Das ganze Desaster war nun über eine Woche her. Ich hatte mich bei der Arbeit krank gemeldet und die Wohnung nicht verlassen.
Ich musste all das erst einmal verarbeiten und meine Gedanken ordnen.
Mein Opa half mir dabei, wo er konnte. Wir hatten, mal abgesehen von der Gesamtsituation, eine schöne Zeit miteinander gehabt und waren uns näher gekommen.
Er hatte mir erzählt, dass er vor Jahren mal für Douglas gearbeitet hatte. Er war sein Assistent bei der bionischen Forschung gewesen, steig aber aus, Douglas es an seinen eigenen Kindern austesten wollte. Vor allem, da es noch Babys waren.
So erfuhr ich auch, dass Donald Davenport die Kinder seinem Bruder wegnahm und sie selbst aufzog. Einerseits ziemlich grausam, aber für die Kinder war es wahrscheinlich das Beste.
Als ich an Bree und Chase dachte, vermisste ich die Beiden unglaublich. Auch wenn ich jeglichen Kontakt zu ihnen abgeblockt hatte.
Naja, Chase hatte bisher auch nicht versucht mich zu erreichen. Nicht so wie Kaz. Ich konnte ihm aber nicht einfach verzeihen. Er hatte es schamlos ausgenutzt, dass ich nichts über Chase wusste.
Ich fragte mich, was er sich davon erhoffte. Dass ich einfach so meine Meinung ändere und mich für ihn entscheide?
Nun, ich musste mir eingestehen, dass ich Gefühle für ihn habe, die ich unterdrückt hatte.
Ich wusste nicht, wie es möglich war, für zwei Menschen so etwas empfinden zu können, doch es war so. Die Wahrheit, die ich nicht wahrhaben wollte.
Doch ich musste es weiterhin verdrängen.
Ich liebte Chase und ich wollte mit ihm zusammen sein. Das musste Kaz akzeptieren.
Ich konnte nur hoffen, dass alles wieder in Ordnung kommen würde.
„Juna?", klopfte es an meinem Zimmer.
„Ja?"
„Da möchte dich jemand sehen."
Die Türe öffnete sich und Chase kam herein.
Mit großen Augen sah ich ihn an. Einerseits hatte ich Angst, was jetzt auf mich zukam, andererseits freute ich mich auch, dass er hier war.
Ich blieb still und sah zu, wie er auf mich zu kam. Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Ich wusste nicht, was jetzt passieren würde.
Ich hatte es nicht erwartet, doch er zog mich in eine feste Umarmung. Sofort presste ich mich an ihn. Meine Tränen konnte ich nicht mehr zurückhalten.
„Tut mir leid", heulte ich gegen seine Schulter.
Ich spürte, wie er mir daraufhin über die Haare strich, was mich tatsächlich etwas beruhigte.
„Du kannst nichts dafür", sagte er mit sanfter Stimme.
Ich löste mich, wischte mir über die Augen und sah ihn traurig an.
„Aber... ich habe ihn geküsst..."
„Nein, er hat dich geküsst. Außerdem wusstest du nicht mehr, dass ich existiere."
„Verzeihst du mir denn?", murmelte ich.
„Das habe ich schon."
Er setzte mir einen Kuss auf die Lippen, was mich unglaublich glücklich machte.
„Danke, dass du hier bist."
„Ich habe eine Weile gebraucht, um zu begreifen, dass es nicht deine Schuld ist."
„Egal. Und wenn es Monate gedauert hätte, ich hätte auf dich gewartet", murmelte ich.
Ich bekam von ihm ein breites Lächeln, dass mich sogleich aufmunterte.
Er nahm meine Hand und setzt sich mit mir auf mein Bett. Meine Hand ließ er allerdings nicht los, sondern verschränkte unsere Finger.
Mir kam ein Gedanke, und obwohl das Risiko bestand, jetzt alles wieder aufs Spiel zu setzen, teilte ich ihm diesen mit.
„Du... hast Kaz doch am Leben gelassen?"
Er lachte kurz auf, als ich diese Frage stellte. Doch es war kein freundliches Lachen.
„Ich hatte keine Wahl. Mr. Davenport hat mich rund um die Uhr um Auge."
„Also tust du ihm nichts?"
„Wieso ist dir das so wichtig?"
Ich schaute ihn an.
„Ich bin zwar extrem sauer auf ihn, aber ich will ihn nicht als Freund verlieren. Ich weiß, es gefällt dir nicht, aber er ist mir wichtig."
Chase seufzte.
„Ich muss dich etwas fragen."
Ich schaute ihn abwartend an.
„Wie viel war da zwischen euch? Und war da vorher schon was?"
Ich schüttelte schnell den Kopf.
„Wir haben uns nur geküsst."
Wenn auch etwas oft.
„War er gut?"
Ich riss meine Augen auf.
„Chase, sowas fragt man nicht!"
Er lachte leise und legte seine Arme um mich.
„Ist ja gut."
Ich kuschelte mich an ihn und schloss die Augen. In seiner Nähe fühlte es sich so an, als würde die ganze Last abfallen, die sich diese Woche aufgestaut hatte.
„Wie macht ihr das jetzt mit euren Missionen? Könnt ihr miteinander arbeiten? Nicht das deswegen auch noch Menschenleben leiden müssen."
„Mach dir darum keine Sorgen. Wir schaffen das schon irgendwie. Ich versuche professionell zu bleiben."
Plötzlich fiel mir ein, was schuld an der ganzen Sache war.
„Chase?"
„Hm?"
„Stimmt das mit den Superhelden?"
Er nickte. Er nickte tatsächlich. Ich hatte also recht.
„Normalerweise wird bei Menschen die Gedanken an Superhelden gelöscht, wenn sie davon erfahren..."
Oh...
„Aber Skylar, Kaz und Oliver haben entschieden, dass sie es bei dir nicht tun werden. Schließlich bist du viel zu sehr involviert."
Ich zog eine Augenbraue hoch.
„Wie soll ich denn involviert sein?"
Chase kratzte sich am Hinterkopf und sah mich besorgt an.
„Wir haben Grund zu der Annahme, dass Roman und Riker es jetzt auf dich abgesehen haben. Als Köder. Immerhin kannst du dich nicht wehren."
Also waren zwei Superschurken mit magischen Kräften hinter mir her. Na Super.
„Und was machen wir jetzt?"
„Davenport hat vorgeschlagen, dass wir dich trainieren. Du magst keine Kräfte haben, aber du musst nicht hilflos sein. Ich habe natürlich vorgeschlagen das selbst zu übernehmen, aber er besteht darauf."
Ich sollte Kampfsport lernen? Vielleicht keine schlechte Idee.
Ich nickte.
„Bin dabei."
„Gut, jetzt wo alles geklärt ist, können wir uns um wichtigeres kümmern."
Ich schaute ihn fragend an.
Augenblicklich befand sich mein Gesicht zwischen seinen Händen und ich wurde in einen langen Kuss gezogen.
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Zwischen Bionic und Superkräften
FanfictionJuna ist neu in Centium City. Da sie von nun an im Daventower wohnt, lernt sie direkt auch ihre neuen Nachbarn kennen. Eine Bande junger Menschen mit ungewöhnlichen Fähigkeiten. Kaum hatte sie sich mit Kaz angefreundet, hatte sie es mit Superschurke...