Der Gedächtnislöscher

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Ich wurde wach, als ich hörte, wie die Tür ins Schloss fiel.
Verschlafen schaute ich auf.
Ich hielt meinen Kopf, der schmerzte.
Was war das denn für ein merkwürdiger Traum?


„Guten Morgen."
Ein älterer Mann kam in das Wohnzimmer gelaufen.
In diesem Moment wurde mir klar, dass es kein Traum war. Ich hatte tatsächlich mein Gedächtnis verloren.


„Morgen", lächelte ich schwach.
Gerade wollte er weiter laufen, da hielt ich ihn auf.
„Warte, ich denke, ich muss dir etwas erzählen."


Ich erzählte ihm alles, von dem ich wusste, oder eben nicht wusste.
Er hörte mir aufmerksam zu, doch ich merkte, wie er sich anspannte.


„Wenn du mich kurz entschuldigen würdest?"
Er stand auf, zückte sein Handy und verschwand im Raum nebenan.
Kurz war es still, doch dann hörte ich ihn los schreien, was mich zusammen zucken ließ.
„Das ist ihre Schuld. Ich wusste, dass etwas passieren wird", hörte ich ihn laut sagen.
Was bedeutete all das?
„Du kommst sofort hier her und bringst das in Ordnung!"
Was wusste er, was ich nicht wusste? Oder wusste ich es nicht mehr?
Ich seufzte. Diese ganze Sache machte mich fertig.


Nach weiterer Stille und minutenlangem warten, kam mein Großvater zurück.
Er sah ziemlich sauer aus.
„Komm mit, wir bringen das wieder in Ordnung", sagte er, nun etwas sanfter, als bei seinem Telefonat.
Ich nickte, richtete mich auf und folgte ihm aus der Wohnung.


Doch statt wie ich erwartete, dass er mich zu einem Arzt brachte, standen wir vor der Tür der Nachbarn. Er betätigte die Klingel und gemeinsam warteten wir.


Die Tür wurde von einem dunkelblonden Jungen geöffnet, der einen blau-schwarzen, hautengen Anzug trug. Sah etwas komisch aus. Doch ich musste zugeben, es betonte seine Muskeln sehr.
Und hätte ich noch etwas länger auf diese geschaut, hätte ich wohl zu sabbern angefangen.
Schnell schaute ich von diesen weg und in sein Gesicht.
Es war nicht gut, jemanden so anzustarren, wenn man einen Freund hatte. Auch wenn man sich an diesen nicht erinnerte.
Doch leider war mein gedanklicher Fluchtversuch danebengegangen, denn auch sein Gesicht war mehr als ansehnlich. Unbehaglich biss ich mir auf die Unterlippe.


„Juna", lächelte er erleichtert.
Scheinbar kannten mich hier alle. Wer er wohl war? Der beste Freund von Kaz? Oder mein bester Freund? Aber wie könnte ich einen so hotten besten Freund haben. Naja, nur besten Freund.


Ich sah wie der Junge mich zu sich ziehen wollte, wahrscheinlich um mich zu umarmen, doch mein Opa stoppte ihn.
„Oh nein, du hältst dich fern von ihr. Nachdem was ihr mit ihr gemacht habt!"
Der Blonde schaute verwirrt drein. Konnte ich nachvollziehen. So fühlte ich mich schließlich schon die ganze Zeit.


Nachdem der junge Mann uns eintreten ließ, kamen sogleich noch weitere Menschen. Vom Balkon aus kamen zwei hübsche Mädchen, die sich angeregt unterhielten. Gefolgt von zwei bereits bekannten Gesichtern, aus einem Fahrstuhl, ebenfalls in blauen Anzügen.
War das hier eine Kostümparty?


„Kaz", sagte ich lächelnd, als ich ihn entdeckte.
Doch statt sich ebenfalls zu freuen, mich zu sehen, hielte er in seiner Bewegung inne und schaute mich starr an.
„Ich... äh...muss schnell weg."
Er drehte sich um und ging schnellen Schrittes Richtung Tür.
„I-Ich auch", sagte der Junge, aus meiner ersten Erinnerung hier.
Auch er wollte loslaufen, was von allen kritisch beobachtet wurde.


Eines der Mädchen schaltete sich ein.
„Was habt ihr angestellt?!"
„A-Angestellt? Ich habe gar nichts angestellt."
Der schlaksige war ziemlich nervös.


Die Beiden wollten sich schon an uns vorbei drängen, doch mein Opa versperrte ihnen den Weg und hielt sie an den Schultern fest.
„Ihr Beide geht nirgendwo hin."
„Was ist denn los?", wandte sich der blonde Gutaussehende an mich und kam erneut näher.
Direkt vor mir blieb er stehen.
Ich wandte den Blick ab. Ich wollte ihn vor Kaz nicht wieder anstarren.

Zwischen Bionic und SuperkräftenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt