Was für eine wundervolle Nacht! Der Wald ist ruhig, durch die Kopfhörer hört sie gute Musik und sie kann ein paar Glühwürmchen sehen. Es ist einigermaßen warm, kein Wunder für Ende Juni und so stecken ihre Hände auch komplett entspannt in den Hosentaschen. Nach der Arbeit braucht sie diese Auszeit definitiv und bevor sie morgen wieder dort weitermachen muss, möchte sie vor dem eigenen Schlaf noch die Ruhe des Waldes ausnutzen. Der Fakt, dass sie beide Kopfhörer in ihren Ohren hat, bewahrt sie jedoch nicht vor hungrigen Blicken. Das Rascheln der Blätter oder das Knacken von Zweigen wird hiermit komplett überhört. Ihre Augen sind nach vorn gerichtet, folgen weiteren Glühwürmchen und bemerken somit nicht die roten Lichter, die sich in einer extremen Geschwindigkeit auf sie zubewegen. Das leise Knurren, welches aus den untoten Kehlen dringt. Der Hunger will gestillt werden, dem Befehl muss man unter allen Umständen Folge leisten. Tiefe Kratzer werden an einigen Baumstämmen hinterlassen, während die Horde Ghule auf die allein herumwandernde Menschenfrau drauf zu jagen. Der Geifer tropft ihnen aus dem Mund, die Zähne in ihren Mäulern blitzen im Licht des Mondes für ein paar Sekunden auf bevor das Rot wieder der eigentliche Hauptfaktor ist. Tiere fliehen vor dieser Meute die auch ihnen Schaden zufügen könnte. Vögel flattern aus ihren eigentlich sicheren Baumkronen und Fuchs und Hase sagen sich ausnahmsweise nicht gute Nacht, sondern gute Flucht.
Die Menschenfrau bekommt immer noch nichts mit, dafür ist die Musik zu laut und sie einfach zu sehr darin versunken. Der erste Ghul kommt in direkte Sichtweite. Der Unterkiefer klappt nach unten, die Fangzähne sind jederzeit bereit in das frische Fleisch geschlagen zu werden! Die roten Augen flammen auf als er erwartungsvoll abspringt und seine Beute von oben packen will. Herumreißen wie es die wilden Tiere machen, zerfleischen! Doch alles was auf dem Boden aufkommt ist sein Kopf, sauber getrennt vom Körper. Bevor er allerdings zu Staub zerfallen kann, widmen sich die anderen Ghule dem neuen Gegner, können ihn aber nicht sehen. Irritiert bleiben sie stehen, sehen sich um, hören genau hin, versuchen etwas durch ihre Nasen wahrzunehmen! Aber nichts. Urplötzlich wird der nächste Ghul angegriffen. Ein lautes Grunzen entkommt ihm als er gegen einen Baum geschleudert und dann durch die Brust aufgespießt wird. Immer noch ist kein Gegner zu sehen, das irritiert die Wesen dann doch, so viel Selbstkontrolle und Instinkt besitzen sie. Wenn man jemanden angreift muss auch ein Gegner zu sehen sein! Eigentlich. Dem dritten Ghul kann nicht einmal ein Laut aus der Kehle entrissen werden, so schnell wurde er von oben nach unten von einer unsichtbaren Macht angegriffen. Nach und nach werden so alle Ghule ausgelöscht und abrupt bleibt Vanja stehen, ist da nicht gerade etwas gewesen? Sie nimmt ihre Kopfhörer raus und dreht sich um, runzelt dann die Stirn. Sie kann sich nicht erinnern an solchen Aschehaufen vorbeigegangen zu sein. Wobei- Sie hat aber auch nur auf die Glühwürmchen geachtet! Seufzend schüttelt sie den Kopf und betrachtet die Haufen. „Dass sich manche Leute aber auch nicht mit einem Lagerfeuer zurückhalten können!"
Dann dreht sie sich um und geht weiter, steckt sich den zweiten Stöpsel wieder rein und lässt sich von keinem Wässerchen trüben. Es ist ein schöner Tag, so wie die letzten Tage, warum sollte sie sich stressen? Man muss immer auf die positiven Seiten des Lebens blicken, dann können einen die negativen erst gar nichts anhaben! Man muss das Gute in der Person sehen, es ist oftmals einfach schwierig sich zu öffnen. Wenn man nichts anderes kennt als Einsamkeit, Trauer und Gewalt, dann ist es natürlich umso schwerer sich jemand anderem anzuvertrauen oder gute Dinge in die Tat umzusetzen! Aber dafür ist Vanja da. Sie glaubt bis zum Schluss an das Gute im Menschen und wird sich auch nicht von diesem Weg abbringen lassen. Irgendjemand muss es machen und es gibt immer weniger Menschen in dieser Welt die sich wirklich auf dieses Wagnis einlassen. Sich der Musik hingebend streicht sie sich ein paar Haare aus dem Gesicht und sieht in der Ferne schon die ersten Häuser, von dort aus muss sie nur noch mit dem Bus in die Stadt fahren und dann kann sie in ihre eigene kleine Wohnung. Hoffentlich fährt zumindest noch ein Bus, sie hat komplett vergessen zu schauen ob um diese Uhrzeit, halb 11, überhaupt noch welche fahren. Das passiert öfters als man denkt, die Vergesslichkeit ist groß in ihr. Im nächsten Moment knallt sie der Länge nach auf den Boden und braucht ein paar Sekunden um das zu verarbeiten, bevor sie sich wieder aufrichten kann. Und die Tollpatschigkeit auch. Hinfallen, Dinge fallen lassen, gegen Glastüren oder Fenster laufen- Das passiert ihr so häufig dass es schon zur Normalität geworden ist. Aber das sollte einen auch nicht runterziehen, es gibt schlimmere Situationen als das! Vielleicht ist es ein wenig peinlich, aber noch lange kein Grund um wirklich auszuflippen oder ähnliches.
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The Dragon Lair
FanfictionSelbst in der Welt von Hellsing und Iskariot sind manche Mythengestalten nur Hörensagen und man glaubt nicht an die Existenz bestimmter Wesen. Der Wendigo zum Beispiel, Big Foot oder auch Drachen. Und auch wenn viele der Meinung sind dass diese Sage...