22. Kapitel: Die Erbin der Astralwelt

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~ Ariya ~

Mit letzter Kraft teleportierte ich mich nach Den City. Sternenfunken stoben aus, als ich ins Schlafzimmer stolperte. Ryoken schreckte aus dem Schlaf. Mit einem Satz war er an meiner Seite. Meine Beine gaben endgültig nach. Seine Arme fingen mich auf. Behutsam bettete er mich in die weichen Laken.

„Alles in Ordnung, Drachenmädchen? Was ist passiert?"
Ich zwang mich, wachzubleiben, auch wenn meine Augen tränten und sich meine Lider schwer wie Blei anfühlten. Mein Lächeln war gequält. Ich streckte die Hand nach ihm aus. „Nur müde. War ein harter Tag."

Ryoken ergriff meine Hand und presste einen Kuss in die Innenseite. „Ruh' dich aus. Ich wache über dich."
Dankbar kuschelte ich mich in seine Arme und sank sofort in einen tiefen, traumlosen Schlaf. Seit meinem Aufbruch von der Insel hatte ich nicht mehr geschlafen. So war es kein Wunder, dass ich beinahe achtundvierzig Stunden durchschlief.

Der Geruch von Kaffee weckte mich. Ein Baby schrie. Irgendwas fiel mit einem Scheppern zu Boden. Ein Fluchen folgte. Das Baby schrie lauter. Erneut ging etwas zu Bruch.

Obwohl ich mich wie eine wandelnde Tote fühlte, zwang ich mich aus dem Bett. Die Dusche musste warten. Dringendere Angelegenheiten verlangen nach meiner Aufmerksamkeit.

Während ich mir müde die Augen rieb, tapste ich die Treppe nach unten. Das dünne Hemd schlug gegen meine nackten Oberschenkel. Ryoken musste mich umgezogen haben, als ich wie ein Baby geschlafen hatte.

Die Küche bot ein Bild des Chaos. Ryoken stand am Herd, mit nichts als Boxershorts und einem Shirt bekleidet. In der Hand hielt er eine Milchflasche. Das Baby im Hochstuhl verfiel in ein Brüllen, während sein Bruder das Spielzug durch die Gegend warf und lauthals quengelte.

Tiefe Reue erfüllte mich. Während meiner Monate auf der Insel hatte ich Ryoken und unsere gemeinsamen Söhne völlig vergessen. Ich hatte in meiner eigenen, kleinen Traumwelt gelebt. Nun holte mich die Wirklichkeit mit einem eiskalten Schlag ins Gesicht wieder ein. Mein Entschluss, nach Den City zurückzukehren, war nur der erste Schritt auf einen Pfad mit vielen weiteren Entscheidungen. Sobald etwas Ruhe eingekehrt war, musste ich mit meinem Mann reden. Doch für den Moment hatten unsere Söhne Priorität.

Entschlossen trat ich in die Küche und nahm ihm die Milchflasche ab. „Ich mach das schon." Mein Lächeln war gezwungen, weswegen ich mich schnell abwandte und Lyall oder Rebel, oh verdammte Scheiße - ich wusste nicht einmal, welcher Zwilling wer war - aus dem Stuhl hob und mich mit ihm ins Wohnzimmer zurückzog. Dort kuschelte ich mich in die Couch, bettete ihn in meine Arme und gab ihm das Fläschchen. Zweifarbige, große Kulleraugen schauten zu mir auf. Die kleinen Hände legten sich an die Flasche, als wollte er sie festhalten. Mit gierigen Zügen sog er an dem Nuckel. Ich lächelte matt.

Einen Moment später setzte sich Ryoken neben mich. Auf den Arm hielt er den anderen Zwilling, der ebenfalls zu trinken begonnen hatte. „Rebel.", flüsterte er und deutete mit einem Kopfnicken auf das Baby in meinem Arm.

Mir entwich ein tiefer Seufzer. „Tut mir leid, dass ich dich solange mit ihnen alleingelassen habe."

„Das muss es nicht." Voller Liebe sah er mich an. „Du musstest dich um andere Dinge kümmern, das ist okay. War deine Reise erfolgreich?"
„Ja und nein."

Nachdem ich tief Luft geholt hatte, begann ich zu berichten.

Zunächst von meiner wochenlangen Suche. Von meiner Begegnung mit Kyoji. Von der Vision. Es kostete mich Überwindung, von meiner Zeit bei Ravon zu berichten. Eigentlich wollte ich diese Affäre mich behalten, aber Ryoken vertraute ich blind. Vor ihm hatte ich keine Geheimnisse und deswegen erzählte ich ihm von der Insel, von der Vereinbarung, von meiner Zeit mit dem Cyborg, von der Schwangerschaft und der Geburt unserer Tochter.

Die Drachenstern Saga - Part 2 - Drachenkind und DrachenkriegerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt