Kapitel 11

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„Da seid ihr ja. Habt ihr euch verfahren?" Paula kam auf Linus und Ina zugelaufen, als sie den ersten Fuss in die Strandbar gesetzt hatten. Ja, die Feier fand wirklich in einer Strandbar statt und Ina schüttelte innerlich den Kopf. Wie konnte man so etwas nur machen? Das käme für sie nie in Frage. Was sollten denn da die Leute denken? Sie würden ja glauben, man könnte sich nicht mehr leisten. Nein, wenn sie und Linus heirateten, würde es auch gleichzeitig bedeuten, dass es eine riesige Feier mit einer Menge anwesender Geschäftspartner geben würde. „Ach, du hast dich noch schnell umgezogen." Paula schaute zu Inas Kleid. „Das steht dir wunderbar. Es lässt dich irgendwie mädchenhafter wirken und ist hier am Strand auch mit Sicherheit bequemer. Da wäre ja das teure Dior Kleid und die Louboutins viel zu schade für gewesen." Ja, Ina war auch in ein paar hübsche Leder-Flipflops mit Verzierung geschlüpft und Paula war ihr gerade noch ein Stück sympathischer geworden, denn wahrscheinlich war sie hier die Einzige, die hier überhaupt Dior von Primark unterscheiden konnte. „So, jetzt kommt aber mit. Die Hochzeitstorte wird gleich angeschnitten." Ina Und Linus folgten Paula. „Siehst du, ich finde dich in dem Kleid auch viel süßer." Linus hatte sich zu ihr gebeugt und ihr ins Ohr geflüstert, ehe er ihr noch einen leichten Kuss auf die Wange drückte. „Wow!" Ina blieb überrascht stehen, als sie die große dreistöckige Torte sah, neben der sich Luca und Genia bereits mit einem Messer bewaffnet aufgebaut hatten und breit grinsend in die Kamera des Fotografen lächelten. „Gefällt dir die Torte? Neben Ina stand eine Frau mittleren Alters und hatte Genias kleines Mädchen auf dem Arm. Ja, die Kleine erkannte Ina sofort wieder. Mit ihr hatte sie auf dem Geburtstag der Braut und an Silvester gespielt. Sie war echt ein kleiner Engel und erinnerte Ina etwas an sich selbst in dem Alter. Ihre Mutter hatte ihre Haare auch immer zu kleinen blonden Rattenschwänzen gebunden, genau wie die Kleine sie immer trug. „Die Torte ist ein Traum." Ja, das meinte Ina wirklich so und nicht nur als gesellschaftlich schickliches Kompliment. „Ich habe damals als Genia noch klein war, ihr bereits versprochen, dass ich ihr so eine Torte zu ihrer Hochzeit mache. Da wusste ich ja noch nicht, dass es so lange dauert, bis ich mein Versprechen einlösen kann", lachte die Frau. „Die....die haben Sie selbst gemacht?" Ina schaute sie völlig verblüfft an. Die Torte sah so perfekt aus, dass sie dachte, sie wäre vom Konditor. „Ja, die haben Espie und ich gemacht. Nicht wahr, mein Schatz?" Die Kleine nickte sofort stolz. „Ja, is habe die Rose demacht." „Na, ihr beiden?" Genias Vater war zu ihnen getreten. „Schatz, soll ich dir Espie abnehmen?" Ina schaute noch überraschter als bei der Torte. Dann war das also Genias Mutter? Die hatte sie sich irgendwie komplett anders vorgestellt. Jedenfalls nicht als Konditorin. „Jaaaa, Opa Arm!" Genias Vater nahm seiner Frau seine Enkeltochter ab. „Hallo Ina, schön Sie auch mal wieder zu sehen", wandte er sich plötzlich ihr zu und überraschte sie damit, dass er sogar noch ihren Namen wusste. „Hallo, Professor Schulz", grüßte sie also angemessen zurück. „Nicht so förmlich, meine Liebe. Wir sind hier doch privat und nicht an der Uni. Ich bin einfach der Johannes." „Nee, du bist Opa Jo." Genias kleine Tochter schüttelte empört den Kopf. „Das ist sonst delügt. Das gibt Simpfe von Mama." Alle drei mussten lachen. „Keine Angst, Mama schimpft schon nicht mit mir. Ich habe ja auch nicht gelogen, sondern nur meinen ganzen Namen gesagt. Jo ist nur die Abkürzung. So wie Espie nur die Abkürzung von Esperanza ist." Die Kleine nickte und kaute nachdenklich auf der Lippe herum. „Wer ist Esdetanza?" Okay, sie kannte wohl ihren eigenen Namen noch nicht wirklich. Kein Wunder, der war ja auch viel zu kompliziert für ein Kind. Ina fragte sich sowieso, wie man diesen Namen überhaupt auswählen konnte. Aber irgendwie wunderte sie bei dieser komischen Frau sowieso nichts, außer dass sie so nette Eltern und eine so süße Tochter hatte. „Hier!" Linus war vor Ina aufgetaucht und reichte ihr einen Teller mit der Torte. Auch wenn sie wunderschön aussah, überlegte Ina, ob sie sie wirklich essen wollte. In ihrem Kopf setzte sich eine Art Taschenrechner  in Gang, der den Kaloriengehalt versuchte zu ermitteln. „Hör auf über die Kalorien nachzudenken, Pepincito. Du wirst sie im Hotel nachher brauchen, wenn ich...." „Psst, Linus!" Sie spürte wie ihr die Wärme in die Wangen schoss. Ein kurzer Seitenblick wanderte zu Genias Eltern. Was sollten die denn von ihnen denken. Linus grinste sie breit an. „Was denn? Ich wollte doch nur sagen, wenn ich dich die acht Etagen bis zu unserem Zimmer die Treppen hinauf jage." Dieser Kerl machte sie echt verrückt. Linus musste sich zusammennehmen, um nicht laut loszulachen. Es machte ihm immer noch genauso viel Spaß, Ina ab und zu hoch zu nehmen, so wie am Anfang ihres Kennenlernens. Sie konnte da einfach nicht aus ihrer Haut. Er fand es immer süß, wenn sie verlegen wurde und rot anlief. Dabei war das komplett unnötig, denn er bezweifelte, dass einer der hier Anwesenden davon ausging, dass sie beide zölibatär lebten, schließlich hatten sie das 21. Jahrhundert und nicht das 19.. „Außerdem werden wir nachher auch noch jede Menge tanzen. Da kannst du auch jede Kalorie gebrauchen, die du kriegen kannst", zwinkerte er seiner Freundin frech zu. Ja, er gehörte zu den wenigen Männern, die gerne tanzten oder besser gesagt sich zur Musik bewegten....in seinen Schulzeiten hatte er nämlich an der Tanz AG teilgenommen und so manchen HipHop Wettbewerb gewonnen und jetzt brannte er schon darauf mit Ina im warmen Sand zu tanzen. Ja, auch sein Salsa Können war nicht zu verachten. Da würde Ina garantiert staunen....

Schuss und Treffer -  in der zweiten Mannschaft   ✔️    Teil 13Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt