Mom, look what you've done

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,,ich höre dir zu."

Seine Worte hallten in meinem Kopf wieder, wie ein fernes Echo...

Jisung Pov:

Auch, als ich schon längst Zuhause vor meiner Haustür stand und nach dem Schlüssel kramte, konnte ich an nichts anderes denken, als an diesen Satz. Schon lange war es her, dass jemand soetwas zu mir gesagt hatte. Ein warmes Gefühl schlich sich in mein Inneres. Er hörte mir zu. 

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Lange Zeit geisterten diese simplen Worte in meinem Kopf rum. Selbst nach Tagen war der Gedanke daran, die Worte aus seinem Mund zu hören immernoch interessanter, als so ziemlich jedes Schulfach.

Tage vergingen und langsam baute sich eine immer mehr zunehmende Freundschaft zwischen Minho und mir auf. Wir schrieben ab und zu mit einander und hingen zusammen in der Schule ab. Natürlich war da auch immernoch die gemeinsame Arbeit, die es mir möglich machte, in seiner Nähe zu verweilen. Ich hatte mich so sehr an seine Gegenwart gewöhnt, dass ich mich an den Tagen, wo er mal fehlte oder nicht zu seiner Schicht kam, seltsam leer anfühlte. Als wäre ich ein unvollendetes Puzzle und er das letzte Teil.

Durch Minho lernte ich auch Chan, Hyunjin und Changbin beeser kennen. Alle drei waren sehr lustige und nette Menschen, mit denen man gerne seine Zeit verbrachte. Hyunjin und Felix waren inzwischen auch ein Paar. Keinen hatte diese Nachricht wirklich überrascht, da sie sich ja nicht gerade unauffällig verhalten hatten. Wir hatten uns alle total  für die beiden gefreut, als sie es uns mitgeteilt hatten.

Währendessen schien unser Maknae Jeongin, sich sehr für Chan zu interessieren. Oft erwischte ich ihn abei, wie er etwas zu lange in dessen Richtung starrte. Als ich ihn einmal unauffällig darauf angesprochen hatte, war er rot wie eine Tomate geworden und war der Frage fast schon panisch ausgewichen. Ich hatte darauf hin nur kichernd mit den Augenbrauen gewackelt.

Ja, so liefen die Dinge. Inzwischen waren es nur noch zwei Wochen bis Weihnachten. Bald würden die Weihnachtsferien beginnen und ich wäre gezwungen, die Wochen Zuhause zu verbringen, was mich zugegebenermaßen nicht gerade begeisterte. Meine Mutter ließ sich nun ebenfalls nicht mehr blicken. Sie ging zwar noch zur Arbeit, aber wer wusste schon, wie lange noch. Wenn ich ihr dann Zuhause doch mal über den Weg lief, stank sie immer fürchterlich nach Alkohol. Es machte mich unglaublich traurig, mit ansehen zu müssen, wie sie dem Nervengift mehr und mehr zu erliegen schien, doch immer, wenn ich sie darauf aufmerksam machte, wie schädlich das war, brummte sie nur irgennd etwas unverständliches und verschwand wieder. Vor ein paar Monaten noch, hätte ich mir all das niemals vorstellen können.

Das war kein Zuhause mehr. Nur noch ein Ort zum Schlafen. Die Möbel hier waren eingestaubt, da seit langem keiner mehr geputzt hatte und immer mehr Dinge lagen überall verstreut. Wenn ich mal Zeit fand, versuchte ich zu Putzen, doch meistens schaffte ich nicht die komplette Wohnung. In dem Zustand, indem sie jetzt war, würden sie die meisten vermutlich für verlassen halten.

An diesem Tag kam ich gerade von einem Langen Schultag nach Hause und wollte mich gerade erschöpft in mein rettendes Bett legen, als ich es Klingeln hörte. Verwirrt hob ich den Kopf. Hatte ich mir das nur eingebildet? Wer sollte schon bei uns klingeln. Nein, da war es wieder.

Mit einem komischen Gefühl im Magen eilte ich zu Tür und öffnete sie vorsichtig. Ein Mann und eine Frau, beide ungefähr mitte 30, standen da und sahen mich überrascht an. ,, Wohnt hier zufällig eine Frau namens Han Yunai?" fing die Frau in einem freundlichem Ton an, zu sprechen. Langsam nickte ich. ,,Ja, das ist meine Mutter, was wollen sie von ihr?" Nun wurde ihr blick mitleidig, wenn nicht sogar etwas traurig. ,,Oh man, das muss echt hart für dich sein, Kleiner." mischte sich nun auch der Mann ein. Immernoch nichts verstehend, sah ich ihn an. ,,Ich verstehe nicht ganz?" ,,Wir sind von einer Enzugsklinik ganz in der Nähe und haben Grund zu der Annahme, dass Han Yunai nun schon des öfteren stark alkoholiesiert zur Arbeit erschien. Ihre Arbeit hat uns darauf hin kontaktiert, um nach ihren körperlichen, wie auch geistigen Zustand sehen."

Ich konnte förmlich spüen, wie die Farbe aus meinem Gesicht verschwand. Natürlich. Warum sollten sie sonst hier sein? Ich spürte Tränen aufkommen, doch ich kämpfte sie tapfer zurück. Auf keinen Fall wollte ich jetzt hier vor diesen Leuten die Kontrolle verlieren.

,,Alles Ok?" ein Schnipsen direkt vor meinem Gesicht holte mich blitzartig in die traurige Realität zurück. Ich nickte. ,,Ist deine Mutter denn gerade Zuhause?" Ich zuckte  mit den Schultern ,,Ich weiß es ehrlich gesagt nicht." ,,Können wir herein kommen?" der Mann sah mich abwartend an.Wortlos trat ich einige Schritte hinter die Tür und symbolisierte so, dass sie eintreten konnten.

Als ich sie schweigend zum Zimmer meiner Eltern führte, entging mir nicht, wie beide skeptisch den Zustand der Wohnung musterten. ,,Hier müsste vielleicht mal geputzt werden." merkte der Mann mit einem fast schon abwertenden Blick an. Ich biss mir auf die Lippe und verkniff mir den bitteren Kommentar, der mir bereits auf der Zunge lag.

Als ich schließlich vor einer Tür stoppte, drehte ich mich wieder zu den zwei Erwachsenen und nickte einfach Richtung Tür. Sie verstanden und klopften beherzt an das Holz der Tür. Keine Antwort. Nachdem sie bereits ein zweites und ein drittes mal geklopft hatten, riss ihnen wohl der Geduldsfaden. Der Mann schritt vor und drückte die Klinke nach unten. Die Tür schwang auf und fast augenblicklich kam uns eine Wolke abgestandener Luft, vermischt mit dem Geruch nach Alkohol entgegen. Ich rünfte die Nase und wandt mich ab. Ich wollte sie nicht sehen. Konnte den Anblick einfach nicht mehr ertragen.

,,Frau Han? Sind sie hier?"

NOEASY (Minsung)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt