Tag 5

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Ein stechender Schmerz fuhr mir durch den Kopf, als ich langsam die Augen öffnete. Instinktiv fasste ich mir an die Stelle, die so unglaublich weh tat. Ich spürte Blut.

Erschrocken fuhr ich zusammen, als ich realisierte was passiert war. Sofort machte sich Panik in mir breit.

Wo war ich? Was hatten sie mit mir gemacht? Würde ich sterben?

,,Es ist nicht weiter schlimm.'', sprach auf einmal eine tiefe Stimme und ich fuhr schnell nach oben. Da war er wieder, der stechende Schmerz. Ich verzog die Augen und mir wurde erneut schwindelig. ,,Beweg dich nicht so schnell. Es dauert etwas bis der Schmerz nachlässt. Aber es ist nicht weiter schlimm. Eine Gehirnerschütterung, vermutlich.'' Als die Sicht etwas klarer wurde, sah ich ein bekanntes Gesicht vor mir. ,,Leonardo?'', fragte ich ungläubig, meine Stimme war etwas kratzig. Er nickte. ,,Schön dich wiederzusehen Jenna. Naja, unter anderen Umständen wär es natürlich schöner.'', er lächelte etwas und ich bemerkte, wie sich meine Mundwinkel ebenfalls nach oben bewegten.

Warum lächelte ich? Hier war eigentlich gar nichts zum Lächeln!

,,Wie lange war ich weg?'', fragte ich und richtete mich etwas mehr auf. Mein Kopf  lag zuvor  auf seinen Beinen. Ich rutschte an die kühle Wand, an die er auch lehnte. 

,,Ein paar Stunden.'', antwortete er ruhig und ich schloss verzweifelt die Augen. 

Ich dachte zurück an die letzten Sekunden, die mir in Erinnerung geblieben waren. Gedränge, viele Tote, Amelia. 

,,Ist Amelia auch hier?'', fragte ich und er zuckte mit den Schultern. ,,Ich weis nicht wen du meinst. Wir wurden hier reingeschickt und einige verkrochen sich direkt in den Ecken. Dich haben sie wie ein totes Tier einfach reingeworfen. Ich hab versucht mich um deinen Kopf zu kümmern.'', er biss sich etwas auf die Lippe und hielt dabei ein blutigen Stofffetzen in die Höhe. Meine Wangen begannen zu glühen. In diesem Moment war ich sehr dankbar, dass es hier drin nicht so hell war.

,,Danke.'', flüsterte ich und er lächelte mich kurz an.

Gott, wie süß konnte er sein.

Ich strich mir ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht und zog die Beine an. Meine ganze Hoffnung war, dass Amelia sich hier irgendwo aufhielt und noch am Leben war.

,,Was ist noch passiert?'', fragte ich und er strich sich mit einer Hand durch seine verwuschelten Haare.

Er sah gut aus. Noch besser, wenn seine Haare nicht ganz so perfekt gestylt waren. Dieses verwuschelte Haar lies ihn wild und unerschrocken aussehen. Es gab mir etwas Mut.

,,Soweit ich das verstanden habe, sind das islamistische Terroristen. Sie redeten irgendwas von >>Zerstörung des falschen Glaubens<<.'', er kratzte sich am Hinterkopf und ich sah ihn mit einer hochgezogenen Augenbraue an. ,,Du verstehst diese Leute?'', fraget ich und er nickte. ,,Nur ein wenig. In der Militärschule habe ich etwas Arabisch gelernt, um solche Situationen zu vermeiden oder besser, vorher zu entschärfen. Das hat wohl nichts gebracht.'', er lächelte gequält und lies den Kopf sinken. Ich fasste ihn am Oberarm. ,,Das hier ist nicht deine Schuld! Allein hättest du es nie verhindern können.'', ich versuchte ihm Mut zuzusprechen und ihm sein schlechtes Gewissen zu nehmen.

Was hätte er auch tun können? Diese Männer waren schwer bewaffnet in die Basilika eingedrungen und hatten wahllos jeden erschossen, der ihnen in die Quere kam. 

,,Sie hätten dich erschossen, hättest du irgendwas versucht.'', entgegnete ich, lies seinen Arm los und lehnte mich erneut an die Wand.

So wie sie das Mädchen erschossen hatten und deren Mutter und...

Die Suche nach DirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt