Kapitel 16 - Es muss weiter gehen

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Die nächsten Tage zogen sich in die ewige Länge, da sie sehr monoton gestaltet waren. Ich verbrachte die meiste Zeit bei Tom, wenn ich nicht gerade arbeiten war. Auf der Arbeit musste ich mich mit Kommentaren und fragenden Augen auseinandersetzen. Die ganze Welt schien von mir und Tom Hiddleston erfahren zu haben, spätestens nach dem Interview von Charlott.

Ich konnte nicht genau sagen, wer auf meiner Seite stand und wer nicht. Es gab die eine Hälfte, die mir Mut zusprach und die andere Hälfte, die die Lügen meiner (ehemaligen?) besten Freundin glaubten. Beide Seiten versuchte ich dennoch so gut, wie möglich zu ignorieren. Das war nicht immer leicht, da sogar meine sonst schweigsame Büronachbarin das Thema interessant fand.

So kam es, dass ich nie länger im Büro war, als ich hätte sein müssen.

Kaum als die Uhr 17 Uhr schlug sammelte ich meine Akten und Notizen zusammen, verabschiedete Mrs. Ashcraft und verließ mein Büro.

Der Weg zu Toms Wohnung war weiter als der Weg nachhause. Zusätzlich musste ich mindestens sieben Umwege gehen, da ich neuerdings von Paparazzas verfolgt wurde. Die-Freundin-Von zu sein war härter, als ich es mir vorgestellt hatte.


Als ich nach anderthalb Stunden die warme, nach Zimt riechende Wohnung betrat, erwartete mich Tom bereits im Wohnzimmer.

Sein Blick ging starr zum Tisch, wo einige Formulare lagen, die ich vom Weiten aber nicht entziffern konnte. Sein Kiefer war angespannt und er umklammerte fest einen Stift. Er war offensichtlich vertieft in seinen Gedanken. Ich wusste nicht, was mich erwartet, also ging ich vorsichtig auf ihn zu und küsste ihn auf die Wange.

„Hey." Guten Gewissens begrüßte ich Tom. Er roch so wunderbar gut nach einer Mischung aus Parfum, Pfefferminze und Zimt.

Seine Miene schien sich leicht zu erhellen. Seine schönen Augen glitten zu mir und er zwang sich ein leichtes Lächeln ab. „Hallo. Schön, dass du da bist." Sofort wurde sein Blick wieder nachdenklich. „Bitte setze dich doch." Er zeigte auf den Platz vor sich.

Mit zitternden Händen schob ich mir den mit Leder überzogenen Stuhl zurecht und nahm am großen Eichentisch Platz. „Ist etwas passiert?"

Tom nickte. Es war kaum zu merken, so schwach war es. Sein Blick glitt zu den Formularen. Sacht schob er sie zu mir. „Ich habe ein Jobangebot bekommen."

Wieso sagte er das so bedrückend? War das nicht etwas gutes? Ich versuchte aufmunternd zu lächeln. „Das freut mich!"

Mit erhobener Braue sah er mich an. „Ich glaube, dass du das nicht ganz verstehst, Darling. Ich werde für Monate fort sein."


Mir wurde schwindelig und ich war froh, dass ich sitzen konnte.

Seine Worte schallten durch meine Gedanken. 'für Monate fort sein'...

Die Welt um mich herum begann sich zu drehen. Ich bekam Panik. Was sollte ich ohne Tom tun? Die Farben im Hintergrund verschmolzen zu einem matten grau.

Ich konnte mich nicht selbst kontrollieren und war erstaunt, dass ich überhaupt zwei Worte sagen konnte. „Oh. Achso.", stammelte ich.

Wir würden uns monatelang nicht sehen können.

Das war vermutlich das Aus von uns.

Es hatte doch gerade erst begonnen.

Wieso musste sich das Glück so schnell von mir verabschieden?

Ich bekam nicht mit, dass er mit mir redete. „Emily?" Seine sanfte, ruhige und bestimmte Stimme sprach meinen Namen so schön aus. Alles klang so schön, wenn er es sagte. „Geht es dir nicht gut? Du bist ganz blass."

Ich fühlte eine kühle Hand auf meiner Stirn, dann auf meinen Wangen. „Brauchst du einen Tee? Möchtest du dich hinlegen?"

Ich schüttelte meine Gedanken ab und schloss die Augen.

„Nein, nein. Es geht schon. Tut mir leid, ich hatte dir nicht ganz folgen können." Innerlich hoffte ich, dass ich mich verhört hatte. Oh bitte, lass es nur ein Traum sein!


Es tat so weh in seine glasklaren Augen zu sehen. Es war wahrscheinlich eines der letzten Male, dass ich in diese sehen durfte. Dass ich sehen durfte, wie sie auf mir ruhten. In einer Mischung aus Trauer und Zuneigung.

„Ich sagte eben, dass ich noch diese Woche fliegen werde." Seine Stimme war fest.

„Wo wirst du drehen?"

„Colorado, Amerika."

„Ah."

„Hätte ich es früher gewusst, dann..." Er sprach sehr leise, ich schnitt ihm das Wort ab.

„Dann was? Hättest du es nie so weit zwischen uns kommen lassen?" Meine Stimme klang lahm und betäubt. Genau so, wie ich mich fühlte.

Er antwortete nicht.

Ich spürte seinen Blick auf mir. Vorsichtig nahm er meine Hände in Seine.

„Es tut mir leid. Auch mir fällt es schwer." Er machte eine kurze Pause und lächelte mich an. „Zu gerne hätte ich mehr Zeit mit dir gehabt, Emily. Aber dieser Job ist mir wichtig - und du wirst hier gebraucht." Dieses mal machte er eine längere Pause. „Vielleicht sollte es nicht so sein."

Tränen bildeten sich. Verdammt, wieso musste ich auch immer so weich sein? Ich schluckte.

„Deine Sachen habe ich bereits gepackt. Ich habe dir ein Hotel gemietet, für ungefähr einen Monat. In dieser Zeit solltest du dich vielleicht mit Charlott vertragen."

Langsam stand ich auf. Mein Kopf dröhnte, aber wenigstens stand die Welt um mich herum still. Sie war zu still. Zu ruhig. Zu einsam.

„Hier ist die Adresse vom Hotel.", sagte Tom, als er mich zur Tür brachte.

„Melde dich, wenn du in Colorado angekommen bist, ja?" Ich versuchte zu lächeln.

Er nickte traurig. Leider wusste ich, und auch er, dass es nicht dazu kommen würde. Er würde sich nicht melden.

„Tja dann, bis dahin." Seine Stimme klang heiser. Ein letztes Mal durfte ich seine warmen Lippen auf meinen fühlen. Ich schwor mir mich immer an diesen Moment erinnern zu würden. Nie wollte ich dieses Gefühl von Leidenschaft, Zuneigung und ja, sogar Liebe vergessen.

Ich fühlte mich, ob ein Teil von mir geklaut wurde. Es ist nicht nur so, dass ich mein großes Idol, meinen Teenage-Crush verloren hatte. Ich hatte ihn als echten Menschen verloren. In den letzten Wochen durfte ich feststellen, dass er mehr als ein Charakter auf einem Poster war. Er war mehr, als ein Gewinner von unterschiedlichsten Awards. Er war mehr, als ein Schauspieler.

Er war menschlich.

Er hatte eine Familie.

Er hatte Freunde.

Er hatte ein privates Leben.

Und ich durfte einen Teil darin einnehmen. Doch das war nun vorbei.

Wieder mal stand ich ganz allein da. Dieses Mal hatte ich niemanden mehr zum Reden.

The Dreams of Hope - Ist es die große Liebe? (Tom Hiddleston FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt