Die nächsten Tage sind für Yeosang von innerer Unruhe und Sorge geprägt. Die Enttäuschung seines Vaters lastet schwer auf ihm, und er fühlt sich zerrissen zwischen der Liebe zu seiner Familie und der Liebe zu Matteo. In der Uni kann er sich nur schwer konzentrieren, seine Gedanken schweifen immer wieder zu den Geschehnissen mit seinem Vater ab. Er ist hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch, ehrlich zu sich selbst zu stehen und gleichzeitig die Beziehung zu seiner Familie nicht zu gefährden.
Abends, während des üblichen Videocalls mit Matteo, sitzt Yeosang vor seinem Bildschirm und kann den Kummer in seinem Gesicht nicht verbergen. Erst als er Matteos breites Lächeln sieht, hellt sich sein Gemüt ein wenig auf. Matteo isst Frühstück, und obwohl er müde aussieht, strahlt er eine warme Energie aus. Seine raue Stimme klingt beruhigend und vertraut, als er sagt: "Buongiorno, mein Liebster."
Yeosang muss etwas lachen und setzt sich an seinen Schreibtisch: "Babe, was hast du gemacht? Warst du feiern?"
"Oh ja, es war Lucans Geburtstag. Bin erst seit einer Stunde Zuhause", lacht der Italiener. Er betrachtet das Essen, schiebt es aber dann weg. "Wie geht es dir?"
Yeosang blickt Matteo verträumt an: "Hat es Spaß gemacht? Warte... er ist schon voll alt, oder?" Mit Absicht lenkt er von sich ab. Er möchte Matteo nicht zeigen, wie schlecht es ihm geht. Deshalb hat er Matteo auch noch nichts von seinem Outing erzählt.
"Ja, er ist jetzt 27 geworden. Man, was ein Pädo dieser Typ ist", lacht Matteo sofort, aber dann trommelt er auf den Tisch, als ob ihm etwas eingefallen wäre. "Ich habe tolle Neuigkeiten. Unsere Unis haben eine Partnerschaft, und sie haben meine Bilder gesehen. Sie haben mir angeboten, dass ich für einen Monat nach Seoul komme und dort einen Kurs für die Erstsemester unterrichte."
Yeosang springt sofort auf und lässt dabei fast sein Handy fallen: "Bitte was?!"
"Ist das nicht toll?!", strahlt Matteo bis über beide Ohren. "Oh, amore mio, ich kann es kaum erwarten, dich zu sehen."
"W-Wann?! Wann kannst du kommen?" fragt Yeosang aufgeregt.
"Sobald ich denen sage, wann ich kann. Deswegen wollte ich... etwas fragen... weiß deine Familie von uns?" fragt Matteo vorsichtig.
"Ah... ehm ja. Das wollte ich dir noch sagen. Ich habe ihnen von dir erzählt. Minji findet dich sehr handsome", doch an seiner Stimme merkt Matteo, dass Yeosang zu kämpfen hat.
"Oh wow, ich bin geschmeichelt", wirft Matteo spielerisch sein Haar über die Schulter. "Und was ist mit... deinem Vater?"
"Ich muss nochmal mit ihm reden. Er hat es nicht... so gut aufgenommen."
Matteo stockt: "Das tut mir leid... ich hoffe das wird. Ähm, also willst du, dass ich dabei bin? Vielleicht, wenn er merkt, dass wir es ernst meinen, lockert er auf..."
"Ich werde morgen mal versuchen, mit ihm zu reden. Aber ich wäre sehr froh, wenn du ihn auch bald kennenlernen würdest. Komm so schnell her, wie es nur geht. Ich vermisse dich sehr", seine Stimme wird immer leiser und er blickt verträumt in Matteos Augen.
"Okay, dann sag ich denen Bescheid, dass ich ab nächster Woche kommen kann. Die Uni bezahlt auch den Flug, aber ein Hotel brauch ich ja nicht", zwinkert Matteo und erwidert nun Yeosangs Blick.
Yeosang wird sofort ganz aufgeregt: "Das geht wirklich so schnell. Auch wenn es schon ein Monat wieder her ist.. Vielleicht könntest du sowas ja öfter machen..." Dann wird er leiser. "Vielleicht mache ich mir da aber auch zu viele Hoffnungen. Aber das wäre wirklich toll."
"Ja... also, ich hoffe, das kann ich machen. Vielleicht nicht jede Woche, aber so alle paar Monate...", Matteo lächelt und tippt nun auf sein Armband.
Yeosang zuckt stark zusammen und legt sich dann in sein Bett. Sanft fasst er ebenfalls an sein Armband. "Ich wünschte, du wärst bei mir", woraufhin er etwas sehr Untypisches für seinen Charakter sagt. "Ich wünschte, du würdest mich halten und so richtig hart rannehmen."
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From Seoul to Palermo
RomanceYeosang Park's Auslandsemester in der Provinz Palermo beginnt bald. Er wird in der kleinen italienischen Stadt Cefalù sein Englisch und Sportstudium fortsetzen. Er wollte schon immer Mal die Welt außerhalb seines Zimmers in Seoul sehen und bekam die...