18. Kapitel

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'Cause there is a secret only we know ~ Like Lovers Do (Film Version) (Selina Mour)

„Wenn das Gleichgewicht verschwindet
und ihr was zurückbleibt findet,
nimmt der Tot zweier, wenn's geschafft,
nur einer Seite Lebenskraft.
Ihr könnt retten was ihr liebt,
wenn am Ende beides liegt
und das Mittel, das ihr fandet,
in dessen Magen landet."

Jetzt runzelten wir alle drei die Stirn. Was zum Teufel bedeutete das? Fragend sah ich Benjamin an, doch der schüttelte den Kopf. „Ich habe das noch nie gesehen. Ich glaube, sogar, dass das vor uns noch nie jemand gesehen hat. Jedenfalls weiß ich nichts davon und ich musste dieses Buch quasi auswendig lernen."
„Und was machen wir jetzt?", fragte ich.

In meinem Innern tobte ein Sturm. Ich war Teil einer uralten Legende. Das war nichts, was man eben mal einfach so verkraften konnte.
„Ich weiß es nicht", gab Marie zu.
„Ich aber."

Unsere Köpfe drehten sich gleichzeitig in Richtung Tür, wo die Stimme herzukommen schien. Sophia lehnte im Türrahmen und sah so aus, als hätte sie alles mitbekommen. „Und was?", erkundigte ich mich misstrauisch. Dieses Mädchen mochte mich offensichtlich nicht. Ich wollte gar nicht wissen, was sie insgeheim plante, um mich loszuwerden.

Sie sah mir in die Augen und antwortete dann: „Da du geboren wurdest, bedeutet das, dass Talifia mächtiger wird als wir. Wie alt bist du?"
„Sechzehn."
Sie sah geschockt aus. „Das ist gar nicht gut."
Ich war verwirrt.

„Und warum?", fragte Marie. Sophia verdrehte die Augen. „Denkt doch mal nach. Das Kind, das Konzulesian retten soll, wird sechzehn Jahre vor dem Umschwung des Gleichgewichts geboren und Emilia ist dieses Kind. Und wenn sie jetzt sechzehn ist ..." „... dann ist Talifia genau jetzt mächtiger als wir", beendete Marie Sophias Satz.

„Genau. Und das wiederum bedeutet, dass wir uns auf etwas gefasst machen müssen."
Mir stockte der Atem. „Bevor ich hierhergekommen bin, hat ein Teil in mir, den ich nicht kannte, die Kontrolle über mein Handeln erlangt. Ich habe gefühlt, dass ich nach Konzulesian muss, da das Leben der Menschen und Aniral davon abhinge. Dabei wollte ich das gar nicht!" Bei der Erinnerung daran traten erneut Tränen in meine Augen, doch ich drängte sie zurück. Jetzt war dafür keine Zeit.

„Dieser Teil war wohl die Legende, die in dir gewohnt hat. Aber wenn es stimmt, was du gesagt hast, dann ist Talifia stärker als wir angenommen haben."
Ich schluckte. „Du hast immer noch nicht gesagt, was wir jetzt machen", erinnerte Benjamin Sophia. Diese nickte und kam näher.

„Wir können den Anderen nichts von dir sagen. Sie würden entweder in Panik verfallen oder sie würden uns nicht glauben. Panische Aniral sind so dumm. Und selbst, wenn wir es schaffen, die anderen davon zu überzeugen, dass du die bist, wofür wir dich halten, denke ich, wird Talifia das nicht auf sich sitzen lassen und zum Angriff übergehen. Und das wäre fatal. Bleibt also nur noch eins: Wir müssen dich alleine trainieren, Emilia. Du musst lernen, deine Kräfte zu benutzen, um zu gewinnen. Wir werden dir dabei helfen. Benjamin gibt dir bestimmt Unterricht in allen Kampftechniken, die er draufhat und Marie und ich kümmern uns um das Rätsel."

„Warum solltet ihr das tun?", frage ich, denn es kam mir komisch vor, dass das Mädchen, das mich nicht gut behandelt hatte, ein Rätsel für mich lösen, und der Prinz, der mich ständig ärgerte, mir den Umgang mit Kämpfen beibringen wollte.

„Weil es um Salabon geht", antworteten Sophia, Marie und Benjamin unisono. Langsam nickte ich. Okay, das ergab Sinn. Wenn mein Zuhause in Gefahr wäre, würde ich auch ohne zu zögern etwas unternehmen wollen. Trotzdem gab es da noch ein Problem. „Ich kann nicht zaubern. Ich kann diese ganzen Tricks nicht, wie zum Beispiel Wäsche durch die Gegend schleudern oder so", gestand ich. Der Prinz und Sophia starrten mich an. "Warum denn das?",
fragte Benjamin verwirrt. Es war Zeit für die Wahrheit.

"Ich habe in der Menschenwelt gelebt. Als Baby lag ich vor der Tür meiner Pflegemutter Mina. Sie hat mich gefunden und aufgezogen wie eine Tochter. In der Menschenwelt war das einzige, was ich konnte, die Erde zu verformen und mit Pusten Wind herbeizurufen. Und das war anstrengend. Seitdem ich hier bin, haben sich meine Kräfte verstärkt und ich habe noch eine dazu bekommen. Ich kann Wasser aus meinen Händen schießen lassen. Ach ja, fliegen kann ich auch nicht."

Alle drei starrten mich mit großen
Augen an. "Wir fangen also bei Null an", seufzte Benjamin schließlich. Ich zuckte hilflos mit den Schultern. „Sieht wohl so aus."

„Dasch schmeckt scho gut!" Ich aß gerade meinen zweiten Einback. Nachdem wir Sophias Plan alle zugestimmt hatten, habe ich bemerkt, dass ich unglaublichen Durst und Hunger hatte. Das war ja auch kein Wunder, da ich heute Morgen ohne Frühstück los bin und für's Mittagessen keine Zeit hatte.

Marie grinste mich an. „Was?", fragte ich sie mit gerunzelter Stirn. Sie schüttelte den Kopf. Du hast da Nutella auf der Stirn", antwortete Marie schließlich. Schnell wischte ich mir
mit der Hand darüber. „Weg?" Sie nickte grinsend. „Hör auf zu lachen", murmelte ich schmunzelnd. „Ich lache doch gar nicht!", beschwerte sie sich grinsend. Ich hob nur vielsagend die Augenbrauen und stopfte den letzten Rest in mich hinein.

"Wollen wir jetzt gehen?", fragte Marie. Ich nickte und nachdem ich meinen Teller weggeräumt hatte, gingen wir auf die große Wiese. Dort blieb Marie allerdings nicht stehen, sondern lief weiter in den angrenzenden Wald hinein. Die Sonne verschwand hinter
den Bäumen und mich überzog eine Gänsehaut. Sofort wärmte sich mein Körper. Ich schaute mich um. Es war wunderschön und von überall her hörte ich Tiere und den Wind in den Bäumen. Ein Sonnenstrahl fiel auf den Waldboden vor mir und ich musste an den Brand vorhin denken.

„Was passiert jetzt eigentlich mit dem Teil des Schlosses, der abgebrannt ist?", erkundigte ich mich bei Marie, während wir weiterliefen. „Gute Frage. Darüber muss ich noch mit dir reden.
Der Teil wird von Bauarbeitern wieder gerichtet. Das könnte allerdings eine Weile dauern. Deshalb wird der Prinz, bis seine Räume wieder in Ordnung sind, bei uns in schlafen."

„WAS?!" Ich musste mich verhört haben. Eine andere Möglichkeit gab es nicht. „Der Prinz soll bei uns
schlafen."
„Warum denn das?", fragte ich empört nach. Marie antwortete: „Bei dem König und der Königin darf er nicht schlafen, frag mich nicht, warum, es geht da wohl um irgendwelche Sicherheitsvorkehrungen, genau weiß ich das nicht, und die Jungenschlafräume sind zu voll. Also ..."

„Ja, aber ...", wollte ich protestieren, doch Marie schnitt mir das Wort ab. „Was ist denn dein Problem mit ihm?", fragte sie mich. Ich schnaubte. „Er ist arrogant und eingebildet. Und außerdem macht er sich ganz schön viel daraus, ein Prinz zu sein. Mal ganz davon zu schweigen, dass er mich, seit ich hier bin, nicht ausstehen kann und mich ständig Emmi nennt. Dass ich ihn
jetzt auch noch nachts ertragen muss, ist ja wohl ein schlechter Scherz!"

Ich hatte das alles mit einem einzigen Atemzug gesprochen und musste jetzt erst einmal tief Luft holen. Als ich wieder ausatmete, kam eine starke Windböe auf. „Wow." Das war das Einzige, was Marie sagte. Ehrfürchtig.

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