Jetzt ist mir der Tod näher, als das Leben

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Seth POV

„LOS! Suchen wir die scheiß restlichen Wagons ab. Wenn sie nicht komplett lebensmüde ist, befindet sie sich noch auf diesem Zug!"

Spice schnappt sich sein braunes Holzgewehr und ich mir meine mattschwarze Pistole. Wenn wir dich finden kleine Inéz, dann - Gott bewahre - würde ich dir raten, lieber aus freien Stücken mitzukommen.

„Ich werde ihr ins Bein schießen, dieser kleinen Französin, dann lernt sie ihre verdammte LEKTION!"
Ich brülle und suche währenddessen die Wagons einen nach dem anderen ab. Der gesamte Zug scheint wie leergefegt, besser so, keine Zeugen.

„Du schießt ihr nichts ins Bein! Was wenn sie verblutet und stirbt Boss, denken Sie doch an die eine Millionen von Jack Winster!" Erinnert mich Spice warnend und er hat leider recht. Mich stört es, dass ich gerade nicht tun und lassen kann was ich will! Wäre sie nicht Eine-Millionen-Euro-auf-zwei-Beinen, hätte sie schon ihren fünften Schuss kassiert. Sie macht mich verrückt und RASEND WÜTEND!!!

„Sir- ist das dort hinten nicht ihr bester Freund Jaro?!" Spice schaut durch das Türfenster zum letzten Wagon, ich schupse ihn weg und reiße die Tür auf.

Was macht Jaro hier?!
Während ich mit festem Schritt auf ihn zulaufe, sehe ich ein Mädchen mit einem weißen Kleid in seinen Armen. Inéz.
„WILLST DU MICH VERARSCHEN?!!" Brülle ich ihn an und frage mich gleichzeitig, wieso sie einfach so in seinen Armen liegt? Er hält sie nicht mit seinen Armen fest oder hat sie gefesselt und doch liegt sie auf ihm. Was geht hier ab?

„Ich kann es dir erklären Seth. HÖR ZU, BEVOR DU MICH UMBRINGST." Jaro lächelt sarkastisch und ich versuche mich zu beruhigen.

„Jaro. Was machst du hier? Und wieso ist meine Inéz in deinen verf*ckten Armen?"

POV Inéz

Seth ist da und brüllt seinen besten Freund Jaro an, der mich noch immer beschützend im Arm hält. Ich weiß nicht, wieso ich so armselig bin und mich immer noch an ihm klammere. Ich will alles, aber nur nicht zurück zu Seth.

Ich habe seine Regeln missachtet und das bedeutet, dass er mich zurück zu Jack schickt, vielleicht sogar schon heute. NEIN! Bitte nein! Ich kann das alles einfach nicht mehr, wie kann alles nur so schief laufen?!

„Inéz. Mach das Ganze nicht noch schlimmer als es sowieso schon ist, sei brav und stehe auf. Sofort."
Seth knurrt in einem bestimmenden Ton und ich spüre seine kalten blauen Augen, die sich in meine Haut brennen.
Ich will endlich sterben.
Ich bin am Ende.
Ich sehe Jack's lustvolle Augen, die mich ausziehen werden.
Seine Hände, die mein Hämatom vergrößern werden mit jedem seiner festen Griffe.

„So redet man nicht mit einem Mädchen, Seth. Bitte sie doch stattdessen." Jaro streichelt mir über den Rücken und mir ist es momentan egal, dass er der beste Freund von Seth ist, ein wenig Komfort ist alles was ich jetzt brauche. Ich bin totmüde. Ich bin erschöpft. Ich hasse mein Leben und könnte auf der Stelle ein Messer in meine Brust rammen.

„Ich bitte sie um gar nichts. Sie wird jetzt aufstehen und ihre Strafe genießen müssen, denn sie wusste, was ihr blüht, wenn sie versucht zu fliehen!"

Nein, lieber schnüre ich meine Kehle mit einem Seil ab.

„Nein Seth! Sie kann nichts dafür. Als du vor ein paar Stunden bei mir warst und ich sie dort auf dem Rücksitz sah, war es um mich geschehen. Du erinnerst dich bestimmt daran. Ich bin also in den Zug eingestiegen und hab sie dort bewusstlos auf der Couch entdeckt, ich habe sie einfach aufgehoben und mitgenommen. Gerade als du hier reingestürmt bist, ist sie aufgewacht."

Jaro hat mich schon mal gesehen?
Auf dem Rücksitz von Seth?
Als ich bewusstlos war?
Das erklärt Einiges, aber macht die Situation nicht weniger kompliziert und furchterregend.

„Du kannst das nicht ernst meinen. Du hast einen Blick auf sie erhascht und sitzt jetzt in diesem Zug, um sie zu deinem Eigen zu machen? Sie gehört zu meinen Geschäften, du Idiot. Wie war das nochmal mit unserem Versprechen, die Geschäfte des jeweils anderen NICHT zu sabotieren?!?!"

Ein Verrückter hält mich beschützend in seinen Armen, ein narzisstischer Psychopath will mich besitzen und foltern, bis er mich einem Vergewalt*ger zurückgibt? Und oben drauf, ein Bodyguard, mit Stimmungschwankungen.
Ich kann nicht mehr zwischen Real und Alptraum unterscheiden. In was habe ich mich da reingeritten? Wäre ich bei Vater geblieben, wären Schläge meine größte Sorge gewesen.

Jetzt ist mir der Tod näher, als das Leben.

„Ich habe sie geholt. Sie ist nicht abgehauen, also wieso zum ******* willst du sie bestrafen und nicht mich? Los, schlag mich doch." Provoziert Jaro den Drogenboss und ich frage mich, wieso er mir diesen Gefallen tut und für mich lügt.
Er wird was im Gegenzug wollen, anders kann ich es mir nicht erklären.

„Ich schlage dich jetzt noch nicht Jaro, aber vergiss sie und suche eine mit gescheiten, großen T*tten, mit Inéz ist dir da nicht gedient." Seth lacht spöttisch und ich kann seinen abwertenden Blick auf mir haften spüren.
Ich habe zu wenig Kraft, um mein Gesicht anzuheben und ihn anzuspucken, denn diese demütigenden Worte drücken mich noch tiefer in den Boden.

Jaro steht auf, reicht mir seine Hand und da ich drohe wieder umzukippen, belässt er seine Hand gefestigt um meine Taille. Ich kippe meinen Kopf an seine Schulter und umarme ihn wieder.
Ich brauche ihn, dringend.
Seth würde Jaro niemals wirklich was antun, wenn sie beste Freunde sind und wenn es stimmt, dass Jaro ein Auge auf mich geworfen hat, dann lasse ich nichts unversucht, um von Seth Abstand zu gewinnen.

„Ich will nicht zu Seth!!! Bitte Jaro, ich möchte zu dir!" Flehe ich ihn an und sein Gesicht versucht diese Worte zu verarbeiten. Ein Strahlen in seinen goldbraunen Augen gibt mir die nötige Bestätigung.

„Du stellst hier keine Forderungen Inéz. Wieso willst du jetzt auf einmal zu Jaro? Du kennst ihn nicht einmal!" Ich wende meinen Blick zu Seth, der mich prüfend mustert.
„Ich kenne aber dich genug, um zu wissen, dass ich nicht zu dir zurück will." Gebe ich ihm knapp zu verstehen.
„Du kannst hier nichts entscheiden." Er schnaubt.
„Aber wenn sie lieber zu mir will, wieso lässt du sie nicht? Offensichtlich hasst ihr beide euch und ich könnte auf sie aufpassen, bis Jack das Geld hat."

Seth lacht höhnisch los.
„Jaro, verarsch mich nicht. Okay? Du wirst ihr an die Wäsche gehen und dann kann ich Jack's Geld vergessen. Bei mir lernt sie Manieren und bleibt unberührt."

„Nein. Ich rühre sie nicht an, versprochen."

„Versprochen? Genauso, wie gerade, als du in diesen Zug gestiegen bist, um sie an dich zu reißen, obwohl sie zu meinen Geschäften gehört?! Vergiss es!" Seth holt eine Pistole aus seiner Tasche und zielt sie auf mein Bein. Scheiße. Fuck.

„Gib sie mir JETZT JARO! Oder deine Kleine wird ab jetzt im Rollstuhl sitzen! Ich meins toternst. Ich zähle bis 3."

Jaro lässt mich nicht los und ich weiß selbst nicht, welche Option mir lieber wäre?
Ein Schuss ins Bein oder zurück zu Jack?
Ich nehme den Schuss ins BEIN!

„1" Seth fokussiert mit seinem Blick mein Bein.
„2" Er macht sich zum Schuss bereit und ich akzeptiere mein Schicksal.
„Ihr wolltet es nicht anders.... 3"

Seth drückt ab und ein lauter Knall erfüllt den Raum.

(Danke für's Lesen <3 Gerne Feedback)

Bring mich nicht in VersuchungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt