Teil 3

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Eine der freundlichen Landfrauen beschrieb Celine schließlich den Weg von hier zu Nanas Hof im Wald.

Sie war schon seit ihrer Kindheit nicht mehr dort gewesen.
Und damals auch nur, weil ihre Mutter drei Monate lang in Urlaub gefahren war, als sie vorübergehend mal nicht ins Krankenhaus musste und sie dann eben so lange bei Nana gelassen hatte.
Sie erinnerte sich noch gut an den sandigen Weg, der vor dem Hügel noch aussah als würde er sie direkt ans Meer führen, aber danach landete man tatsächlich noch links abgebogen direkt im Wald. Ihre Großmutter hatte ihn diese Weg immer als das Tor zum Himmel beschrieben. Denn ihr Himmel war ihr Hof.
Eine kleine Lichtung zwischen hochwachsenden grünen Bäumen, wo das Sonnenlicht vor allem mittags und im Sommer auf sie herab schien.

Sie hatte ja kein Auto also nahm sie die kleine Tasche und ging die Landstraße entlang und aus dem Dorf hinaus, auf den nahen Wald zu. Zumindest das eine hatte sich nun also wohl verändert. Hier draußen gab es jetzt nicht mehr länger nur die Landstraße, sondern auch noch eine kleine Bushaltestelle wie auch die Müllabfuhr schien zu fahren, denn die schwarze Tonne stand da weiter vorne direkt an der Straße, wo ein Bürgersteig mit einem Wander- oder Fahrradweg angelegt worden war.
Auf der Tonne stand mit wasserfeste Farbe eine große 2 gemalt.
Hausnummer 2.
Außerhalb 2
Wobei es gar kein außerhalb 1 gab, denn das, so hatte ihre Oma ihr früher mal erklärt, hätte dann auf der anderen Straßenseite gebaut werden müssen. Doch da gab es derzeit nur ein Maisfeld hinter dem kleinen Stück Wald.

Sie lief weiter und fühlte sich allmählich mehr und mehr erschöpft. Die Traurigkeit bedrückte sie. Auch Nanas Worte, die so Weise aber auch resolut waren...

Sie hatte erst die Hälfte des Weges in Richtung Wald zurückgelegt, als plötzlich ein Auto neben ihr an hielt.
Das Fenster wurde herunter gelassen und sie sah zunächst misstrauisch ob es ihr Onkel sei, den blonden Typen, diesen Rain Jansen hinter dem Steuer sitzen.

„Darf ich sie zum Haus ihrer Großmutter fahren?", fragte er sie überaus freundlich.
Oh...
Kurz hatte Cel den unsinnigen Gedanken, dass der Mann, der wohl offensichtlich von ihrer Nana ausgetrickst worden war, nun auf Rache Sinnen und sie entführen würde ... um sie dann irgendwo zu töten und zu verscharren.
Doch dann kam ihr die Unsinnigkeit dieses Gedankens in den Sinn. Sie musst doch einfach nur mit den beiden zukünftigen Erben sprechen, oder? Dann würde sicher schon alles gut werden.
Also trat sie an die Tür des Autos und lächelte leicht gequält.
„Wenn es Ihnen nichts ausmacht...?", fragte sie ihn schüchtern.
Die Brauen des blonden Mannes zuckten sofort nach oben.
Doch dann öffnete er, schlicht die Tür und sie stieg ein.
„Ich habe tatsächlich nicht damit gerechnet, dass sie das Angebot annehmen würden, Celine.", gestand er ihr brummig.
Sie lächelte nur schwach und stützte ihren schweren und bereits wieder schwindligen und dröhnen im Kopf auf dem Fensterrahmen der Autotüre ab.
„Wissen Sie was? Ich selbst auch nicht. Zumal meine Nana mir einen Brief hinterlassen hat, in dem sie mir gestand, dass sie sowohl Sie, als auch Herrn Lacette wohl ein wenig ausgetrickst hat.", sprach sie ganz offen und der Blonde gutaussehende Rain zog seine Brauen wenn möglich noch höher.
„Das hat das alte Mädchen Ihnen also wirklich noch gebeichtet? Das ist ja mal ein dickes Ding.
Wir sind nicht davon ausgegangen, dass sie hier von irgendwas eine Ahnung haben.", sagte er knurrig und Caterina lächelte nur wieder leicht.
„Hatte ich auch nicht. Der Anwalt hat mir vorhin nach der Beerdigung schlicht mein Erbe überreicht und gesagt, dass es unmöglich ist, es anzufechten, da die Besitzüberschreibungen schon vor mehr als zehn Jahren vorgenommen wurden. In diesem Umschlag war auch dieser Brief. Wenn Sie mögen, können Sie ihn gerne lesen und wir können gemeinsam überlegen, ob ich nun gehe oder bleibe.", schlug sie ihm leise vor.

Und nun klappte dem Mann auch noch die Kinnlade hinab.
„Also... mit einem derart großen Entgegenkommen, hatte ich wirklich nicht gerechnet. Aber gut. Night wird sich darüber sicher freuen.
Wenn Sie also mögen, können wir uns heute Abend mal zusammensetzen, diesen Brief von ihrer Nana lesen und überlegen welche Lösung sich für unser kleines Dilemma finden lässt.", meinte er schließlich seufzend.

Wolfsbraut - Im Bann der AlphaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt