Angestrengt starrte Lucy auf ein Stück Pergament. Ihre Augen wanderten wiederholt über die letzten geschriebenen Worte. Dieser Aufsatz in Zaubertränke wäre ohne den Lärm im Gemeinschaftsraum schon schwer genug. Die anderen Schüler ließen jedoch nicht zu, dass man sich konzentrieren konnte.
Das hier war einer der seltenen Male, wo Lucy nicht anders konnte, als sich jetzt doch zu wünschen, in der Bibliothek zu sein. Und dabei hatten sie Lyanna zuvor noch angefleht, dass sie am Tag vor dem ersten Quidditch Spiel endlich einmal bei ihren Freunden sein konnte. Dafür hatten sie jedoch vereinbart, sich morgen in der Bibliothek zu treffen. "Wir werden vollkommen ungestört sein", hatte sie zu ihr gemeint. Und, um ehrlich zu sein, glaubte Lucy sowieso nicht, dass sie ihre Schwester wegen Samstag hätte umstimmen können, selbst wenn sie nachgegeben hätte und jetzt recherchieren würden. So hatte sie wenigstens die Chance, ein paar nötige Hausaufgaben zu erledigen und Harry zu unterstützen.
Aufregung lag in der Luft. Die Gedanken waren bei fast allen nur beim morgigen Quidditch Spiel. Es würde Gryffindor gegen Slytherin sein und, da Harry als Sucher für das Gryffindor-Team ausgesucht wurde, war er sehr nervös.
Seufzend legte Lucy die Pergament-Rolle beiseite. "Ich komme einfach nicht weiter," und beklagte: "Es sollte wirklich verboten sein, einen 15 Zoll langen Aufsatz von Freitag auf Montag aufzugeben."
"Also wirklich,"stimmte Ron zu. "Man könnte ja fast meinen, dass wir jetzt schon für unsere ZAGs lernen müssen. Und dabei sind wir erst Erstklässler!"
Hermine schien ebenfalls frustriert. Aber wohl eher, wegen der Lautstärke. "Das ist doch wirklich keine hinnehmbare Arbeitsatmosphäre," ärgerte sie sich. Schon mehr als einmal hatte sie sich im Gemeinschaftsraum umgesehen, und jedem, der es auch nur wagte, zu laut zu sein, einen bösen Blick zugeworfen. Ein Problem mit der Arbeitsmenge hatte sie keineswegs. Sie arbeitete konzentriert und gewissenhaft, ohne sich jemals, über die Arbeiten zu beschweren.
"Wenn du nicht weiter kommst, kann ich für dich mal drüber lesen, während du weiter darüber nachdenkst," not Hermione an. Dankbar gab Lucy ihr ihr groß beschriebenes Stück Pergament.
Seit Halloween schien Hermione, ein Teil ihrer Gruppe zu werden. Das brache große Vorteile mit sich. Sie weigerte sich zwar, sie Hausaufgaben abschreiben zu lassen, jedoch erledigte sie praktisch fast die ganze Arbeit selbst, wenn sie einmal kurz 'drüber las' und, begann zu korrigieren.
Ron saß neben ihr und wartete nur darauf, dass Hermione mit Lucy's Zaubertränkeaufsatz fertig werden würde und dann seinen lesen konnte.
Harry ließ sich neben ihr fallen. Er schien außer Atem. "Was ist denn mit dir los?", wollte Ron wissen. "Hat Snape dir das Buch zurückgegeben?" Harry schüttelte den Kopf. Mit gedämpfter Stimme erzählte er ihnen: "Als ich gerade am Lehrerzimmer klopfen wollte, habe ich ein Gespräch zwischen Snape und Filch mitbekommen. Snape's Bein war ganz blutig und entstellt und er meinte, das wäre der dreiköpfige Hund gewesen." Mit eindringlichen Blick fuhr er fort: "Wenn der wirklich etwas bewacht, muss Snape doch hinter was auch immer her sein, was dort unter der Falltür liegt." "Deswegen hat er gehumpelt, als er dir heute Quidditch im Wandel der Zeiten abgenommen hat", fiel Lucy überrascht auf.
"Ich wette meinen Lieblingsbesen von Zuhause, dass er auch an Halloween als Ablenkung den Troll hereingelassen hat", knurrte Ron.
Hermione protestierte: "Das kann nicht sein! Er würde niemals versuchen, zu stehlen, was Dumbledore versteckt hält. Als Lehrer vertraut ihm Professor Dumbledore und wir sollten das selbe tun. Haltet ihr euch denn wirklich für weiser und schlauer als unseren Schulleiter?"
Wie naiv Hermione war, wenn es um Lehrer ging. Es konnte doch nicht sein, dass sie nicht erkannte, wozu er fähig wäre. Dumbledore war doch auch nicht unfehlbar. Und so bösartig wie Snape war, traute Lucy ihm alles zu. Die Frage war nur: Was genau wollte er stehlen und warum?Am nächsten Morgen summte das Schloss vor Geschäftigkeit. Niemand würde länger ausschlafen oder gemütlich im Gemeinschaftsraum bleiben, denn Quidditsch war ein Spektakel, an dem sich die ganze Schule erfreute.
Lange Schlangen an laufenden Schülern bildeten sich auf dem Weg zur Großen Halle, zuerst auf dem Weg zum Frühstück und dann als nächstes zum Quidditch Spiel.
Lustlos saß Lucy vor ihren Bratkartoffeln und nippte an ihrem Kürbissaft.
Ähnlich schien es Harry zu ergehen, und starrte auf seinen Teller. Ron und Hermione versuchten währenddessen, ihn zum Essen zu bewegen.
Ihre Stimmung entsprach, konträr zu dem Rest der Halle, eher dem frostigen und kalten Wetter draußen. Da in der Luft schnell fliegen zu müssen, klang ja spaßig.
Lucy musste den anderen noch erzählen, dass sie nicht zum Spiel kommen konnte. Sie seufzte. Und dabei brauchte Harry doch gerade jede Unterstützung, die er kriegen konnte.
Die Abwesenheit von Quidditch im Wandel der Zeit hatte ihn bisher sehr nervös gemacht. Aus Lucy unverständlichen Gründen fühlte er sich daher jetzt unvorbereitet.
"Das ist doch Quatsch Harry. Wir haben dein Talent doch schon seit der ersten Besenflugstunde gesehen, sowie Professor McGonagall. Ansonsten wärst nicht ausgerechnet du für das Gryffindor-Quidditch-Team ausgewählt worden!", versuchte Hermione, ihn aufzumuntern.
"Und du bist der jüngste Quidditch-Spieler seit einem Jahrhundert, der für Gryffindor spielt," stimmte Ron zu. "Wenn das nicht für dein Talent spricht, dann weiß ich auch nicht."
Professor McGonagall hatte, wie Harry ihnen nach der ersten Besenflugstunde erzählt hatte, ihn direkt zum Quidditch-Team Captain, einem Fünftklässler namens Oliver Wood, gebracht, eben weil sie durch seinen Regelbruch überzeugt war, dass er der perfekte Sucher für Gryffindor sein würde.
Auch wenn das in Lucy's Augen eher die Frage aufwarf, wieso man für das Missachten der Regeln nicht nur nicht bestraft, sondern auch noch in diesem Fall belohnt wurde. Auch wenn Lucy sich trotzdem für Harry freute und er ja nur Neville verteidigt hatte, fand sie den Gedanken seltsam.
"Außerdem hast du jede Woche wie verrückt trainiert. Du schaffst das!"
Sie hatten recht. Er schaffte das, auch ohne sie zum Anfeuern. Er hatte dafür ja schon Ron, Hermione und ganz Gryffindor, die auf den Tribünen durch Jubeln ihr Bestes geben würden, alle anderen zu übertonen.
"Ich weiß, dass das jetzt blöd ist, aber ich kann nicht zum Spiel kommen. Meine Schwester braucht mich in der Bibliothek."
"Das ist doch nicht dein Ernst!? Harry braucht uns."
"Schon gut. Geh", meinte Harry stattdessen.
"Bist du dir sicher?", hakte Lucy unsicher nach. Er nickte
Als die Schüler sich alle auf den Weg zum Quidditch-Feld machten, wünschte Lucy Harry viel Glück und sah mit schlechtem Gewissen alle Schüler nach und nach die große Halle verlassen.
Nach Kurzem war die Halle tatsächlich komplett leer. Lyanna musste anscheinend schon in der Bibliothek auf sie warten. Unmotiviert machte sie sich auf den Weg. Außer ein paar Geistern hier und dort begegnete ihr niemand. Und die schienen eher überrascht, sie zu sehen, eine Schülerin im Schloss während eines Quidditch-Spiels. Als Lucy einen Korridor im vierten Stock entlang ging, spürte sie ebenfalls die Blicke der Portraits auf sich liegend.
Sie ging weiter und bog in einen Gang ab. Hinter der nächsten Ecke stand jemand. Überrascht blieb Lucy stehen. Wie aus dem nichts war Filch aufgetaucht. Zu seinen Füßen saß Mrs. Norris und blickte sie durchdringend an. Das Gefühl, etwas verbrochen zu haben, breitete sich in ihr aus.
"Was tust du noch hier im Schloss?", fragte er misstrauisch. "-einen Streich planen, Schmutz verbreiten, illegale Gegenstände von Zonko's schmuggeln?!" Eine Ader begann, auf seiner Stirn zu pulsieren und seine Augen quellten leicht heraus.
Hatte er denn nicht besseres zu tun? Man könnte meinen, dass es in einem so großem Schloss voller Schüler, die auch durchaus mal Chaos verursachten, es genügend Aufgaben und Probleme gab, um die sich der Hausmeister kümmern musste.
"Nein. Nein!", versuchte Lucy erschrocken, ihn zu beschwichtigen. "Ich muss nur noch ein paar Hausaufgaben in der Bibliothek erledigen."
Filch und Mrs. Norris musterten sie skeptisch zugleich. "Ich behalte dich im Auge." Mrs. Norris miaute und sie verschwanden, wo Lucy hergekommen war.
Leicht verwirrt führte sie ihren Weg fort. Sie wusste, dass Filch alle Schüler hasste und nur für Störenfriede hielt, aber dass er dann gleich so reagieren musste... aber das war vermutlich erst der Grund, wieso er nichts im Schloss tat und stattdessen Schüler terrorisierte, um das Problem an der Ursache zu bekämpfen. Viel Glück dabei.
Diese Taktik schien nicht, sonderlich viel zu bringen. Erst gestern noch hatte Lucy Ron's Brüder im Gemeinschaftsraum einen weiteren Streich aushecken hören. Für die zwei stand, Filch zu ärgern, auf der Tagesordnung und bisher hatte seine Taktik die Zwillinge nicht abgeschreckt.
Sie fragte sich echt, wieso Filch als Erwachsener nicht einfach seine fortgeschrittenen Fähigkeiten im Zaubern nutzte, um all dem Unfug ein Ende zu bereiten. Er drohte noch nicht einmal damit, und dabei war Filch nicht jemand, der so etwas grundsätzlich nicht tat. Vielmehr schreckte er nicht davor zurück und machte einem gut und gerne klar, dass er jeden einzelnen Schüler gerne in den Kerkern anketten würde, unabhängig davon, ob sie etwas verbrochen hatten oder nicht.
Abrupt blieb sie plötzlich stehen. Verdammt! Sie hatte das Buch, dass sie sich letztens aus der Bibliothek ausgeliehen hatte, vergessen. Dabei bräuchten sie das für die Berechnungen. Jetzt aber schnell. Sie wollte Lyanna ja schließlich nicht zu lange warten lassen.
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Through The Ages - A Harry Potter Story
RomanceDer Sommer der ihr Leben verändern würde, der eine Sommer von dem sie immer geträumt haben. Ein Urlaub in London. Sie hätten wissen sollen, dass im Leben nichts so kommt wie man es sich vorstellt. Nicht im Ansatz. alle Urheberrechte sind der Erschaf...