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Only with you

Kapitel 1

Etwas berührte meine Schulter, kurz darauf meine Beine und blieb dort liegen. Schlaftrunken blinzelte ich in das Halbdunkel des Zimmers, als mich etwas am Rücken streifte, um dann wenige Sekunden später über mich hinweg zu trampeln und sich schnurrend an meinen Oberkörper zu schmiegen. Automatisch streckte ich eine Hand nach dem nächtlichen Besucher neben mir aus und ließ die Finger durch das weiche Fell gleiten. Ob es Soonie oder Dori war, konnte ich nicht sagen, dafür war es zu finster, aber an dem gleichbleibend vibrierenden Geräusch tippte ich auf Ersteren, Doris Schnurren war leiser. Dieser hatte seinerseits vermutlich meine Beine als neuen Schlafplatz auserkoren. Die beiden waren wesentlich nachtaktiver und kamen fast immer in mein Bett, wenn ich zu Hause war. Doongie schlief hingegen lieber auf seiner eigenen Decke.
Müde blinzelte ich in die Dunkelheit des Raums, nur um wenige Sekunden später meine viel zu schweren Augenlider wieder zufallen zu lassen. Es war eindeutig zu früh zum Aufstehen. Dem Schnurren neben mir lauschend, hoffte ich, dass der Schlaf schnell zu mir zurückkehren würde.
Tat er nicht.
Obwohl sich meine Lider anfühlten, als würden Bleigewichte daran hängen, wurde mein Hirn mit jeder verstreichenden Minute aktiver.

Nach einer Weile öffnete ich schließlich frustriert die Augen, nur um blicklos an die Wand zu starren. Es war zum Haare raufen.
Soonie musste erneut eingeschlafen sein. Auch von den anderen beiden war nichts zu hören, dafür tickte irgendwo im Nachbarraum eine Uhr. Mit jedem gedämpften Ticken wurde ich unruhiger, versuchte krampfhaft an nichts zu denken. Am liebsten wäre ich aufgesprungen und hätte einen nächtlichen Spaziergang durch die Wohngegend gemacht, aber ich wusste auch so, dass das nichts bringen würde. Egal, was ich tat, ich konnte mich nicht von dem drückenden Gefühl ablenken, das seit Tagen in meiner Brust wohnte, sogar immer mehr zunahm und mich so sehr verwirrte.
Wie von alleine wanderte meine Hand von dem weichen Katzenfell zu meinem Nacken und strich über die Stelle, die bereits wieder anfing zu kribbeln. Hatte sie überhaupt jemals damit aufgehört?
Ich unterdrückte ein Stöhnen, kniff stattdessen krampfhaft die Augen zusammen, was wenig dabei half, das Prickeln in meinem Körper in den Griff zu bekommen. Im Gegenteil.

Wieso hatte er das getan? Sonst ging er doch auch nicht so weit ...

Obwohl es schon einige Tage her war, hatte ich das Gefühl, Hanies weiche Lippen immer noch auf meiner Haut zu spüren. Alleine die Erinnerung versetzte meinen Körper in Aufruhr – schlimmer denn je.
Seit wir uns kannten, brachte seine Nähe stets eine gewisse, angenehme Aufregung mit sich. Ich genoss es, suchte diese Nähe sogar, ebenso wie Han gern bei mir zu sein schien. Wir ergänzten uns super und verbrachten beinahe jeden Tag zusammen, ob beim Training oder in der Freizeit. Fühlte sich einer von uns nicht gut, versuchte der andere zu unterstützen und für gute Laune zu sorgen. Es war zu etwas geworden, über das wir nicht nachdachten, es war in Fleisch und Blut übergegangen, auch wenn uns die anderen gern dafür belächelten.
Doch nun...

Seit den Dreharbeiten für »Finding SKZ« war etwas anders. Dabei sollte es nicht so sein.
Wir waren in verschiedenen Challenges gegeneinander angetreten, um zu beweisen, wer aus der Band ein „Lover" war. Über die Sinnhaftigkeit der einzelnen Aufgaben ließ sich streiten, aber wir hatten Spaß und unsere Fans hoffentlich später auch, wenn die Episoden in ein paar Wochen online gingen.
Unwillkürlich machte mein Herz einen Sprung, während das Kribbeln in meinem Bauch eine Spur stärker wurde.
Was würden sie wohl denken? Wie viel würde unsere Crew von der Szene überhaupt im Endschnitt lassen?
Arg, es war nur ein verdammter Kuss in den Nacken gewesen, den Han mir verpasst hatte, um meinen Puls in einer der Challenges in die Höhe zu treiben.
Wenig überraschend: Es hatte hervorragend funktioniert. Und anscheinend wollte sich mein Herz seither gar nicht mehr beruhigen. Es war ja nicht so, dass wir beide uns nie körperlich nah kamen, definitiv nicht. Nur hatte mich dieser Kuss komplett überrumpelt. Überall waren Kameras gewesen, die Crew, die anderen Bandmitglieder. Und er hatte es dennoch getan, nicht nur angedeutet wie sonst.

Ich konnte seinen Gesichtsausdruck nicht vergessen, als ich mich kurz darauf von der Manschette, die die Höhe meines Pulses so wunderbar offengelegt hatte, befreite. Das Lächeln, das Funkeln in seinen Augen... und gleichzeitig das Gefühl seiner Lippen auf meiner Haut, das sich regelrecht einzubrennen schien. Er hatte so zufrieden ausgesehen und ich? In meinem Kopf hatte vorübergehend Leere geherrscht, während dieses hartnäckige Prickeln meinen Körper eroberte. Ahnte Han eigentlich ansatzweise, was er damit ausgelöst hatte?

Klar, wir hingen ständig aneinander – Wie bezeichnete Seungmin uns so schön? Turteltäubchen ... – unabhängig davon, ob es im Drehbuch stand oder nicht. Wir mochten uns eben. Punkt. Inzwischen sagte auch keiner mehr etwas, es wurde hingenommen und meistens bestmöglich vermarktet, wenn es denn von den Kameras aufgezeichnet wurde. Es war normal und gehörte zu uns.
Jetzt allerdings nicht mehr.

Irgendwie hatte ich den zweiten Drehtag noch anständig hinter mich gebracht, ohne zu viele Gedanken daran zu verschwenden, doch spätestens am nächsten Tag war alles wie eine Welle über mich hereingebrochen. Ich überdachte alles: jeden Blick, jede Berührung, jedes Wort. Und besonders dieses hartnäckige, nervenaufreibende Gefühl, das seither in meiner Brust wohnte.
Seine Nähe brachte mich so durcheinander, dass ich es kaum mehr ertrug und ihn sogar relativ schroff auf Abstand hielt. Meine Worte hatten mir augenblicklich Leid getan, so verletzt wie Han mich angesehen hatte, doch ich nahm sie nicht zurück und stürzte mich dafür umso verbissener ins Tanztraining. Ich verkraftete seine Gegenwart gerade nicht und solange in meinem Kopf und meinem Körper dieses Chaos herrschte, wusste ich mir nicht anders zu helfen, als Abstand zu wahren. So schwer es mir fiel – und so wenig es auch brachte.

Ich war über das Wochenende zu meinen Eltern geflüchtet, um Ablenkung zu suchen und schlussendlich nun doch in diesen verwirrenden Gefühlen zu versinken.
Nur eines war mir während der ganzen Grübelei so richtig klar geworden: Wie sehr ich ihn vermisste. Sein Lachen, die Blicke, seine Energie, die mich stets mit sich riss.
Ich brauchte ihn, um mich wirklich vollständig zu fühlen.
Es war beschämend, wie wenig mir das bisher bewusst gewesen war, für wie selbstverständlich ich es hingenommen hatte.
Ob es ihm ähnlich ging? Oder hatte sich für ihn nichts verändert? War es nur eine seiner üblichen Flirt-Aktionen gewesen, die allerdings für mich aus dem Ruder gelaufen war und für ihn nichts Besonderes darstellte?
So sehr mich das alles aus der Bahn warf und mir gleichzeitig vor Augen führte, was Han anscheinend schon seit einer Weile in mir auslöste und ich es nur nicht wahrgenommen hatte, so sehr wünschte ich mir, dass ich ebenfalls jemand besonderes für ihn war. Jemand, der in ihm etwas Ähnliches auslöste wie er in mir.

Ich lag noch eine Weile wach, während die Gedanken durch mein Hirn geisterten. Der Wind rüttelte an den Fenstern, bald darauf untermalt vom stetig stärker werdenden Prasseln des Regens.

Nachwort
Willkommen zu dieser kurzen Minsung-FF ^^ Ich hoffe, es hat bisher gefallen.
Diese Geschichte ist ein Spin-Off zu "Only with him" und weist ein paar Parallelen dazu auf.
Für Tipps, Anregungen, Votes, generelle Kommentare und auch Hinweise auf Rechtschreibfehler bin ich wie immer dankbar ^^

Liebe Grüße
Luna

Only with you (Minsung)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt