fifteenth chapter

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Ausgelaugt ließ Lucy sich in einen der roten Sessel fallen.
Puh.
Nasses Haar klebte ihr im Gesicht, sowie ihre durchnässte Kleidung am Körper.
Die Zeit im Schnee war zwar spaßig gewesen, hatte jedoch viel Kraft abverlangt. Und damit war Lucy nicht alleine. Sogar Fred und George schienen noch nicht einmal mehr genug Kraft zu haben, sich über Ron lustig zu machen, als er auf dem Weg zum Gemeinschaftsraum, den Trickstufen zum Opfer gefallen war. Aber hey, ihre Gnadenlosigkeit vorhin musste ja seinen Tribut gefordert haben. Mindestens die Hälfte der Schneebälle hatten die Zwillinge abgefeuert. Niemand war vor ihnen sicher gewesen und das Spiel hatte fast schon einem Krieg geähnelt. Sogar Außenstehende waren nicht sicher gewesen. Der arme Professor Quirrel hatte nichts getan gehabt und trotzdem wurde er von verhexten Schneebällen attackiert worden. Und dabei hatten Fred und George so unschuldig ausgesehen, als hätten die Schneebälle von selbst, einfach nur, weil sie etwas gegen Quirrel hatten, sich entschieden, ihn zu verfolgen und immer wieder am Hinterkopf zu treffen.
"Ich bin so kaputt," klagte Lucy. "Glaubt ihr, das Essen ist schon bereit?"
"Ich glaube wir müssen noch warten, bis es dunkel wird."
Frustriert stöhnte Lucy auf. Ihre Erwartungen für das heutige Festessen waren hoch. George hatte ihr auch versichert, dass das Weihnachtsessen jedes Jahr ein ganz neues Level an Köstlichkeit erreichte.

Das Essen war nicht nur köstlich, sondern auch köstlich anzusehen. Da so wenige überhaupt in der Schule waren, aßen sie alle zusammen an einem Tisch mit den Lehrern. Die Stimmung war ausgelassen und freudig. Nur Lyanna schien Lucy, noch die kalte Schulter zu geben.
Währenddessen hatten sie Spaß mit Knallbonbons. Sie waren laut wie kleine Explosionen. Ab dem Punkt tauchten sie überall auf, in Schlafsälen, Kaminen, sich bewegende Rüstungen hielten sogar manchmal welche in ihrem Händen und boten Vorbeigehenden welche an.
Auf dem Rückweg zum Gryffindorturm hatte Peeves sie auch wie aus dem Nichts mit welchen abgeworfen und "Feindliches Feuer!", geschrien.
Und jetzt lag sie in ihrem kuscheligen Bett, als einzige in diesem Schlafsaal. Am liebsten hätte sie jetzt einfach geschlafen. Da kam ihr etwas in den Sinn. Verdammt. Das Buch aus der Bibliothek lag noch unten im Gemeinschaftsraum und daneben ein kleiner Zettel mit Berechnungen.
Mittlerweile endeten die Recherchen in einer Sackgasse und durch mehr arbeiten und recherchieren hatte Lucy sich einfach erhofft, weitere hilfreiche Hinweise zu entdecken. Heute hatte sie jediglich eine Pause gewollt.
Sie schwang sich aus dem Bett. Die Steintreppe zum Gemeinschaftsraum war eiskalt. Zum Glück hatte sie Kuschelsocken an. Sie schlich sich leise nach unten.
Auf dem Tisch herrschte ein Chaos, Verpackungen von Süßigkeiten, Geschenkpapier, Knallbonbons, sogar ein Paar gestrickte Socken.
Nach Kurzem fanden sich auch Lucy's Sachen an. In dieser Unordnung hatte bestimmt niemand ihre Notizen sehen können, dachte sie sich erleichtert.
Ein leises Rascheln war auf einmal, zu hören.
Was war das?
Leise Schritte schienen, von den Treppen zu den Jungen-Schlafsälen zu kommen, doch niemand war zu sehen. Jetzt dämmerte es ihr.
"Harry?", zischte sie leise. "Bist du das?"
Kurz war es still und dann kam Harry unter seinem Umhang zu Schein.
"Was machst du denn hier?", zischte er zurück. Er sah ertappt aus.
"Ich suche nur etwas, aber mich interessiert viel mehr, was du mit deinem neuen Unsichtbarkeitsumhang jetzt schon anstellen willst. Du hast ihn doch erst heute bekommen."
"Vorhin ist mir der Gedanke gekommen, dass ich so in die Verbotene Abteilung gehen könnte. Die Suche nach Nicolas Flamel hat uns bis jetzt noch keine Ergebnisse geliefert und Ron und ich haben Hermione versprochen, weiter zu recherchieren."
Deren Suche war also auch nicht erfolgreich. Aha. Die Idee mit der Verbotenen Abteilung war nicht schlecht. Ob da auch etwas, für ihre Zwecke zu finden, sein würde?
"Harry, Harry." Lucy schüttelte ihren Kopf, gespielt tadelnd. "Gebrauchst du etwa so dein neues Spielzeug klug?"
Er verdrehte die Augen.
"Kann ich mitkommen? Ich glaube, dass ich dort auch mir Nützliches finden kann."
Harry zuckte mit den Schultern. "Okay?", misstrauisch sah er sie an. Normalerweise hätte er sie sicherlich gefragt warum, jedoch schien er es mittlerweile aufgegeben habe, weil sie sowieso nie eine Antwort erhielten.
Und schon schlichen sie sich Gänge und Treppen entlang. Die Portraits schnarchten in Einheit vor sich hin, ab und zu begegnete man einem Geist, nichts Ungewöhnliches. Und irgendwie war es trotzdem seltsam. Lucy war ja nicht das erste Mal unerlaubterweise nachts im Schloss, aber dieses Mal war sie unsichtbar. Kein einziger Blick von einem doch wachen Portrait oder Geist konnte sie erfassen.
Vor der Bibliothek angekommen nahm Harry, die Laterne, die er aus dem Gemeinschaftsraum mitgenommen hatte, und holte unter dem Umhang hervor. "Damit wir drinnen überhaupt etwas sehen können", flüsterte er.
Jetzt, da man ein aus dem Nichts erscheinende Hand, die schwebte und eine Laterne hielt, sehen konnte, waren sie besonders vorsichtig und schlichen sich zwischen den Bücherregalen immer weiter nach hinten. Dort, wo kaum jemals jemand war.
In dem ehrfurchterregenden Verbotenen Abteil fühlte sich alles an, als hätte es durchaus Berechtigung, nicht für Schüler zugänglich zu sein. Dieser Ort war gruselig wie kaum ein anderer. Und dabei waren das nur Bücher.
Lyanna würde hier widersprechen "Wissen ist Macht", pflegte sie zu sagen. Und was war denn schon angsteinflößender als Macht anderer.
Lucy und Harry teilten sich auf. So schnell wie möglich versuchte sie thematisch alle Bücher zuzuordnen. Sie schienen aber nicht wirklich, das zu sein, nach dem sie suchte. Zauberhafte Flüche und Die Kunst der Rache halfen rein gar nicht, Geheime der dunkelsten Magie, ebenso wenig.
Das Problem war, dass die Berechnungen zwar gut liefen, jedoch hatten sie noch keine Ahnung, wie man auf die verschiedenen Punkte in der Zeit in Praxis zugreifen konnte. Und das war ja schließlich essentiell, wenn sie wieder nach Hause kommen wollten. Ansonsten würden auch die Berechnungen ihnen gar nichts bringen.
Schnell schloss Lucy ein altes Buch, als es nach ihren Fingern schnappte. Frustriert zwängte sie das jetzt zappelnde Buch zurück in sein Regal.
Plötzlich kam ein ohrenbetäubendes Geräusch von Harry aus. Das Buch in seiner Hand schrie. Blanker Horror war, in seinem Gesicht zu erkennen. Panisch schlug er es zu.
Lucy eilte zu ihm und half ihm, es zurück in das Regal zu stopfen.
Eilige Schritte kamen in Richtung Bibliothek. Hastig warfen sie sich den Umhang um und warfen dabei die Lampe um. Sie zersplitterte und ließ die beiden in Finsternis zurück.
Es war keine Zeit, irgendetwas anderes zu tun, als jetzt zu rennen. Gerade so konnten sie Filch noch ausweichen.
Der blickte durch sie hindurch und schien, dank dem noch immer schreienden Buch, nicht einmal ihre Schritte zu vernehmen. Auch nicht, als sie begannen, zu rennen, kopflos, ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, wohin, Hauptsache weit weg von Filch.
Nach einer Weile kamen sie zum Stehen. Das Buch war jetzt, nicht mehr zu hören. Trotzdem ertönte auf einmal Filch's Stimme. "Sie haben mich gebeten, Ihnen Bescheid zu sagen, wenn jemand nachts im Schloss unerlaubterweise herumwandert."
Auf der Suche nach einem schnellen Ausweg, drehte sich Lucy um. Sie durften auf gar keinen Fall erwischt werden. Sonst hatte sie keine Idee, was sie als gute Ausrede nutzen konnte. Sie durfte jetzt nicht sich und ihre Schwester verraten.
"Und es war jemand in der Verbotenen Abteilung in der Bibliothek." Snapes Stimme antwortete.
Snape? Überrascht drehte Lucy sich zurück.
Harry packte sie am Arm und zog sie langsam mit sich aus dem Weg. Und das keine Sekunde zu früh. Snape und Filch stürmten um die Ecke, genau auf sie zu.
Sie zwängten sich durch eine Tür, betend, dass sie nicht bemerkt werden würden, und warteten, an die Wand gepresst. Die Schritte gingen am Raum vorbei und entfernten sich immer weiter.
"Das war knapp", merkte Lucy an.
Harry schnappte nach Luft.
Sie dreht sich um. "Was ist los?"
Er starrte auf einen riesigen Spiegel. Er reichte bis zur Decke und war durchaus prächtig, mit einem goldenen Rahmen und aufwendigen Ornamenten.
Lucy trat einen Schritt näher. "Alles in Ordnung?" Eine Pause. "Harry?"
Er schluckte. "Siehst...Siehst du die auch?" Er deutete auf den Spiegel.
Jetzt, wo sie sich darin ansah, waren auf einmal, mehrere Menschen mit ihr zu sehen. Erschrocken schnappte Lucy jetzt auch nach Luft. "Sind die echt?" Beim genaueren Betrachten erkannte sie, dass sie die Menschen alle kannte. Ihre Freunde und Schwester standen neben ihr, während ihre Eltern sie anlächelten und hinter ihr standen. Alle Menschen die ihr wichtig waren. Lucy lächelte. Und keinerlei Probleme, weder ihr Streit mit Lyanna, noch musste sie Geheimnisse vor ihren Freunden haben, und beide Welten, in denen sie lebte, waren vereint. Am liebsten hätte Lucy einfach nur dieses schöne Bild genossen, aber eine kleine Stimme in ihrem Kopf sagte ihr, dass das unmöglich war. Sie musste sich für eine Welt entscheiden. Sie konnte nicht beides haben. Die einzige, die sie in beiden Fällen hatte, war Lyanna, ihre Schwester. Sie war immer da.
Oder? Lucy seufzte und wandte ab. Gab es denn vielleicht doch einen Weg von dem sie nichts wusste. War das der Weg des Spiegels ihr zu sagen, dass noch Hoffnung bestand?
Harry stand jetzt auch direkt vor dem Spiegel. Wie in einer Art melancholischer Trance starrte er in das Bild vor sich.
Was war das hier für ein Ort?

Am nächsten Morgen setzte sich Lucy zu ihrer Schwester. "Es tut mir leid, wegen gestern", sprudelte es aus ihr heraus. "Gestern ist mir klar geworden, dass du die einzige bist, die ich wirklich sicher bei mir habe und-" Sie brach ab. "Was ist denn mit deinen Haaren los?"
Lyanna sah sie fragend an. "Was soll mit ihnen sein?"
"Sie sehen irgendwie so... ordentlich aus", meinte Lucy verwirrt. Sie schüttelte wieder schnell den Kopf. "Das ist vermutlich gerade nicht wichtig. Was wichtig ist, ist, dass es mir leid tut."
Lyanna sah sie kurz ohne Worte an und seufzte. "Ist schon gut. Wie kommt es zu deiner plötzlichen Meinungsänderung", wollte sie wissen.
"Oh ja. Da muss ich dir noch was erzählen." Und eifrig begann Lucy damit, ihrer Schwester von der Verbotenen Abteilung, Filch und Snape und dem Spiegel zu erzählen.

1658 Wörter
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Oh wow, das war keine einfache Woche. Ich schreibe natürlich gerne trotzdem und gebe mir Mühe, euch damit eine Freude zu bereiten :) ☆

Through The Ages - A Harry Potter StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt