Nach dem Zwielicht

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Kurz vor dem direkten Sonnenaufgang landet der Eisdrache und sieht sich kurz um, bevor er die verdutzte Vanja vorsichtig auf den Boden legt und sie animiert aufzustehen. „Also- Uhm... danke für die Rettung! Aber... was soll ich jetzt bitte tun? Ich will doch nur nach Hause..." Das Wesen drückt sie sanft mit der Schnauze in eine Richtung und löst sich dann vor ihren Augen auf, als wäre es nie dagewesen. Na super, das wird ihr kein Schwein glauben! Und hier ist sie mitten im Nirgendwo- Nicht einmal Häuser kann sie sehen! Sie steht auf einer großen Lichtung und hat theoretisch nur die Richtung die ihr der Drache gegeben hat. Oder... auch nicht? Schnell holt sie ihr Handy raus und war noch nie so froh darüber das bescheuerte Ding bei sich zu tragen. Mit Google Maps schafft sie es auch raus und es führt sie- Genau in die Richtung, in welche der Drache sie auch geschoben hätte. Na super. Ihren Geldbeutel hat sie ja zum Glück auch noch und als sie nachsieht, kann sie zu ihrem Glück ein paar Scheine erkennen. Es braucht zwar bis sie bei der nächsten Straße ist, aber von hier aus kann sie zumindest ein Taxi rufen! Sie ist komplett außerhalb von London, die Stadt ist nicht einmal am Horizont zu erkennen. Wenn sie sich zu Hause in ihr Bett legt und dann später aufwacht, wird alles einfach vorbei sein, oder? Es wird wieder ein schöner Tag, es ist alles so wie sonst auch, nichts mit Drachen oder Alucard der eigentlich geköpft wurde und doch noch lebt- DAS hat sie sich zumindest offensichtlich eingebildet. Niemand der geköpft wurde kann jetzt noch einfach so existieren. Ein kühler und doch tröstender Luftzug fährt ihr durch die zerzausten Haare und sie atmet einmal tief durch, das wird schon wieder. Es wird ALLES wieder!

Währenddessen notiert sich Chief alles, was er bisher von diesem Drachen gesehen und gehört hat. Reden kann er offensichtlich, das ist gut. Er beschreibt die ungefähre Größe von circa 10 Metern Schulterhöhe und eine Länge von ungefähr 20, wenn er den ausgestreckten Schweif noch mit dazu rechnet. Eine sehr lange Schnauze, wie man es eher von den asiatischen Himmelsdrachen kennt und den Rückenstacheln, die mit einer Membran dazwischen ausgestattet sind die man eher bei aquatischen Wesen finden würde. „Bischof Makube, WAS habt Ihr da bitte versucht! Es klang schon fast als wolle Euch der Drache auslachen." Maxwell will versuchen herauszufinden warum der Nekromant das getan hat was er tat, um damit auch gleich ein wenig Licht ins Dunkel zu bringen nachdem sie zum Anwesen zurückgekehrt sind. „Offensichtlich habe ich die alte Überlieferung ein wenig falsch übersetzt. Wisst Ihr, Erzbischof Maxwell, Drachen und Menschen haben eigentlich eine uralte Sprache entwickelt damit sie sich gegenseitig verstehen können ohne dass man die gleiche Sprache sprechen muss." Da gibt es extra so etwas nur für Menschen und Drachen? Wie umständlich. „Und diese Überlieferung... die hattet Ihr einfach so herumliegen?" Enrico wartet ein wenig, immerhin schreibt Chief noch ein bisschen was weiter auf, bevor er nur leicht nickt. „Um ehrlich zu sein, genau das, ja. Ich hatte diese Überlieferung rumliegen." Er sieht den Erzbischof aus dem Augenwinkel an, mustert ihn schon fast ein wenig abfällig. „Ich habe viele Dinge rumliegen. Aber das würdet Ihr wissen, wenn Ihr Euch selbst für meine Studien interessieren würdet. Oder wenn Ihr auch nur einmal nachfragen würdet."

Der Blick des Nekromanten geht wieder zurück auf die Dinge die er aufgeschrieben hatte. „Wir haben es hier mit einem uralten Drachen, einem großen Wyrm, zu tun der eigentlich schon längst im Zwielicht sein sollte." Makube atmet tief durch und schüttelt den Kopf. „Außer er ist erst am Anfang des Zwielichts, aber warum sich dann an einen Menschen binden?" Integra will schon fragen ob er das bitte erklären könne, wird aber von Pater Anderson aufgehalten der nur den Kopf schüttelt. Das ist eine Sache, die sollte nur Erzbischof Maxwell vorantreiben. „Bischof Makube, bitte bedenkt dass Ihr der einzige seid der eine Ahnung hat wie lange Drachen leben könnten, geschweige denn was überhaupt dieses Zwielicht ist." Enricos Stimme ist überraschend sanft, obwohl man schwören könnte dass sich ein gewisser befehlender Ton darunter verbirgt. Alucard reibt sich den Nasenrücken, bekommen sie jetzt wirklich eine Lektion über Drachen? Gut, auch er ist jetzt nicht wirklich das beschriebenste Blatt was diese Spezies angeht, aber sie brauchen nun wirklich keine Schulstunde darüber halten, oder? Anderson ist vom kompletten Gegenteil überzeugt, er findet die informative Seite dieser Mission eigentlich gar nicht mal so schlecht! Natürlich ist es unwahrscheinlich noch einmal auf einen Drachen zu treffen, sollte dieser unwahrscheinliche Fall aber dennoch einmal auftreten, so ist ein wenig Grundwissen mit dem richtigen und respektvollen Umgang durchaus von großer Wichtigkeit! Denn wie sie gesehen haben- Nicht einmal der Urvampir konnte viel dagegen tun und ihm wurden noch einige Seelen abgezogen als wäre es eines der leichtesten Spiele die man sich je vorstellen könnte. Zumindest für den Eisdrachen.

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