bin ich mehr der taffe Typ und habe vor rein gar nichts angst, aber dieses mal war es anders.

Ich konnte die Polizei nicht verständigen oder einfach anrufen. Alex hatte überall Leute und auf die eine oder andere weise hätten sie es dann mitbekommen. Also musste ich sie reinlegen. Einen geschickten plan hatte ich schon, nur war das Problem eben ob sie überhaupt darauf reinfallen würden.

Mit Herzklopfen bog ich in die nächste Seitenstraße ein und war somit in einer sehr wenig befahren Umgebung, was hieß das sie jetzt freie Schussbahn hatten. Ein leichter Schweißfilm war bereits auf auf meiner Stirn und das tippen meiner Finger auf dem Lenkrad wurden ungleichmäßiger und schneller.

Niall wusste wo er hin sollte und auch was er mitbringen sollte, doch auch wann er wieder verschwinden sollte. Ich wollte ihn nicht länger dort haben als nötig, wenn alles eskalierte. Nichts das das mein Ziel war, aber es war eben Alex. Und er wollte selten etwas gewaltfrei lösen, außer er war das Ziel.

Zitternd erhöhte ich meine Geschwindigkeit um etwas platz zu schaffen und mir damit auch Luft. Vielleicht war mein plan auch gar nicht so genial. Es ist lange her das ich die Informationen gesammelt habe und noch länger das ich ich auf diese Idee kam. Damals dachte ich noch das ich sie nie brauchen werde und doch sitze ich heute mit gebrochenem herzen und unaufhaltsamer Wut hier, im Inbegriff jemanden ins Gefängnis zu bringen.

Ich parkte zwischen einem etwas größerem Truck und einem Audi, so das man mich von der Straße aus nicht sofort sehen konnte. Ich hatte mich gar nicht erst angeschnallt, also konnte ich ohne Probleme schnell das Auto verlassen und zog mir dann meine Kapuze über den Kopf. Ich hatte mir eine kleine abgelegene Gasse ausgewählt, die mir im Zweifel die beste Möglichkeit gab schnell zu verschwinden. Außerdem lieferte Alex hier nicht hin, da das eher so ein ‚reichen' Viertel war in dem auch Liam in der nähe wohnte und er sich eben nicht hier auskannte. Ich hingegen war schon öfters betrunken durch diese Gassen gewandelt, um den weg nachhause zu finden. Also: mein Vorteil.

Die letzten paar meter rannte ich, denn lange würde es nicht mehr dauern bis sie mich fanden. Angekommen zwischen den bekannten Backsteinmauern, machte ich halt und legte meinen Kopf wieder frei, ehe ich auch schon den blonden Iren sah. Er lehnte lässig an einer der zu dieser Zeit ausgeschalteten Laternen, doch als er mich sah drückte er sich mit seinem Fuß ab.

„Lou, was ist denn los? Du siehst ja so aus als würde dich ein Geist verfolgen." wollte er besorgt wissen und innerlich riss ich mich zusammen, mich nicht in seine Arme zu schmeißen und ihn die ganze Misere vor zu heulen.

„Ich... nicht jetzt." tat ich es ab und wendete mich kurz ab um über mein Gesicht zu wischen.

„Hast du alles?"

„Ja. Ich war bei dir, hab die liste geholt, den kleinen Koffer unter deinem Bett mitgebracht, eine verdammt besorgte Lottie abgewimmelt und bin wieder her gefahren." zählte er auf und ich musste daran denken, wie selbstverständlich ich ihn doch manchmal nahm. Aber in Wirklichkeit war er das auf keinen fall. Nicht viele würden das alles für mich tun ohne großartig fragen zu stellen und sich sogar mit meiner Schwester anlegen.

„Gut. Gib mir bitte die Sachen und verschwinde sofort." sagte ich monoton.

„Das ist doch nicht den ernst?" wollte er stirnrunzelnd wissen.

„Doch Niall. Ich werde dir nicht sagen warum, dafür ist weder die Zeit noch der Ort, aber du weißt denke ich um was es geht, deshalb ist es jetzt auch wichtig das du verschwindest."

„Aber genau deswegen will ich doch nicht gehen. Du solltest genauso wenig hier sein wie ich." sagte er und umgriff meinen Unterarm. Ich nutzte die Chance und griff nach dem kleinen Koffer und der liste, doch anscheinend war der nicht richtig zu und ohne großen aufwand öffnete er sich und der Inhalt fiel heraus.

„Fuck!" schrie Niall und ging einige schritte mit der Hand vor den Mund nach hinten. Die Waffe lag unversehrt auf den Boden und schnell nahm ich sie in die Hand, um sie hinter meinen Rücken zu verstecken.

„Es ist nicht so wie-"

„Warum hast du sowas?" wollte er mit zitternde stimme wissen und deutete auf das schwarze Metall.

„Möchtest du jemanden Umbringen?"

„Nein, aber du musst jetzt gehen. Wir reden später." sagte ich und kam auf ihn zu, doch zu meiner Überraschung schreckte er zurück. Ruckartig blieb ich stehen.

„Komm mir nicht zu nah damit." bestimmte er und ich ging ein paar Schritte zurück.

„Niall. Vertraust du mir nicht?"

„Doch, aber nicht damit und einer genuschelten ausrede."

„Bitte geh jetzt." wiederholte ich mit mehr Nachdruck und warf einen Blick hinter ihn. Sie würden jeden moment kommen und das war der falsche Ort für Niall.

„Nein!"

„Doch und ich werde es kein viertes mal sagen."

„Ich werde nicht gehen, bevor du mir nicht zumindest gesagt hast wer gleich kommen wird."

Tut mir leid Niall.

Mit dem Geschmack von Selbsthass und verachten auf der Zunge hob ich meine Hand und zielte damit auf meinen besten Freund. Meinen ewigen Partner, den ich seit der ersten Klasse um mich hatte. Die Person der ich mein leben anvertrauen würde. Denjenigen der mich als einzigster noch aus meinen dunkeln Loch retten könnte.

Niall schaute erschrocken und gleichzeitig auch traurig auf meine erhobene Hand und schüttelte den Kopf.

„Ich hätte nie gedacht das du so tief sinkst." Und damit drehte er sich um und verließ mit Tränen in den Augen die Gasse. Ich behielt meine Hand oben und auch mir kamen die Tränen. Ein paar Sekunden starrte ich ihm noch nach, ehe ich meine Hand runternahm und meinen Kopf sinken ließ.

Ja Niall, ich hätte auch nie gedacht das ich so tief sinken würde. Aber ich hatte auch nie gedacht das ich meinen Freund mal leblos über der Schulter eines kriminellen hängen sehen würde. Generell hätte ich einiges in meinen Leben nie für möglich gehalten, aber ich schätze das man sich nicht aussuchen kann in welcher Überraschungstüte man geboren wird.

Als ich mir zu 100% sicher war das Niall außer Reichweite war, hob ich den Koffer auf und die darin liegende Liste. Ich öffnete das dünne zusammengefaltete Papier und schaute mir die Namen drauf an. Ein seufzen verließ meinen Mund und ich konnte, den Zweifel das das hier alles in einem Blutbad enden wird nicht mehr verbergen.

Doch zu meinem Glück musste ich gar nicht so lange darüber nachdenken. Es ist lustig wie nett die Welt doch eigentlich sein kann, aber dir gleichzeitig dir so einen festen Arschtritt verpasst, das du nicht mehr aufstehen möchtest.

Bei mir war Alex der soeben in meinem Blickfeld erschien, der Arsch und ich der tritt in sein Gesicht.

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🙈🙈🙈 Jaaaaa... (rennt weg und rettet sich) also über den letzten Satz müssen wir nicht reden. Ich weiß der war nicht unbedingt das gelbe vom Ei. Und auch nicht die seeeeehr verspätetet Zeit der Veröffentlichung. Ich glaube ich muss mich auf jeden Fall entschuldigen, aber fürs erste werde ich euch noch etwas nerven mit den Updates.
Wie findet ihr die Story so? Feedback wäre genial.
💙💚
M

Why? {L.S.}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt