Alles zu viel, ich komm' nach Hause ~ Zuhause (SOPHIA)
Das erste was ich spürte, war die Sonne auf meiner Haut. Es prickelte. Vorsichtig öffnete ich die Augen und atmete auf. Aus Reflex zuckte ich zusammen, doch kein Lüftchen regte sich. Ich rappelte mich auf und stieß prompt mit der Nasenspitze an die Haustür. Ich stockte. Ich war tatsächlich direkt vor meiner Tür gelandet.
Ich drückte auf die Klingel und wartete. Kurze Zeit später öffnete sich die Tür und Mina starrte mich an. Im nächsten Moment umarmte sie mich stürmisch. „Wo um alles in der Welt warst du?! Ich hätte fast die Polizei gerufen! Du kannst doch nicht einfach so abhauen!", fragte sie mich aufgelöst. Ich schluckte. Ich hatte ein schlechtes Gewissen ihr gegenüber, obwohl ich absolut nichts für mein Verschwinden konnte.
„Es tut mir leid. Ich war..." Ja, wo war ich denn? Ich konnte ihr schlecht
die Wahrheit sagen. „... bei einer Mitschülerin", schloss ich den Satz schnell ab. Ich hasste es immer noch sie anzulügen. „Ist sie eine Freundin von dir?", erkundigte sich Mina verwundert. Ich hätte mir denken können, dass sie das nicht so einfach schlucken würde. Ich hatte noch nie eine Freundin gehabt, sondern mich immer von allen ferngehalten. Bis auf Su. Aber selbst sie war weggegangen.„Kann man so sagen", antwortete ich. Ich fühlte mich schlecht, weil ich sie anlog. Da fiel mir Marie ein. Ganz gelogen war es nicht. Also der Teil mit der Mitschülerin schon, aber nicht der Rest. Mina ließ mich los und ging wieder ins Haus. Ich folgte ihr. „Du hast
ja gar keine Sachen dabeigehabt", fiel ihr jetzt auf und ich erstarrte. „Ja... Ich habe das gestern spontan entschieden und bin sofort los gegangen. Dabei habe ich meine Sachen wohl vergessen",
versuchte ich es mit einer weiteren Lüge.Mina schüttelte den Kopf. „Ich würde echt mal wissen, wo du deinen Kopf manchmal hast." Ich zuckte entschuldigend mit den Schultern. "Tut mir wirklich leid, dass ich dir nichts gesagt habe." Mina nahm mich noch einmal in den Arm. "Nein, hättest du nicht, aber es ist schön, dass du das selbst merkst. Und jetzt lass uns nicht mehr darüber reden. Du bist wieder da und das ist, was zählt."
Erschöpft ließ ich mich auf mein Bett fallen und schloss die Augen. Apropos
Augen ... „Mist!", rief ich laut. Ich sprang auf und rannte zu meinem Spiegel. Ich war verblüfft. Meine Augen waren noch immer blau. Das war auch gut so, denn in meiner Eile hatte ich meinen Kontaktlinsenbehälter in Salabon vergessen. Ich wollte noch etwas ausprobieren und lief an mein
Fensterbrett auf dem meine Aloe Vera Pflanze stand. Ich konzentrierte mich auf die Blumentopferde.Mit einiger Anstrengung schaffte ich es schließlich, dass sich ein Hügelchen
bildete. Ich runzelte verwirrt die Stirn. Mein Aufenthalt in Konzulesian hatte meine Kräfte anscheinend geschwächt. Zur Probe holte ich einmal tief Luft und pustete. Eine leichte Brise umfing mich.Ich wusste nicht, ob ich es mochte, dass meine Kräfte noch da waren. Ich gehörte nirgends dazu. Weder zu den Aniral, noch zu den Menschen. Ohne Kräfte wäre ich ein normales Mädchen, das jeden Morgen zur Schule ging, sich danach mit Freunden traf und dann ihr Hobby ausübte. Aber so? So hatte ich Angst, in die Schule zu gehen, saß danach in meinem Zimmer, machte Hausaufgaben und tat dann Dinge, die für Menschen nicht normal waren. Und auch nicht für Aniral.
Ich schüttelte den Kopf. Es kam mir vor wie ein Traum, was in den letzten vierundzwanzig Stunden passiert war. Doch ich mussten nur in meine Augen schauen um zu merken, dass es wirklich geschehen war.
Plötzlich merkte ich, wie mich die
Müdigkeit übermannte. Ich riss mich von meinem Spiegelbild los.Gähnend lief ich zu meinem Kleiderschrank, zog mir einen frischen Schlafanzug an und ging ins Bad um mir die Zähne zu putzen und endlich aufs Klo zu gehen. Im Schloss hatte ich nicht nach einem Bad gefragt und ich musste mittlerweile echt dringend. Danach torkelte ich schlaftrunken ins Bett und schlief augenblicklich ein.
Blinzelnd öffnete ich die Augen. Müde setzte ich mich auf und schlug mit der flachen Hand auf meinen Wecker, der so laut klingelte, dass mir fast die Ohren abflogen. Ich sah auf die Uhr und erschrak. Ich hatte verschlafen und mein letzter Wecker hatte gerade geklingelt! Den letzten hatte ich noch nie gebraucht! Ich stellte mir immer zehn Wecker im fünf-Minuten-Rhythmus, seit ich einmal
den kompletten Schultag verschlafen hatte.Ich stand auf und lief zum Spiegel. Meine Augen waren immer noch blau. Ich hoffte nur, dass der Zauber während ich in der Schule war nicht nachließ. Nachdem ich mich angezogen hatte ging ich runter in die Küche
„Wegen gestern ..." fing Mina an. „Mach so etwas bitte nie, nie wieder. Ich hatte die letzten Stunden echt Angst um
dich." Ich lief auf sie zu und umarmte sie. „Versprochen", sagte ich und meinte es genau so. Sie sollte sich um mich keine Sorgen machen müssen. „Das ist gut.“ Sie wandte sich dem Tisch zu und hob etwas auf. Es war ein Karton.„Ich habe noch ein Geburtstagsgeschenk für dich. Gestern konnte ich es dir nicht geben.“ Sie überreichte mir den Karton mit einem „Alles Gute zum sechzehnten Geburtstag“. Ich bekam augenblicklich ein schlechtes Gewissen. Ich war gestern den ganzen Tag weg gewesen und hatte ihr noch nicht einmal etwas davon gesagt.
„Danke“, meinte ich und fing an, das Päckchen auszupacken. Zum Vorschein kamen wunderschöne dunkelblaue Schuhe. Ich nahm sie aus dem Karton und probierte sie an. Sie passten wie angegossen. „Vielen, vielen Dank!“ Grinsend fiel ich Mina um den Hals. Diese lachte. „Ich wusste, dass sie dir gefallen würden.“ Nachdem wir gefrühstückt hatten, zog ich mir die Schuhe wieder an und verließ das Haus.
Auf dem Schulweg fing es an. Ich spürte einen leichten Sog, der es mir erschwerte gerade aus zu laufen. Als wollte mich eine unsichtbare Kraft irgendwo hinziehen. Ich versuchte es zu ignorieren und in der Schule angekommen lief ich sofort zu meinem Platz. Der Unterricht verging schnell und Ryan und seine Jungs ließen mich glücklicherweise heute in Ruhe.
Als ich nach der zweiten Pause auf meinem Stuhl saß, kostete es mich jedoch unglaublich viel Kraft, mich an meinem Tisch festzuhalten und meine Füße in den Boden zu stemmen. Der Sog war inzwischen viel stärker geworden. Schlimmer konnte es doch gar nicht mehr werden.
Ich täuschte mich. Und zwar gewaltig.
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Die Kraft der Elemente - Alles liegt in deiner Hand
FantastikEmilia war noch nie normal. Dadurch, dass sie Erde und Luft beherrschen kann, muss sie aufpassen, was sie tut. Als sie eines Tages an ihrem Geburtstag in eine magische Welt gezogen wird, findet sie heraus, dass sie Teil einer uralten Prophezeiung is...