Kapitel Eins

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Jungkook

In vier Minuten hat der Terror ein Ende. In vier Minuten kann ich neu anfangen, ein neues Leben starten, endlich meine Vorsätze in die Tat umsetzen. 2022 wird ein gutes Jahr. Okay, meist wird es das nicht, wenn man diesen Satz laut ausspricht. Ich glaube jeder erwartet, dass man plötzlich zu einer komplett anderen Person wird, sobald der Zeiger auf null steht. Ich denke das auch. Ich bin dann plötzlich nicht mehr der Typ, der dieses Jahr ein Plattenladen eröffnet hat, der absolut nicht läuft, der Typ, der bei seiner Hochzeit am Altar stehen gelassen wurde. Vielleicht bin ich dann auch nicht mehr der Typ, der nicht mehr an die Liebe glaubt, der nicht mehr an das Schicksal glaubt. „Hier. Du siehst so aus, als könntest du das gebrauchen." Ich schrecke etwas auf und schaue zur Seite, um zu erkennen, wem die fremde Stimme gehört. Unbekannt. Schonwieder so ein schmieriger Typ, der mir ein billiges Bier andrehen will. Wahrscheinlich ist das Bier sogar noch warm. Ich analysiere sein Gesicht: Braune, verwuschelte Haare, blasse Haut, Augenringe, füllige Lippen. Mein Blick wandert zu dem Getränk in seiner linken Hand. Ich ziehe fragend meine Augenbrauchen zusammen „Wasser?" Er nickt und lächelt schief dabei. „Besser als das warme Bier, das die hier anbieten, oder?" Wo er recht hat, hat er recht. Ich nehme ihm das Getränk aus der Hand und hauche ein leises „Dankeschön." Ich richte meine Augen wieder an den Himmel, der in kürzester Zeit Bunt explodieren wird. „Ich bin Taehyung." „Jeongguk" „Ich weiß." Ich richte meine fragenden Augen noch einmal auf ihn „Woher?" Schonwieder dieses lächeln. „Traurig, dass du deine Stammgäste nicht erkennst." Ich weite meine Augen. Ich kenne ihn. „Bist du der, der 50 Euro für die Single ‚Come On Eileen' ausgegeben hat? Er nickt. Ein nicken mit Stolz. Nun kann ich mir kein lächeln verkneifen „Freut mich dich offiziell kennenzulernen" Ich strecke ihm meine Hand aus. Er nimmt sie mir mit einem Lachen entgegen. Ich schrecke zusammen, als ich die Feuerwerke war nehme. Erst in dem Moment habe ich verstanden, dass die Welt um uns rum kurz leise war.

Die ganze Nacht haben wir über Musik geredet. Musik ist das Einzige, was ich mit Leidenschaft verfolge. Wohlbemerkt nicht die Musik von heute. Es gibt Ausnahmen, aber ich rede von der richtigen Musik, die Musik von damals. Ich kann spüren, dass er auch eine Leidenschaft dafür hat. Ich mag das. Umso mehr tat mein Herz weh, als wir getrennte Wege gehen mussten. „Wir sehen uns bald wieder" Das war sein letzter Satz, bevor er in die Dunkelheit verschwunden ist. Mit den Händen in meiner Jacke und Kapuze auf meinem Kopf gehe auch ich nachhause. Es ist komisch. Normalerweise hätte ich mich den ganzen Abend darauf fokussiert mich zu besaufen, zu rauchen und irgendwoher Ott zu besorgen. Heute Nacht habe ich nicht einmal dran gedacht. Ich schlendere durch die Straßen und je näher ich meinem Zuhause komme, vergeht mir das Lächeln, welches ich unbemerkt, bis eben noch draufhatte. Eine kleine Wohnung. Dunkle Wandfarbe, ziemlich unaufgeräumt und chaotisch, wenn ich ehrlich bin. Ich setze mich auf den braunen Ledersitz und schalte neben mir meinen Plattenspieler an. So lange starre ich an die Decke, bis ich meine Augen den Geist aufgeben.

Was ein Abend.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Mar 20, 2023 ⏰

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