Ein Seufzer verließ Caseys Mund und er klappte das Handy zu. Vielleicht sollte ich es einfach lassen. Es gibt keinen Ersatz für ihn. Egal, wie oft er die Seite durchsuchte, die ihm seine Freundin empfohlen hatte, es gab niemanden, der in sein Schema passte. Groß, sportlich, braune Haare, dunkelgrüne Augen, hat Humor, liebt Rockmusik, ist für eine verrückte Aktion zu begeistern und zuletzt ist ein Top. Dadamm. Hier lag schon das Problem. Wer sollte in so ein Schema passen?
Ein Klaps auf die Schulter ließ ihn aufsehen, dann schlang sich ein Arm um ihn und seine kurzen hellblonden Haare wurden von einer Hand verwuschelt.
„Was denkst du so angestrengt nach, Case?", fragte eine belustigte Stimme, die sein Herz zum Flattern brachte.
Casey konnte sich irgendwie aus der Umklammerung lösen und schaute zu Ian. Groß, sportlich, etwas längere braune Haare, die er lässig auf einen Rechtsscheitel gestylt hatte, wobei er eine LA Lakers Kappe trug. Er hatte ein dunkelblaues Tankshirt an und seine Muskeln waren nicht nur an seinen nackten Oberarmen zu sehen, sondern zeichneten sich auf unter dem Shirt an. Fing er gerade an zu sabbern? Mit Sicherheit. Zudem trug Ian eine lockere Baggyshorts und Sneaker.
Lachende dunkelgrüne Augen schauten ihn an und Rockmusik erklang aus den großen orangenen Beats-Kopfhörern, die um seinen Hals hingen. Darf ich vorstellen. Mein Traumtyp, der heißeste, lustigste und absolut liebenswerteste Kerl der Welt. Mein bester Freund. Und da war das Problem, denn sein Schema stand vor ihm und natürlich gab es keinen zweiten auf der Welt, der das erfüllen konnte. Casey wusste, dass er sich von der Vorstellung lösen musste, einen zweiten Ian zu finden – nur in schwul natürlich – denn es gab ihn schlichtweg nicht.
Verlegen lachte er und klaute seinem besten Freund seine Kappe, die er sich umgedreht aufsetzte. Ian lachte nur und beide standen auf, um zu Mick's Burger zu gehen. Es war ein sonniger Mittag, perfekt zum Abhängen. Gemeinsam schlenderten sie auf ihr Futterziel zu, als Ians Handy klingelte. Er holte es heraus und tippte nur kurz darauf, um es dann wieder einzustecken.
„War das nicht Mias Klingelton?", fragte Casey neugierig.
Ians Gesichtsausdruck veränderte sich kurz und er wusste sofort Bescheid. Es ist Schluss. Gott sei Dank. Er hatte diese Tussi auf den Tod nicht ausstehen können, denn sie war nur mit Ian zusammen gewesen, damit sie mit einem Typen angeben konnte. Niemand leugnete, dass er rattenscharf war, und das war auch das Problem – Oberflächlichkeit. Sein bester Freund war so viel mehr und mit Abstand der beste Liebhaber und feste Freund, den man sich wünschen konnte, doch diese Schnalle hatte ihm das Herz gebrochen.
„Ich lad dich auf einen Triple X ein", sagte Casey und Ian schaute ihn überrascht an. Er wusste, dass er sich auf Casey immer verlassen konnte, denn niemand kannte ihn besser als er. Natürlich hatte er sofort gewusst, was los war, denn es wäre nicht Casey, wenn nicht. Auch wenn er nicht so aussah, war er ein Genie, das Ian immer wieder bestaunte, und trotzdem war er einfach nur cool und absolut nicht nerdig.
Er betrachtete die Silhouette seines besten Freundes. Mit seinen kurzen hellblonden Haaren und den grauen Augen sah er sehr exotisch aus. Er hatte leichte Sommersprossen und ein strahlendes Lächeln, das niemals gespielt war, denn das tat er nicht. Casey hat noch nie ein Lächeln vorgetäuscht oder sich verstellt. Das schwarze Bandshirt von I Prevail war etwas locker und er trug eine kurze graue Bermuda, dazu schwarze Sneaker. Seine Kappe saß auf dessen Kopf, als gehöre sie dazu, genauso wie das dunkelbraune Lederarmband, dass um sein linkes Handgelenk prangte. Das hatte Ian ihm zum 18er geschenkt und Casey hatte es seit diesem keinen Tag abgelegt. Nicht erneut diese Gedanken. Es ist keine Markierung, er gehört dir nicht.
Ian an sich war eigentlich hetero, doch seit zwei Jahren war er sich da nicht mehr sicher. Seine Gedanken schweiften ab, er erinnerte sich an eine Party, auf der er und Casey gewesen waren. Irgendwann war dieser einfach verschwunden, also hatte er begonnen ihn zu suchen.
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Ian lief durch die angetrunkenen Reihen der Partygäste, die entweder mit verwirrenden Bewegungen tanzten oder knutschend aufeinanderhingen. Er selbst war nicht ganz nüchtern, war froh, dass Casey ihn fahren würde. Eine Hand fuhr an seinem Arm entlang und eine Brünette mit einem kurzen Bob schaute ihn verführerisch an und flüsterte ihm eine Einladung zu, die er höflich ablehnte.
Nachdem er sie abgeschüttelt hatte, lief er die Treppen hoch. Er hatte seinen besten Freund auf dem Handy nicht erreicht und machte sich Sorgen. Im oberen Stock lagen zwei Typen bereits schlafend am Rand, einige Becher leer neben ihnen. Die haben es sich aber gegeben.
Er ging zur ersten Tür und legte sein Ohr daran. Die Geräusche waren eindeutig, aber nicht von Casey, denn die Frau schrie einen anderen Namen. Als ob er eine Braut hier nagelt, das hat er noch nie getan. Er ruht sich wahrscheinlich nur aus. Also ging es weiter. Zimmer Nummer zwei war auch nichts, also das nächste. Leider hörte er nichts richtig, also öffnete er vorsichtig dir Tür einen Spalt, damit er kurz hineinschauen konnte. Selbst schuld, wenn er störte, man hätte auch abschließen können. Wieder eine Niete. Beim vierten und letzten Zimmer war die Tür verschlossen.
Er seufzte, also doch nicht hier. Plötzlich blieb er stehen, denn er hatte eine Stimme gehört. Er machte kehrt und ging zu der verschlossenen Tür. War das Einbildung oder habe ich gerade Caseys Stimme gehört? Er legte sein Ohr und hörte erneut.
„Hört auf, mich zu ärgern", erklang die gedämpfte Stimme seine Freundes, doch ihr Klang war irgendwie... anders. Was geht da vor? Er ging auf die Knie. Diese Tür war altmodisch mit einem Schlüsselloch, auch wenn dort kein Schlüssel steckte. Dieser lag vermutlich auf dem Boden vor der Tür, somit konnte man hindurchschauen.
Was er da sah, ließ ihn erstarren. Er sah, wie Casey nackt bis auf die Boxershorts zwischen zwei Beinen saß, die nicht denen einer Frau ähnelten. Hinter ihm ein größerer Typ, der an seinem Hals knabberte, während er die Augen schloss und seufzte. Die Hand des Fremden war um dessen harten Schwanz geschlossen, der aus seiner Boxershorts ragte und rieb diesen, während die andere Hand an dessen linker Brustspitze spielte.
Ein Stöhnen entkam seinem besten Freund, das Ian durch Mark und Bein ging. Der Ausdruck, den Casey im Gesicht trug, war der erotischste, den er jemals gesehen hatte.
„Du magst es doch, wenn man dich ärgert, nicht wahr?", hörte er den Fremden mit einer tiefen Stimme, der gerade einen Knutschfleck auf dem Hals seines besten Freundes hinterließ.
Caseys Stöhnen wurde tiefer, dann sah er ihm zu, wie der Fremde ihn zum Orgasmus streichelte. Hölle, diese Bilder brannten sich auf seine Netzhaut, denn er konnte keine Sekunde wegschauen. Als er an sich hinunterschaute, sah er die Beule in seiner Hose und er keuchte, das Herz schlug schnell in seiner Brust. Fuck.
Als er wieder aufschaute, sah er, wie der Fremde über sich seinen Freund beugte und begann ihm die Boxershorts auszuziehen. Er ist nüchtern, es ist kein Unfall. Und er wusste, was nun folgen würde. Casey würde Sex mit diesem haben.
Er wusste nicht warum, doch er klopfte an die Tür. „Case? Bist du da drinnen?" Warum hatte er das getan? Er hatte seinem besten Freund gerade seine Nummer versaut, denn er hörte ein Rumpeln.
„Ian?", hörte er dessen belegte Stimme.
„Jo, mir ist sauschlecht. Kannst du mich heimfahren?", antwortete, anstatt ihn einfach in Ruhe zu lassen.
„Ich komm gleich, gib mir zwei Minuten", erhielt er als Antwort.
Tatsächlich kam sein Freund kurz darauf unauffällig heraus, das Licht aus.
„Was hast du denn da drin gemacht?", fragte Ian, auch wenn er wusste, er sollte es nicht.
„Geschlafen. Ich habe abgeschlossen, weil ich nicht wollte, dass jemand im Suff auf mich fällt."
Wieso lügt er mich an? Glaubt er, ich hätte ein Problem damit, dass er schwul ist? Es wunderte Ian nicht, denn sein bester Freund hatte sich nie mit Frauen getroffen, nur einmal und das hielt nicht mal einen Monat.
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ICLove
Short StoryCasey hat ein Problem. Er ist in seinen besten Freund verliebt, doch leider ist Ian hetero, also keine Option. Schließlich entscheidet er sich auf einer Dating-Website anzumelden. An einem Abend erhält er einen überraschenden Treffer. Er und der Fre...