Pflicht

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Florences POV

Auf dem Bett, wo ich mir gestern noch die Augen ausgeheult habe, liege ich nun und kreische in ein Kissen. Die Blumen habe ich in einer Vase, neben mein Bett, auf den kleinen Nachttisch gestellt. Ich habe einen Freund - meinen ersten Freund - und er hat mir Tulpen geschenkt. Meine Lieblingsblumen! Ich setze mich mit einem roten Kopf auf und starre sie an. Da brummt mein Handy. Ich blicke auf den Bildschirm und sehe, dass Peter mir eine Nachricht gesendet hat.

Du wolltest mir schreiben, ich weiß
nicht, ob du es vergessen hast aber
ich hätte da was, was ich dich fragen
wollte.
17:05

Sorry, schieß los
17:06

Also, ich hab das Wochenende
sturmfrei, da Vater und Mutter
wo hinfahren müssen da Premiere
des Films ist, an welchem Set wir
Praktikanten waren. Und deshalb
werfe ich eine ‚kleine' Hausparty.
Ich wollte fragen, ob du kommen
möchtest?
17:06

Ja klar! Aber ist unser
Treffen für morgen
immer noch gültig?
17:07

Na sicher doch, ich hol dich
morgen von der Schule ab ;)
Was mir machen, ist ein Geheimnis.
17:07

Ich lächle den Bildschirm mit einem breiten  Grinsen an. Morgen ist mein erstes Date mit Pete! Aber wie sollte ich es meinen Eltern erklären? Sie würden nicht viel davon halten, wenn ich auf einmal einen Freund hätte. Nina musste ihre Beziehung zu ihm auch bis sie 16 geworden ist geheimhalten. Niemand darf es erfahren - und ganz bestimmt nicht meine Schwester, die petzt ja gleich alles.

Am nächsten Tag, nach der Schule, steht der blaue MG von Peter vor dem Gebäude. Ich winke mit einem breiten Lächeln auf meinem Gesicht und blicke mich danach rasch um, ob Nina mich gesehen hat. Ich husche zum Auto und setze mich auf den Beifahrersitz. Meinen Rucksack schmeiße ich achtlos auf den Rücksitz. Ich beuge mich zu Peter rüber und halte kurz inne. „Hi." „Hey, Flo.", sagt er leise und küsst mich dann für einen kurzen Moment sanft auf den Mund. Ich grinse in mich hinein. Wir fahren schon eine Weile, als ich mich entscheide, das Radio anzuschalten.

🎵 Golden Hour von Jvke

Ich summe leise mit und ich merke, wie sein Blick immer wieder auf mir haftet. Felder und Wiesen, sowie Hochhäuser und einzelne Wohnblöcke ziehen an uns vorbei. „Wo fahren wir überhaupt hin?", frage ich neugierig. „Wirst du gleich erfahren.", antwortet Pete schmunzelnd. Nach fünf Minuten halten wir an einer Lichtung und ich drücke die Tür auf. Ich nehme einen großen Atemzug und angenehme Waldluft macht sich in meinen Lungen breit. Mein Freund geht währenddessen an den Kofferraum und holt einen Korb und eine Decke heraus. Er geht vor und breitet die Picknickdecke auf einem sonnigen Platz aus. Er hat also ein Picknick für uns beide vorbereitet - Wie süß! Er stellt den Holzkorb ab und während ich es mir auf der Decke bequem mache, geht er zurück zum Wagen und holt noch einen großen Behälter heraus. Er trägt ihn her und es stellt sich heraus, dass er seine Gitarre mitgebracht hat. Ich lächle ihn an und er erwidert es. Er setzt sich neben mich in einen Schneidersitz und öffnet die Gitarrenhülle, während ich das Essen ausbreite. Es gibt Erdbeeren, Sandwiches, Limonaden und vieles mehr. Von dem Anblick läuft mir das Wasser im Mund zusammen. Er spielt ein mir bekanntes Lied und ich muss automatisch noch breiter Lächeln.

🎵 Caroline von sombr

Als ich am Abend im Bett liege, habe ich immer noch ein warmes Gefühl im Bauch. Ich schnappe mir mein Buch und öffne es. „Falls das hier je enden sollte, dann endet es mit schönen Erinnerungen.", lese ich etwas später leise. Ja, hoffentlich. Ich merke, wie mir meine Augen zufallen und lege den Roman weg. Ich lösche das Nachttischlicht und lasse mich in meine weiche Matratze sinken.

ZEITSPRUNG - SAMSTAG ABEND

Ich fahre gerade mit meinem Skateboard in Richtung Peter, als ich meine Schwester sehe. Ich denke mir nichts weiter dabei und fahre zu Rosy. Diese wartet schon ungeduldig mit Tommy und Harry vor ihrem Haus. „Da bist du ja endlich! Hast ja ewig gebraucht..." „Sorry, musste mich noch aufhübschen." „Und das hättest du nicht früher machen können?" „Okay ja, tut mir leid. Aber ich bin vielleicht fünf Minuten zu spät. Mach nicht so ein Drama." „Zehn. Du bist zehn Minuten zu spät." Ich rolle mit meinen Augen, doch höre kurz darauf ein Kichern von meiner besten Freundin. Ich stimme mit ein und lachend machen wir vier uns auf den Weg zu der Party. Als wir dort ankommen, hören wir schon von draußen ein lautes Musikgedröhne. Vor dem Haus stehen Leute, die rote Plastikbecher mit Inhalt in der Hand halten. Was DA wohl drin ist... Wir betreten das Gebäude und ich schaue mich suchend nach Peter um. Zwar finde ich nicht ihn aber... NINA?! Verwirrt blicke ich mich im restlichen Haus um und lasse somit die anderen stehen. Doch kurz darauf höre ich, wie sie mir folgen. Ich betrete einen Raum und sehe dort meinen Freund, Justus, Bob und zwei mir fremde Mädchen lachend Flaschendrehen spielen. Als er hochguckt, um nachzusehen, wer da ist, sieht er mich und winkt mich und meine Freunde her. „Wollt ihr mitspielen?", fragt er mit einer leicht vollen Stimme.

🎵 The Great War von Taylor Swift

Wir nicken und setzen uns zu ihnen. Das Mädchen mit den rötlichen Haaren stellt sich als Amy vor und das andere als Hannah. Wir stellen uns auch vor und schon dreht Justus die Flasche. „Sooo, Kollegen. Mal gucken, wen's erwischt. Ahhh, Bobelle!" Just lächelt verschmitzt mit einem leicht benebelten Blick. „Geh mit Amy eine Minute in den Wandschrank. Und ich will, dass da was passiert und ihr nicht nur so da steht." Bob schaut ihn mit großen Augen an und schaut dann verlegen zu Amy, die schon am Aufstehen ist. Sie zieht ihn hoch und hinter ihr in den Schrank. Kurz darauf kommt sie mit verwuschelten Haaren und leicht verschmierten Lippenstift heraus, Bobs Haare sind auch leicht durcheinander. Er hat sie vor etwa einen Monat kurz geschnitten. Da ist es ja wild abgegangen! Sowas hätte ich garnicht von ihm erwartet. Die Flasche wird nun wieder von dem Dritten gedreht und sie bleibt auf Hannah stehen. Das geht eine Weile so weiter, bis die Flasche auf mir bleibt. „Soo... du da, küsse Harry.", meint Amy. Ich schaue sie empört an. Sie weiß, dass ich mit Peter zusammen bin. Als ich nichts antworte, sagt sie schließlich: „Oder fünf Shots auf einmal. Deine Wahl."

Ich schaue fragend zu Pete, der mit einer versteinerten Miene auf den Bruder von Tommy blickt. Harry will schon mein Gesicht in die Hände nehmen, doch ich schlage sie weg. „Gehts noch?! Ich nehme die Shots." Während ich das sage, öffnet sich die Zimmertür schlagartig, meine Schwester wankt herein und setzt sich ohne Erlaubnis neben mich. „Ich, äähhhhhh, spiele mittt.", setzt sie betrunken fest. Ich trinke gerade die Shots, als sie noch etwas sagt. „Meine kleine Schwester trinkt... wieso denn das?? Wasss war denn die Aufgabeeee?" Scheiße. Jetzt wird es Nina erfahren. „Sie wollte Harry nicht küssen." Oh, ja stimmt, Harry. Ich blicke zu ihm rüber und er sitzt etwas traurig in einer Ecke. Tja, was soll man machen. „Hääää und wiesooooo?" „Weil sie niemand anderen außer ihren Freund küssen will." Panisch blicke ich zu Pete, der meinen Blick erwidert.

„Sie hat einen Freundddd? Wen denn?" Jetzt kann man nur noch hoffen, dass sie das wegen des Alkohols morgen alles wieder vergessen hat, sonst bin ich am Arsch. „Ach, hat sie dir das nicht erzählt?" Vorwurfsvoll blickt Amy mich an. „Peter ist ihr Freund." „Peterrr!!??" Vor Schreck lässt meine Schwester ihren Becher fallen. „Also wirklichh..." Bevor jemand noch etwas sagen kann, dreht Hannah wieder die Flasche. Aber ich bin dran? Naja, ist ja egal. „Ahhh, Peter! Küss Nina." Erschrocken blicke ich sie an. Die will doch nur Stress zwischen mir und meinem Freund! Aber den wird sie nicht bekommen. Pete ist mir treu. Dachte ich. „Hey, sorry, Flo. Hab schon zu viel getrunken, ich kann nicht noch mehr ertragen." Und mit diesen Worten lehnt er sich zu Nina und küsst sie. Mein Herz bricht in zwei. Mein Bauch fühlt sich an, als ob gerade mein Magen rausgerissen wird und meine Augenbrauen ziehen sich zusammen. Vor Ekel, vor Hass, vor Neid - was auch immer, zumindest ist es kein schönes Gefühl.

Langsam stehe ich auf und meine Augen füllen sich mit Tränen. Ich reiße die Tür auf und renne. Ich weiß nicht wohin, aber weg von hier. Kalte Luft weht mit entgegen und als ich schließlich stehen bleibe, um zu verschnaufen, höre ich, wie sich Schritte hinter mir nähern.

Sorry für den Cliffhanger, aber wenn ich dass jetzt alles in dieses Kapitel packe, wird das nächste mies uninteressant. Falls dir dieses Kapitel gefallen hat, kannst du wie immer gerne abstimmen. <3

Die drei ??? und die dunkle Gestalt |  ✔︎ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt