Du lässt mir keine WAHL

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„Inéz, warte hier im Bett", sage ich knapp und mache mich auf den Weg zur Türe. Inéz antwortet mir nicht und haut ins Bad ab, wo sich ein Schlüssel umdreht. Natürlich.... sie hat Schiss, dass ich wiederkomme und da weitermache, wo ich aufgehört habe. Kluges Mädchen.

Es ist nach zwei Uhr... es kann nur eine Person sein, die um diese Uhrzeit vor meiner Tür steht.

Ich stelle mich nah an die braune Holztür und versuche meine Gedanken zu sortieren. Scheiße, ich hatte genug Zeit, jetzt gibt es kein Zurück mehr. Zu lange habe ich die Mahnungen ignoriert, aber wieso heute und gerade jetzt, wo ich Inéz bei mir habe? Wie habe ich das verdient?

Es hämmert erneut und die Türe wird jeden verdammten Moment auseinanderbrechen und dann bin ich so gut wie tot.

„JACK! ICH WEISS, DASS DU DA DRIN BIST. ICH HAB DICH DURCH'S FENSTER GESEHEN!"
Die raue Stimme zerfrisst meine Gedanken. Was soll ich jetzt tun?!
„MACH JETZT AUF JACK. ICH ZÄHLE BIS 3!"
Gott behüte mich. Wäre ich nicht noch völlig im Rauschzustand, würde ich die Türe auf der Stelle öffnen, um ihn nicht noch wütender zu machen, aber mein Stolz verbietet es mir.
„3" Donnert die Stimme von draußen. Fuck.
„2" Ich bewege mich vorsichtig von der Tür weg, denn sie wird mir gleich um die Ohren fliegen.
„Soso! Du nimmst also das in Kauf, was gleich passieren wird, wenn ich 1 ausspreche?"

.... Jack, mach die Türe auf, sagt mir meine innere Stimme. Jack, MACH SIE AUF! Ich renne los, um den Schlüssel umzudrehen, aber schon schreit er 1 und mit einem Satz, ist die Türe aufgebrochen und liegt zerschmettert am Boden.

Er kommt mit großen Schritten auf mich zu.
Ein weiterer Mann ebenso.

Er wirkt im berauschten Zustand noch viel monströser. Er packt mich und schleudert mich gegen die nächstgelegene Wand. Ein Brennen fährt durch meinen Rücken und ich versuche mich zu fassen. Denn er kommt wieder und zerrt mich vom Boden hoch, bis ich ihm in seine brauen, bösen Augen starre. „Du verf*ckter kleiner Bastard, wagst es den Chef vor der Türe warten zu lassen?!" Er spuckt mir ins Gesicht.

Warte was?! Er ist nicht der Chef, sondern der hinter ihm? Meine Augen, versuche ich angestrengt zu öffnen, während mir ein derartiger Schmerz durch den Kopf schießt, dass mir schwindelig wird.

Ich schaue an dem großen, blonden Mann vorbei, der mich noch immer in seinem Griff ersticken will und betrachte die Person, um die es hier eigentlich geht.

„Spice, lass den Kerl mal eben runter."
Ertönt es von dem hinteren Mann, der wohl der Chef sein soll.
Er ist komplett in schwarz gekleidet, seine eisblauen Augen rauben mir meine Lebenskraft. Seine schwarzen Haare, sind dunkler als jeder Alptraum. Der Mond scheint durch die - nicht mehr vorhandene - Türe und seine Haut strahlt dabei in einem kalten Weiß. Mich überkommt eine Gänsehaut, der Mann ist groß gebaut, aber lange nicht so ein Schrank wie Spice, der mich so eben zurück auf den Boden geworfen hat. Der Mann dort im Hintergrund ist gefährlicher als Spice, obwohl dieser auf mich eintritt. Er strahlt eine unberechenbare Ruhe aus und wirkt dabei, wie ein Vampir.

„So, jetzt da du wieder am Boden der Tatsachen angelangt bist...", der Mann kommt langsam in meine Richtung geschlendert und mit jedem weiteren Schritt, schnürt sich meine Kehle mehr und mehr zu.
„... können wir uns doch einmal unterhalten." Er verschränkt seine Arme und die vielen silbernen Ringe, die seine Hand beschmücken, strahlen maßlose Macht aus.
Nur unterhalten? Das meint er sicherlich nicht ernst. Ich könnte schwören, dass er in seinem Jackett noch so einige gefährliche Folter Materialen versteckt hält.

„Weißt du wer ich bin?" Fragt mich dieser fremde sogenannte Chef.
Ich schüttel den Kopf und senke meinen Blick.
„Weißt du wer der hier ist?" Er zeigt auf Spice, der sich mit einem teuflischen Grinsen durch die blonden Haare fährt.
Und ob ich das weiß..
„Ja." Gebe ich knapp zu. Spice kenne ich sozusagen seit Jahren, wir sind keine Freunde, keineswegs. Eigentlich kennen wir uns nicht mal persönlich, aber durch fürchterliche Erzählungen, habe ich mir seinen Namen und sein Titan-artiges Aussehen in mein Gehirn gebrannt.
Die Drogen, bekomme ich schon immer von irgendwelchen kleinen Dealern zugesteckt und sie alle arbeiten für jemanden Großen. Ich dachte, dieser jemand wäre Spice, aber er ist wohl zweitrangig.
„Und wieso kennst du Spice und nicht mich? Das ist bedauerlich." Die kalte Stimme des Unbekannten dringt in mein Ohr. Ich kann das Gefühl nicht beschreiben, es ist wie.... wie, als würde der Tod höchstpersönlich durch meinen Körper fahren und nach einer verwundbaren Stelle suchen, die er einnehmen und verzerren kann. Liegt das an den Drogen? Oder ist dieser Mann mein Tod?

Bring mich nicht in VersuchungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt