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Taddl musste sofort ins Krankenhaus.
Ich wollte eigentlich so schnell wie möglich zu ihm, doch ich musste ja noch als Zeuge aussagen.
Was mit Ardy war, wusste ich noch nicht.
Ich stand mit Felix und den anderen YouTubern draußen vor der Tür und beobachtete das Geschehen.
Ich konnte das alles hier noch gar nicht richtig realisieren.
"Lina, ist alles gut mit dir?", fragte mich Felix und nahm mich in den Arm.
Das tat so unglaublich gut in diesem Moment.
Nach kurzer Zeit nahm ein Polizist mich mit in den Hausflur, um ihm genau zu schildern was passiert war.
Ardy lag unter einem weißen Laken.
Er war tot.
Meine Tränen konnte ich nicht mehr zurückhalten.
"Ich weiß, dass das jetzt schwer für sie ist, aber es ist jetzt echt wichtig, dass sie mir jede Einzelheit erzählen", sagte der Polizist.
Ich fing an zu erzählen, musste allerdings zwischendurch immer mal wieder eine Pause machen, um mich zu beruhigen.
Danach hockte ich mich neben Ardy.
"Warum?", murmelte ich leise vor mich hin.
Ich deckte ihn soweit auf, dass ich nur sein Gesicht sah.
Seine Haut war ganz bleich und seine Lippen liefen schon etwas blau an.
Eine große Schusswunde und viele kleine Blutspritzer zierten sein Gesicht.
Wie sollte man das alles seinen Verwandten und Fans erzählen?
Ich fühlte mich irgendwie schuldig und bereute es auch ein bisschde, dass ich mich nicht wirklich um ihn gekümmert hatte.
Nach ein paar Minuten kamen zwei Männer und packten Ardy in einen schwarzen Leichensack und legte ihn auf eine Liege.
Ich folgte ihnen, bis sie Ardy in dem Leichenwagen verstaut hatten.
Ich guckte mich um und sah überall nur fassungslose Gesichter.
"Krass wie du das hier alles verkraftest", sagte Rewi.
"Glaub mir, das ist nicht gerade einfach", antwortete ich und seufzte.

Am Abend fuhren Felix und ich in das Krankenhaus.
Wir wurden auf dem Flur der Intensivstation von einer Ärztin abgefangen, die uns erzählte, dass mit Taddl alles gut soweit sei und dass sie endlich ein Spenderherz für mich gefunden hatten.
Allerdings konnte ich nicht das Herz von Ardy nehmen, da seine Größe und das Gewicht nicht gleich wie bei mir waren und außerdem hatte er keine Einverständniserklärung unterschrieben.
Das Herz, welches ich bekommen würde, kommt von einem 16 jährigen Mädchen, dass bei einem Autounfall ums Leben kam.
Die Eltern haben eingewilligt, dass jemand ihr Herz bekommen kann und das bin dann wohl ich.
Ich freute mich, konnte es jedoch nicht zeigen, zu groß war noch meine Trauer um Ardy.
Morgen schon würde die Operation losgehen, ich war sichtlich nervös, immerhin ging es hier um mein Leben.

BruderherzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt