Weißrote Tulpen

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Ich gehe mit großen Schritten am Gehweg entlang, während mir die Morgensonne ins Gesicht blendet. Insgeheim habe ich gehofft, er würde mir hinterherlaufen, was er natürlich nicht tut, aber hoffen kann man ja. Tränen fließen wie ein Wasserfall über meine Wangen als ich mich ein wenig später auf mein Bockspringbett fallen lasse. Wieso hatte er mich geküsst wenn er mich doch überhaupt nicht mochte?

Irgendwann muss ich eingeschlafen sein, da mich meine Mutter mit lauten Staubsaugergeräuschen aufweckt. „Du musst jetzt in die Schule, Schatz.", ruft sie mir durch den Lärm zu.

Peters POV

Mit meinem Kopf in die Hände gestützt sitze ich nun hier und weiß nicht, was ich tun soll. Ich hätte es ihr einfach sagen sollen. Ich hätte sie einfach fragen sollen, ob sie meine Freundin sein möchte, doch nun habe ich es mir komplett mit ihr verscherzt. Eine Stunde später, um 7:00 Uhr, beschließe ich zu duschen und meine Tasche zu packen. Ich wasche meine Haare und meinen Körper, ziehe mir einen grauen Hoodie und eine ausgewaschene Jeans an und werfe mir schließlich den Rucksack über die Schulter. Auf der Fahrt zur Schule merke ich, dass Flo immer noch meine Jacke hat. Da sie nicht auf meine Schule geht, beschließe ich, sie erstmal ihr zu überlassen. Mein Magen krampft sich zusammen, als ich an den „Streit" von heute Morgen denke. Kann ich nicht einmal das Richtige tun? Als erstes Nina und jetzt auch ihre Schwester?! Ich lasse mir die Bässe von meinem Auto um die Ohren dröhnen und drehe die Lautstärke immer lauter auf.

🎵 Mercy von Shawn Mendes

Nach der Schule mache ich mich auf zum Sportplatz. Ich muss einfach nur rennen. Weg von meinen Problemen. Ich stecke mir meine Kopfhörer in die Ohren und laufe los. Als erstes langsam, dann immer schneller und schneller. Ich laufe Runde für Runde. Irgendwann biege in von der Strecke ab und laufe am Strand entlang. Ein kühler Wind weht mit entgegen und ich bekomme eine kleine Gänsehaut. Ich sprinte an Häusergruppen und Wohnblöcken vorbei bis ich schließlich vor Florences Haus stehen bleibe, verschnaufe und meine Kopfhörer abnehme. Ich blicke auf. Wie bin ich denn jetzt hier her gekommen? Hat mich mein Unterbewusstsein hier hin gebracht? Soll ich mich entschuldigen? Soll ich es ihr sagen? Mein Herz schlägt vom Rennen immer noch schnell - oder von dem Anblick dieses Hauses. Plötzlich sehe ich einen Schatten an einem der großen Fenster im Obergeschoss. Ein Moment später wird die Tür aufgerissen. Sie hat einen leichten Pulli an und eine Radlerhose untendrunter. „Hey, Peter! Willst du dich entschuldigen?", fragt das Mädchen. „Oh. Hi, Nina. Ich bin zwar nicht hergekommen um mich bei dir zu entschuldigen aber wenn ich schonmal hier bin: tut mir leid." „Und, wer ist das andere Mädchen?" „Welches andere Mädchen?" „Die, an die du gedacht hast während unserem Kuss." „Ich hab an niemanden gedacht." Das war komplett gelogen.

„Komm, Peter. Ich bin auch nicht böse. Vielleicht enttäuscht, aber nicht böse.", sagt sie wie ein quengeliges Kind. „Nee, lass mal." „Peter Shaw! Sag es mir doch einfach! Und wenn es nicht klappt zwischen euch, dann hast du ja mich.", meint sie verführerisch. Ich will sie aber nicht haben. Ganz im Gegenteil. Ich wische mir den Schweiß von der Stirn. „Flo.", sage ich nur knapp. „Flo, was? Was ist mit ihr?", fragt sie grinsend. „Deine Schwester ist das andere Mädchen." „WIE BITTE, WAS?!" Ihr Lächeln verschwindet schlagartig und sie schreit mich jetzt an. Ich trete einen Schritt zurück. „Du wolltest es wissen." Ich zucke mit meinen Schultern. „Aber FLO!? Die ist doch so hässlich!" Ich ziehe meine Augenbrauen hoch. „Findest du?" „Ja. Du nicht?" „Nö." „Du bist so doof!" „Du sagtest, du wirst nicht böse." „Du wärst bestimmt auch böse!" „Wenn du meinst." Auf einmal fährt ihre Hand aus und sie gibt mir eine Backpfeife. Ein Brennen macht sich auf meiner Wange breit und ich fasse mir an die Stelle. „Sag mal, gehts noch?", rufe ich ihr mit erhobenen Armen aufgebracht hinterher, während sie in Richtung Haus läuft.

Am nächsten Tag schwänze ich die achte Stunde und schleiche mich aus dem Schulgebäude. Fast bin ich in einen Lehrer gerannt, doch ich kann mich noch rechtzeitig hinter eine Ecke retten. Bob und Justus wissen Bescheid und wenn eine Lehrkraft nach mir fragt, sagen sie, dass ich mich abholen lassen habe. Ich setze mich hinter das Steuer meines MGs und drehe den Schlüssel. Der Motor springt an und ich düse los. Gestern konnten zum Glück die in der Autowerkstatt noch mein Auto reparieren, sonst könnte ich hier gerade nicht fahren. Ich fahre in die Innenstadt und parke in einer Tiefgarage. Ich gehe im Laufschritt nach oben und biege in den nächsten Blumenladen ein. Ich blicke mich nachdenklich um. Welche könnten ihr am besten gefallen?

Ich entscheide mich für Tulpen mit einem weißroten Farbverlauf. Die Blumen liegen während der Fahrt zu Flo's Schule neben mir, auf dem Beifahrersitz. Während ich aussteige, streife ich meinen Hoodie glatt. Ich muss ungefähr 20 Minuten warten, bis die Schulglocke klingelt. Ein Strom aus Schülern kommt aus dem Haupteingang und ich erhasche einen Blick von Florence und gehe in die gleiche Richtung wie sie und ihre beste Freundin. Gerade, als sie sich zur Verabschiedung umarmen, gehe ich einen Schritt auf die beiden zu und mache auf mich aufmerksam. Die Blumen halte ich hinter meinen Rücken fest. Meine Hände sind schwitzig und ich vernehme einen lauten Herzschlag, der von mir stammen muss. „Ähm... hey...", fange ich an. Rosy und sie fahren herum. „Peter..? Was machst du hier?", fragt Flo unsicher. „Ich wollte mich entschuldigen.", fahre ich fort, während ihre Freundin sich langsam, aber geschickt immer weiter von uns entfernt. Ich ziehe die Tulpen hinter mir hervor.

Florences POV

Schlagartig werde ich rot. Ich nehme die Blumen an und stammle nur was von „Oh, das hättest du nicht tun müssen.", oder so. „Doch, Flo, hätte ich. Ich hätte es eigentlich schon gestern tun müssen. Oder besser: ich hätte dir gleich sagen müssen, was Sache ist und dich nicht erst verletzen sollen." Was ist denn ‚Sache'? „Ich mag dich. Ich mag dich so wie du mich magst und es tut mir leid, dass ich es dir nicht schon gestern gesagt habe." Ich starre ihn mit großen Augen an. Mein Blick wandert runter, zu den rotweißen Tulpen und dann wieder zu Peters Gesicht. Von irgendwoher höre ich ein leises Kreischen. Ich drehe mich nach rechts und sehe Rosy, die ihre Gesicht in die Hände geschmissen hat und rumquietscht. „Oh mein Gott, ist das süß! FLO SAG JETZT JA NICHTS FALSCHES."

Ich wende mich wieder zu Peter und blicke ihm tief in die Augen. Er beugt seinen Kopf ein wenig zu mir runter und hält kurz bevor sich unsere Münder berühren inne. „Willst du meine Freundin sein?" „Ja.", hauche ich, verzaubert von seinen Augen. Schon drückt er seine Lippen sanft auf meine und wir heben in den siebten Himmel ab. Ein Kribbeln zieht sich durch meinen Bauch, als er seine Hände auf meine Wangen legt. Ich platziere nur eine meiner Hände auf seiner Hüfte, da ich in der anderen den Blumenstrauß halte. Wir lösen uns kurz, um durchzuatmen, doch sofort pressen sich die Lippen von Peter wieder auf meine. Als wir ein Klickgeräusch hören, fahren wir auseinander. Rosy steht, mit ihrem Handy auf uns gerichtet, vor uns. „Sorry, Leute. Hab's vergessen lautlos zu stellen. Wollte den Moment nur festhalten. Ich meine, es passiert ja nicht jeden Tag, dass meine beste Freundin geküsst wird.", meint sie nur schwärmend. Peinlich berührt starre ich auf den Boden, doch Pete fasst mich beim Kinn und richtet meinen Kopf auf seinen. „Macht doch nichts." Er lächelt mich an und das Funkeln in seinen Augen erscheint. „Geh schonmal ins Auto, ich fahr dich nachhause.", meint er, während die ersten Tropfen vom Himmel fallen.

Peters POV

Als Flo außer Hörweite ist, frage ich Rosy, ob sie mir das Foto airdroppen kann. Freudig stimmt sie zu und kurz darauf poppt das Bild auch schon auf meinem Display auf. Ich bedanke mich und mache mich auf den Weg zum Auto. „Was hast du noch mit ihr geredet?", fragt Florence neugierig. „Sag ich dir nicht.", antworte ich mit einem Augenzwinkern. Als wir an ihrem Haus haltmachen, will sie schon aussteigen, doch ich ziehe sie an ihrem Arm zurück und gebe ihr einen kleinen Abschiedskuss auf die Stirn. „Willst du morgen was unternehmen?", will ich lächelnd wissen. „Klar, ich schreib dir."

Nachdem ich zuhause angekommen bin und den MG in der Garage geparkt habe, gehe ich auf mein Zimmer und schalte mein Handy ein. Ich klicke auf das Instagram-Icon und lade einen neuen Post hoch.

@PeterShawsportsss
📍Rocky Beach

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ErsterDetektiv_JustusJonas Kollege, du hast es geschafft.

Hi, ich hoffe dir hat das Kapitel gefallen (wie immer gerne Voten;)). Wenn du Vorschläge oder Ideen hast, wie es weitergehen könnte, schreib es gerne hier in die Kommetarsektion ->

Die drei ??? und die dunkle Gestalt |  ✔︎ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt