Kapitel o1

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Es ist verrückt.


Ich bin mittlerweile ein viertel Jahrhundert alt (für die Mathe-Noobs unter euch: 25) und wohne immernoch zu Hause bei meinen Eltern.

Ich liebe es dort. Immerhin gibt es immer etwas zu naschen und Fußbodenheizung im Badezimmer. Ich bin ein wenig verwöhnt. Daran Schuld sind meine Eltern und das ist gut so.


Oder auch nicht: denn die meisten Mietwohnungen haben nämlich keine Fußbodenheizung.

Miete? Ja, die Liebe meines Lebens und ich werden in naher Zukunft zusammenziehen. Zumindest ist das der Plan und den finde ich gut. Bis jetzt.

Bis ich 10 Jahre alt war haben wir zu 3. in der sogenannten "Platte" gewohnt. Für die, die diesen Begriff noch nie gehört haben: grässlich.

Dann bauten meine Eltern ein Häuschen am Wasser und nahmen mir somit die vernünftige Vorstellung einer angemessenen Wohnung. Bis ich 10 war, war es mir eigentlich egal, wo wir wohnten. Und das ich nicht draußen spielen durfte war mir auch nicht sonderlich wichtig. Lesen und puzzlen konnte ich auch drinnen sehr gut.


Mit dem Häuschen am Wasser lernte ich auch meine beste Freundin und meinen Freund kennen - die Liebe meines Lebens. Und durch die beiden lernte ich auch mich besser kennen. Vielen Dank dafür. Nun kenne ich meine "schönste" Eigenschaft. Ich bin ungeduldig. Nein, schrecklich ungeduldig.

Manchmal sogar panisch unged.. ok, egal wie - es war noch nie gut.

Und gerade jetzt ist diese Eigenschaft der größte Stein auf unserem Weg.

Denn wie sollte ich ohne Fußbodenheizung, Blick auf's Wasser und eigenem Garten leben? Geht das? Ich kann es mir kaum vorstellen. Und das schlimme: auch er wohnt am Wasser in einem Häuschen bei Mutti.

Herrlich.

Wir zwei verwöhnten Strandläufer auf der Suche nach einer

schönen Gefängniszelle - oder so.


Ich stehe kurz vor meinen Abschlussprüfungen und wünsche mir jeden Tag, dass der Tag doch bitte mehr als 24 Stunden haben könnte. Es gibt Menschen in meinem Umfeld, da habe ich oft das Gefühl, deren Tag hat mehr als 100 Stunden. Ich frage mich ständig: "Wie machen die das nur?"

Wenn ich nach Hause komme lege ich mich meistens nur KURZ hin und zack - Tag zu Ende. Das passiert mir so oft. Das muss aufhören. Die nächsten Wochen muss ich lernen, lernen, lernen. Und irgendwie auch nach einer Wohnung schauen, denn der werte Herr hat dafür keinen Nerv. AHA! Aber ich?!

Typisch Mann - oder? Hauptsache sein Auto glänzt und sein Motorrad wird fertig. Zur Zeit baut er sich sein Motorrad selbst zusammen. Sehr coole Sache, aber so uneffektiv - für mich.


Nun stand also unsere erste Wohnungsbesichtigung an. Mitten in der Stadt. Ich war schon verliebt in diese Wohnung, bevor ich sie überhaupt sah. Typisch. Ich bin ein Mensch, der sehr viel wert auf äußere Schönheit legt - bei materiellen Dingen. Mein jetziges Zimmer ist hell mit cremefarbenden Möbeln und frischen Blumen. Mein Handy und mein Tablet sind weiß-gold. So richtig "mädchen" eben. Und genau SO ist diese Wohnung auch. Ich war so aufgeregt.

Wir hatten über E-Mail einen Termin mit dem Makler ausgemacht und natürlich war ich wieder überpünktlich ( ist 'ne Macke von mir) und wartete vor dem Haus. Und dann rief er an. Mein Freund. Und sagte, er schaffe es nicht pünktlich, weil er länger arbeiten müsse.


Mein Herz rutschte in die Hose. Ich? Allein? Ohne ihn?

Oh je.


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