Kapitel 2.2 - Lyra

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Abertausende blutdurchtränkte Binden lagen um Madame Pomfrey verstreut. Immer wieder warf sie eine neue dunkelrot gefärbte nieder. Mühselig befreite ich den Boden von diesem Chaos. Holte neue Mullbinden aus dem Verbandschrank.

Immer wieder murmelte sie heilende Worte, während ihr Zauberstab filigran über den daliegenden geschundenen Körper glitt. Bewundernd beobachtete ihre Arbeit. Ein blauer Schweif, fast schon wie feiner Staub der im Glanze des Sonnenlichts erstrahlte, wand sich über die aufklaffenden Wunden. Es musste sie so viel Energie kosten, diese Zauber aufrecht zu erhalten und doch ließ sie sich keine Sekunde abhalten. Keine Falte zog sich tiefer in ihre sonst so weichen Züge. Stunden vergingen, in denen sich dieser Kreislauf wiederholte. Immer wieder durchforstete ich die Regale der Heiltränke, reichte ihr welche, wenn ich sie für hilfreich empfand.

Die missglückten Zaubersprüche, die Schülern kleine Wunden zugefügt hatten, kamen den Tag über immer wieder in den Krankenflügel. Ohne nach Erlaubnis der Heilerin zu fragen, behandelte ich diese eigenständig. Sie sollte sich voll und ganz auf den Jungen konzentrieren, statt sich auch noch damit beschäftigen zu müssen.

Viele Techniken hatte ich bereits erlernt und konnte aus diesem Repertoire mein Wissen schöpfen. Es hatte nicht nur Nachteile, durch die Welt gereist zu sein. Man musste dort schnell lernen, welche Sprüche und Zauber wichtig waren.

Die Sonne begann derweil schon mit dem Horizont zu ringen und tunkte den Saal in ein untergehendes rot. Miss Pomfrey richtete sich auf, ließ die letzten Worte verklingen und hieß die Stille willkommen.

„Mehr können wir heute nicht für ihn machen." Sie sprach es mehr zu sich selbst und dennoch ruhten meine Augen auf ihr.

„Ich habe hier noch eine Kräuterpaste aus Bezoar, Acai und Andorn zusammengestellt. Es verhindert, dass sich die Vergiftung ausbreitet und sie lässt die Blutung etwas abklingen. Zusätzlich hilft Andorn gegen die Gefahr, dass die Atemwege anschwellen." Beendete ich meinen Vortrag. Es war lächerlich, diese Frau wusste besser als ich, für was diese Zutaten standen und doch sah ich mich in der Position der Rechtfertigung.

Madam Pomfrey's Augen lagen weiterhin ungehindert auf mir.

Sie trat beiseite und ließ mich die Wickel unter ihrer Beobachtung durchführen. Anfänglich noch sehr zaghaft, reinigte ich nochmals das rote Fleisch, welches noch immer stechend an die Oberfläche drang. Mit jedem weiteren Schritt, kam die Sicherheit bei meinem Vorgehen. Immer wieder rief ich mir ins Gedächtnis, dass das hier nicht mein erstes Mal war, solche Wunden zu versorgen.

Ich vergaß fast dabei, nicht alleine zu sein, als dann auch der letzte Wickel angebracht war. Anerkennend nickte die Heilerin.

„Wunderbare Arbeit. Doch auch heute muss man ein Ende setzen. Wir haben alles getan, was wir konnten. Nun braucht er Schlaf und ich schätze, dass Sie auch die Müdigkeit gepackt hat. Gehen Sie schlafen, ich werde hierbleiben und ihn im Auge behalten. Keine Sorge, ich kümmere mich um ihn." Unsicher nickte ich und ließ noch ein letztes Mal den Blick zum Krankenbett schweifen. Erst dann wagte ich einen Schritt vor den nächsten zu setzen.

Auf den Weg zum Gemeinschaftsraum, bemerkte ich erst jetzt, wie sehr meine Füße vor Schmerzen aufschrien. Sie sehnten sich nach warmem Wasser, welche die verspannte Muskulatur detonisieren sollten.

Dieser Tag hatte einiges abverlangt und doch hatte ich mich wieder lebendig gefühlt. Auferstanden aus dem Totenreich, um etwas Nützliches und Wichtiges zu erledigen. Es war als hätte man mich heute tatsächlich gebraucht, ein Gefühl, welches das Blut schneller durch meine Adern pumpen ließ.

Leise nuschelte ich das Passwort und trat in den schlafversunkenen Saal ein.

Er, der Junge, war ebenfalls ein Gryffindor und doch kannte ich seinen Namen nicht. Er war in den letzten Tagen ab und zu mal in mein Sichtfeld getreten, aufgrund seiner doch sichtlich vorhandenen Tollpatschigkeit.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Apr 04, 2023 ⏰

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