16. Kapitel

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She's living in a world and it's on fire ~ Girl on Fire (Alicia Keys)

"Aaaaaahhhhh!" Ich fiel nach vorne und musste mich an einer Wand abstützen, die vor mir war. Atemlos richtete ich mich auf und sah mich um. Erleichtert stellte ich fest, dass ich mich im Schloss
befand. Ich war tatsächlich wieder in Konzulesian. Und ein Sog hatte mich hierher zurückgebracht. Ungläubig schüttelte ich den Kopf und machte mich auf die Suche nach Marie.

Als ich um die Ecke bog, erkannte ich, dass ich mich im Bereich des Prinzen befand. Dort, wo Marie mir gestern gezeigt hatte, dass sie mit einer Eule sprechen konnte. Ich lief schneller und bremste gerade noch rechtzeitig ab, als ich jemanden auf mich zukommen sah. Eigentlich waren es zwei Leute. Der Prinz und Marie. Marie quiekte laut auf als sie mich sah und umarmte mich stürmisch. Der Prinz war stehen geblieben und beäugte mich skeptisch.

Nachdem Marie mich wieder losgelassen hatte, fragte Benjamin: „Du? Hier? Marie hat mich gerade darüber
aufgeklärt, dass du gestern Abend unser Reich verlassen hast. Wie kommt es, dass du wieder hier bist, Emmi?" Das war keine gute Idee von ihm gewesen, mich Emmi zu nennen. Nach der Sache mit Mina war ich ohnehin schon ein emotionales Wrack, doch das brachte das Fass zum Überlaufen. Ich
konnte nicht anders und schrie ihn an. „Nur zu deiner Info, ich bin nicht freiwillig hier! Ich habe
keine Ahnung, was mit mir los ist und warum ich plötzlich Dinge weiß, die ich noch nie zuvor gehört habe! Ich habe gerade mein Leben geändert. Für euch! Für diese Welt, von der ich keine Ahnung habe und nicht weiß, was ich hier soll! Siehst du?! Genau das meine ich! Woher weiß ich, dass ich wegen euch hier bin? Ich habe keine Ahnung und trotzdem habe ich die Person verlassen, die mir am meisten auf dieser beschissenen Welt etwas bedeutet! UND NENN MICH NICHT EMMI!"

Marie zuckte bei meinen letzten Worten zusammen. Ich konnte es ihr nicht verübeln. Ich war sehr laut geworden. Benjamin grinste nur. Das machte mich noch wütender. Ich lief auf ihn zu und blieb eine Handlänge von ihm stehen. Ich schaute ihm direkt in die Augen. Dazu musste ich meinen
Kopf in den Nacken legen, denn er war ungefähr einen Kopf größer als ich, was mich noch aggressiver machte. Er schaute mir ebenfalls direkt in die Augen und plötzlich war mein Kopf wie leergefegt.

Mein Herz schlug so fest gegen meine Rippen, dass er es hören musste und in meinem Bauch drehte sich alles im Kreis. Die Welt hingegen schien stillzustehen. Benjamins Grinsen war verschwunden und er schaute mich ernst an.

„Hallo!? Es brennt! Wir müssen hier raus!" Die Worte fanden nur schwer
einen Weg in meinen Kopf. Doch als mir klar wurde, was Marie da schrie, war alles wieder da. Von überall her hörte ich eine Sirene. Ich bekam Panik und meine Beine verwandelten sich in Pudding. Ich hatte panische Angst vor Feuer und fing schon bei den Probealarmen in der Schule an zu zittern.

Ich schaute mich um und rannte dann den Flur entlang. Ich musste hier raus. Ich nahm kaum wahr, dass Marie und Benjamin mir folgten. Ich war vor der Tür am Ende des Ganges stehen geblieben und riss sie ohne nachzudenken sperrangelweit auf. Heiße Flammen schlugen mir entgegen. Ich erstarrte. Die Angst in mir wuchs ins Unermessliche und schnürte mir die Luft ab. Plötzlich zog mich jemand nach hinten und als ich mich hektisch umdrehte, erkannte ich, dass es der Prinz war. Zittriger Atem entwich mir.

Wir rannten in die entgegengesetzte Richtung und standen vor einer weiteren Tür, die uns den Weg versperrte. Die einzig verbliebene im Gang. Benjamin zog mich zurück und legte eine Hand an die Tür. Im nächsten Moment zog er sie zurück. „Scheiße!", schrie er und ich hörte leichte Panik in seiner Stimme. Ich wusste, was das bedeutete. Das Feuer war auch auf dieser Seite der Tür.

Ich drehte mich um und erkannte mit entsetztem Gesicht, dass sich das Feuer hinter uns rasend schnell durch den Teppich auf dem Boden verbreitete und auf uns zu kam. Marie und Benjamin zerrten meinen erstarrten Körper in
die Mitte des Ganges. Mir liefen mittlerweile Tränen über die Wangen und es war mir egal, ob der Prinz das gerade sah. Ich hatte unglaubliche Angst und zitterte am ganzen Leib.

Da spürte ich, wie das Feuer, das sich durch die Tür gebrannt hatte, nun von beiden Seiten auf uns zu kam. Ich
schluchzte auf und weitere Tränen strömten über mein Gesicht. Wir hatten nur noch zwei Meter Freiraum. Das Feuer näherte sich rasend schnell. Der Rauch gelangte in meine Lunge und ließ mich husten. Es kostete mich unglaubliche Mühe, stehen zu blieben und nicht auf dem Boden zusammenzusinken.

Plötzlich drückte Benjamin Marie und mich gegen die Wand hinter uns und stellte sich vor uns. Er wollte uns schützen. Leider war das Feuer eben Feuer und würde durch Benjamin nicht aufgehalten werden. Er drehte seinen Kopf zu mir um und flüsterte: „Alles wird gut. Wir schaffen das, okay? Irgendwie kommen wir hier raus. Wir müssen nur ..." Sein eigener Husten unterbrach ihn. Ich drehte beinahe durch. Er konnte nicht ernsthaft kurz vor unserem Tod sagen, dass alles gut werden würde!

Schluchzer durchzuckten mich immer und immer wieder. Mir war unfassbar heiß und ich erkannte mit Schrecken, dass zwischen Benjamin und den Flammen weniger als eine Armlänge Abstand war. Er hustete und keuchte bereits gefährlich. In diesem Moment wusste ich nicht was ich tat. Mein Körper machte etwas, womit ich nie im Leben gerechnet hatte.

Die Kraft der Elemente - Alles liegt in deiner HandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt