Zwei Informations-Quellen

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POV Jack

„Scheiße Steffan! So zwei unheimliche Gestalten laufen in meine verdammte Wohnung!" Ich kaue vor Aufregung an meinen Nägeln, während ich diese zwei Personen über meine Überwachungskamera beobachte. Wenigstens ein Kauf, der sich rentiert hat ... nicht zu vergessen, die mini Cam im Badezimmer. Sie war alles Geld der Welt wert! Immer wieder ziehe ich mir Inéz Video rein, wie sie da in meinem Badezimmer stand, sich im Spiegel betrachtete und das Kleid langsam herunterzog. Jammerschade, dass das Video nur bis zu ihren Brüsten aufgenommen hat....wäre doch bloß noch ein wenig mehr Haut freigelegt worden.

„Welche Personen? Der Drogenboss und dieser Spice da?!" Steffan gesellt sich zu mir auf die Couch und zündet eine Zigarette an.

„Nein. Das ist eine Frau und ein Mann, schwarze Haut, schwarze Klamotten. Sie scheinen etwas oder jemanden zu suchen. Vielleicht Spione? Vielleicht Söldner? Wir müssen auf der Hut sein."

„Sie durchwühlen deine Schubladen und deinen Wandschrank." Steffan kratzt sich nachdenklich an seinem dunklen Bart und nimmt einen langen Zug von seiner Zigarre. 


„Die suchen nicht nur dich, sie suchen alle Informationen zusammen, die sie finden können. Ich hoffe für dich, dass du kein Geld oder dergleichen rumliegen hast, das werden sie sich nämlich in die eigene Tasche stecken. So viel ist sicher."

Fuck, meine Ersparnisse. Naja....das ist momentan mein kleinstes Problem.

„Wir sollten hier weg! Wenn sie einer Logik folgen, kommen sie als nächstes zum Haus von Inéz Vater!"

„Beruhig' dich! Sie telefonieren jetzt erstmal mit ihrem Boss, um ihm mitzuteilen, dass sie dich NICHT in deiner Wohnung aufgefunden haben. Danach kommen sie hier her und ich habe bereits einen Plan." Steffan verschwindet im Nebenzimmer und kommt nach ein paar Minuten bewaffnet zurück.

„Du willst sie umlegen?"

„Nein."

Danke für die Aufklärung...

„Sie kommen auf uns zu. In ein paar Sekunden sind sie da." Merkt Steffan an, als er auf seine Bewachungskamera schaut. „Verstecke dich hinter irgendwas!"

„Hinter was denn?"

„Dort, zwischen Schrank und Couch, na los. Beweg' deinen Arsch!"

Ich tue was er verlangt. Bin ich ein Schisser?! Nein. Ich bin nur vorsichtig.

~

Steffan hat Recht behalten. Schon hört man laute Schläge, die gegen die Türe hämmern. Sie hallen durch die Wände, Schränke, selbst die kleine Tasse auf der Kommode beginnt zu zittern, sogar regelrecht zu schwanken. 

„TÜRE AUF oder es wird ungemütlich." Eine männliche Stimme, die mich zum Schaudern bringt. Das muss wohl dieser schwarze Mann aus dem Video sein.... 

„Wer ist da?" Spielt Steffan die Unwissenheit vor.

„Jemand, der keine Geduld hat." Mit diesen Worten stürzt der Fremde die Türe ein und tritt entschlossen ein. Ich blicke vorsichtig um die Ecke, um das Geschehen von Weitem zu beobachten. Es ist ein mächtiges Bild, das nichts als höllische Panik in mir auslöst, zwei Gestalten, die gerade sicher an nichts anderes denken können, als uns ein Messer in die Kehle zu ritzen. Ich schlucke den Gedanken herunter und versuche meine hektische Atmung im Griff zu behalten.

„Wieso kommen Sie ohne Einladung vorbei?" Steffan seufzt genervt, aber verhält sich erstaunlich ruhig.

„Wir suchen nach Jack Winster. Sag' uns, wo er ist und du wirst belohnt mit deinem Leben. Andernfalls .....", er deutet auf seine Pistole. Ich schlucke.

Die zwei sehen wie Fledermäuse aus, dunkel und unberechenbar. Der Mann wirkt aggressiv, die Frau hingegen bleibt mir ein Rätsel.

„Wir wissen, dass du Jack bei dir versteckst."

„Wieso fragt ihr mich dann, wo er ist, wenn ihr es ohnehin schon wisst?" Steffan holt seine Waffe reflexartig hinter dem Rücken hervor und der Fremde zielt ebenfalls direkt auf Steffan's Brust.

„Sag' uns, wo genau sich Jack jetzt befindet."

„Nein, das werde ich nicht tun." Steffan hebt seine Waffe provokant an.

Plötzlich erfüllt ein unbeschreiblich lauter Knall den Raum. 

Ich reiße meine Augen erschrocken auf, als Steffan nach hinten auf den Boden fällt.
Er wurde erschossen.
Verdammte Scheiße?!

„Den haben wir erledigt." Flüstert der fremde Mann entzückt und die beiden beginnen, die anderen Räume nach mir abzusuchen.

Soll ich einfach aus der Türe rausstürmen und um mein Leben rennen, ohne einen Blick zurückzuwerfen? 

~

„A-arschloch. Hilf mir."

„Steffan?!" Flüstere ich.

„Ja, der bin ich verdammt nochmal. Nimm meine Waffe und schieß!"

„Bist du nicht tot?!" Bin ich gestört? Bin ich verrückt?

„Schutzweste." Gibt er genervt zurück.

Gott sei Dank, ohne ihn wäre ich aufgeschmissen. Wie kam er darauf, so weit zu denken?

....Was man nicht alles in der Soldatenausbildung lernt.

„JACK WINSTER! Es ist uns eine Freud-..."

Plötzlich geht alles unfassbar schnell, denn ich breche ihren Satz ab, indem ich ruckartig den Abzug meiner Pistole drücke. Ein Ohren lähmender Knall brettert durch den Raum und die schwarze Frau sackt kreischend in sich zusammen, während des Mannes traumatisierte Augen sie auf ihrem Untergang zur Hölle begleiten.

Der Boden überquillt mit dunkelrotem  Blut. Es platzt aus ihrer offenen Wunde, wie tosende Wellen und spritzt in alle möglichen Richtungen.

„Du W*xxer!! Scheiße Israaaa!" Der fremde Mann lässt Isra für einen Moment aus den Augen, richtet sich mordlustig auf, fletscht die Zähne wie ein Untier und schießt völlig unkontrolliert in alle Richtungen, bis seine Munition kläglich aufgebraucht ist. 

Allerdings streift mich nicht eine Kugel. 

Ihm verging die Fähigkeit richtig zielen zu können, denn in Gedanken war er bei seiner sterbenden Schwester.


Er sackt neben der Frau zusammen und übt Druck auf ihre Wunde aus, um den Blutfluss einzudämmen.

Sie regt sich nicht und ich muss erstmal damit zurechtkommen, dass ich eine Person wahrhaftig angeschossen habe.

~

Steffan ist mittlerweile wieder auf die Beine gekommen und während ich das Geschehen erst verarbeiten muss, unternimmt Steffan bereits seinen nächsten Schritt.

Er ergreift sein Holzgewehr und schlägt dem schwarzen Mann erbarmungslos auf seinen Nacken, sodass er auf der Stelle ohnmächtig wird.

„Toll, gleich zwei Tote." Stöhne ich.

„Nein, im besten Fall kein Toter, aber zwei Informations-Quellen." Steffan seufzt einen konzentrierten Blick auf, schleift den regungslosen Männerkörper angestrengt an eine Holzsäule in seinem Wohnzimmer und verfrachtet die Frau in ein Nebenzimmer.

Sie ist bleich, so viel Blut hat sie bereits verloren.

Ich komme gerade an den Punkt in meinem Leben, an dem ich realisiere, wie es sich anfühlt töten zu wollen. Irgendwie, auf unerklärliche Weise... verspüre ich weniger Hemmung zu morden, als gesund wäre.


(Danke für's Lesen <3  Was sagt ihr zum Kapitel?

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