Ich habe meine Kontakte

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POV Jack

Seit Sekunden.
Nein.
Seit Minuten.
Nein.
Seit Stunden.
Nein.
Vielleicht sind es auch schon Tage... sitze ich hier in meinem Badezimmer, in der Ecke, in der Inéz saß, bevor diese Psychopathen sie mitgenommen haben.

Ich weiß gar nicht mehr was ich tun soll.
Ich liege hier und unternehme rein gar nichts, stattdessen erhöhen sich meine Schulden mit jedem weiteren Päckchen, das ich gierig aufreiße.
Ich bin allein.
Schrecklich allein.
Mir ist kalt. Ahh man, mir ist so unendlich kalt.
Inéz würde mich jetzt wärmen können, mit ihrem Körper, ihren Tränen, ihrem ALLEM.

Ich brauche sie so sehr, doch sie ist eine fuck*ng Millionen Euro weit weg von mir. Ich habe nicht einen Hauch von einer Ahnung, wie ich dieses Geld auftreiben könnte. Dieser Drogenboss weiß, dass ich dieses Geld nicht auftreiben kann und DAS ist seine Strafe für mich.

Mir das Gefühl zu geben, dass ich ein wertloses Nichts bin, das sich abarbeitet, um die Kohle aufzutreiben und es selbst bis zum elenden Tod nicht schafft.

Aber ein Ass habe ich noch im Ärmel. Ich bin überzeugt, dass der Plan scheitern wird, aber ich muss es versuchen, denn anders komme ich nicht zu Inéz zurück.

Ich will gerade eine weitere Packung aufreißen, als ich Schritte vernehme. Das hat mir gerade noch gefehlt...

„Wer ist da?" Frage ich, mit der letzten Kraft, die mir bleibt und dieser Jemand kommt mit festen Schritten geradewegs auf mich zu.

Ich schaue hoch in Steffan's wutentbranntes Gesicht. Er brüllt mich an, aus seinem tiefsten Inneren springt mir seine Wut entgegen.

Er ist groß gebaut, ziemlich muskulös und hält eine Waffe in seiner Hand. Wie ich diesen Mann HASSE. Für das, was er die ganzen Jahre Inéz angetan hat. Er hat sie seelisch gebrochen, ausgenutzt, als wäre sie seine Bedienstete.

Sie braucht mich, Inéz braucht mich, um wieder glücklich zu sein. Steffan ist die letzte Person, die ich gerade sehen will.

Nach einigen weiteren Wutausbrüchen, packt er mich am Kragen und schleift mich die Straße entlang bis hin zu seinem Haus. Ich versuche erst gar nicht mich zu wehren, sonst kann ich mir direkt einen Grabstein anschaffen gehen...

Er verfrachtet mich auf die Couch und steht gegenüber von mir, während er seine Waffe stets schussbereit hält. Er hat dunkles, volles Haar, wie das von Inéz und seine dunklen Augen, sind zwar dieselbe Farbe wie die ihren, allerdings findet man in seinen keinen Funken Liebe aufblitzen. Keinen Funken Lebensfreude. Kein bisschen Gutes.

„Erzähl schon, Junge. Was ist passiert? Wer hat Inéz mitgenommen und vor allem WIESO?!"
Als er einen teuflischen Schritt näher kommt, platze ich mit der ganzen Wahrheit raus und sein Blick ist voller Verachtung.

Wahrscheinlich fragt er sich, wie es dazu kommen konnte, dass seine Tochter wegen eines Drogenabhängigen in solche Schwierigkeiten geraten konnte.

Gut, vielleicht erzähle ich doch nicht die ganze Wahrheit. Ich schildere ihm meine Gefühle für seine Tochter, aber verberge die Information mit der Videoaufnahme, die ich von ihr gemacht habe oder dass ich versucht habe, mir mehr Körpernähe zu holen, als sie geben wollte.

Er reagiert auf keine meiner Aussagen, sondern stellt nur hin und wieder Fragen.

„Wo haben diese Kerle sie hingebracht?"
„Ich weiß es nicht."

Er holt aus und verpasst mir eine Ohrfeige.
Ich nehme es wie ein Mann hin, aber muss an Inéz denken, für sie stand das an der Tagesordnung.

„Wie heißen sie?"
„Spice, das ist der Bodyguard und den Namen des Bosses, den kenne ich nicht."

Ein erneutes schellendes Geräusch ertönt, als Steffan mir auf meinen Oberkörper einschlägt.
Würden die Drogen nicht meine Empfindung verändern, wäre ich längst schreiend auf dem Boden herumgerollt.

„SAG MIR SEINEN VERDAMMTEN NAMEN!"
„ICH WEISS IHN NICHT!"

AUTSCH! Das hat grad gesessen, mir bleibt die Luft für einen erdrückend langen Moment weg.

„W-warte warte Steffan! Ich habe eine Information übrig."
„Dann schieß los, wenn du deine Zunge behalten willst. Ich sorge nämlich sonst dafür, dass du nie wieder in der Lage sein wirst, einen vernünftigen Satz zu sprechen!"

Der Typ ist grausam. Ich habe ihn bis jetzt nur ein paar Male gesehen, als ich ab und zu bei Inéz im Garten saß und wir redeten. Da kam er mir gar nicht so schlimm vor, eher wie ein strenger, aber doch recht harmloser Vater. Das was ich jetzt erlebe,
kann doch nur ein schlechter Witz sein.
Er ist eine Mordmaschine und möchte genauso gerne wie ich, Inéz zurückholen.
Vielleicht muss ich ihn auf meine Seite ziehen.

„Ich weiß zwar nicht, wie der Drogenboss heißt, aber ich weiß, dass sein Hauptsitz in Berlin ist. Das weiß ich von meinen Dealern..."

„... wenigstens eine Information, mit der man arbeiten kann. Hast du eine Straße, eine Hausnummer?!"

„Ähm... nein." Shit.
Steffan richtet seine Waffe auf mich und er wird mich erschießen, da ich keine weiteren hilfreichen Informationen habe.

„Warte, bevor du abdrückst."

Steffan deutet mir mit seinem Blick an, dass dies meine letzte Chance ist, ihn von seinem Vorhaben abzubringen.

Stille tritt ein.

„Rede endlich. Die Zeit läuft ab und damit auch meine Geduld." Steffan richtet seinen Blick genervt auf seine Armbanduhr.

„Ich habe dir ja erzählt, dass ich eine Millionen Euro Schulden habe und dass ich, wenn ich sie abgezahlt habe, Inéz zurückbekomme..."

„Ja und? Das bringt mich nicht davon ab, dir die Kugel ins Gehirn zu jagen." Er knurrt irritiert.

„Ich habe diese eine Millionen Euro bereits und noch viel mehr als das. Ich habe bald ein unvorstellbares Vermögen, wenn alles nach Plan läuft."

Steffan reißt seine Augen auf.
„Erzähl keinen Bullshit. Hättest du das Geld bereits, wäre Inéz noch hier bei dir."

„Ich habe die eine Millionen noch nicht fest in meinen Händen, aber wenn wir beide den Drogenboss umbringen, dann bekommen wir nicht nur Inéz, sondern dazu ein mächtiges Vermögen!"

„Wieso bist du so ein Vollidiot? Du kannst dich nicht gegen mich wehren, wie also könntest du einen berechtigten Drogenboss umlegen?!"

„Ich habe meine Kontakte. Es wird alles reibungslos laufen. Sobald er erledigt ist, haben wir Inéz und sind steinreich. Das klingt doch nicht mal schlecht."

„Ich kann dir nicht vertrauen Kleiner. Wie kann ich sicher sein, dass du mir nicht in einem passenden Moment ein Messer in den Rücken rammst, um mich loszuwerden?!"
Er intensiviert seinen festen Blick.

„Du bist ein hochangesehener Soldat, ich könnte von dir Einiges lernen, was mit Waffen und Kampfkunst zutun hat und durch meine vielen Kontakte in der Drogenszene, haben wir einen besseren Zugang zu dem Drogenboss. Wir beide wollen dasselbe. Wir wollen Inéz, Geld und Rache. Diese Idioten haben mich gefoltert, beklaut und mir mein Leben zur Hölle gemacht, ich will nichts, außer seinen Tod!"

Er seufzt und kratzt sich am Kopf. Klar zögert er, denn es sind ihm zu wenige Sicherheiten.
Ich wollte den Plan alleine durchziehen, aber mit einem Scheißkerl wie ihm, erhöhen sich meine Chancen doch gleich einmal um 110 Prozent!

„Na schön." Er stimmt zu? Das hätte ich um alles in der Welt nicht erwartet. Werde ich jetzt euphorische Freudensprünge machen, dass ich doch nicht umgemetzelt werde? Nein, lieber vorerst die Klappe halten, sonst überlegt es sich Mr Inéz-Daddy noch anders.

Er verdreht dabei die Augen, als würde er bereits seine Entscheidung bereuen.
„Ich habe eh nichts zu verlieren. Sollte ich jedoch am Ende unserer kleinen Teamarbeit nicht steinreich sein und Inéz lebendig neben mir haben, dann töte ich dich."

„Ja, wenn es schief läuft, dann hast du den Freischein, mich umzubringen. Aber es wird nicht schieflaufen, denn wir haben Unterstützung. Hier ist der Plan......"

(Danke für's Lesen <3 Die zwei denken also wirklich, dass sie einem Drogenboss mit Ego-Komplexen die Stirn bieten können? Na wollen wir doch mal sehen, ob ihr Plan funktioniert...)

Bring mich nicht in VersuchungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt