The Dragon Lair

Niedliche Mischlinge

Draußen angekommen atmet Vanja tief durch, so viele neue Leute um sie herum ist sie kaum noch gewöhnt und es sollen ja alle in den nächsten Tagen abgeklappert werden- Das wird durchaus etwas schwierig. Dennis stupst sie mit dem Ellenbogen leicht an und runzelt stumm die Stirn, die wirkt ja mal komplett fertig mit allem. „Keine Sorge... es ist nur ein langer Tag gewesen und ich musste alles packen für den Umzug und- und es ist schwierig wenn du alles verlassen musst was du kennst.", erwidert sie nur leise und fühlt jetzt schon das Heimweh an ihr nagen. „Wieso alles verlassen?" Noyan ist urplötzlich an ihrer Seite aufgetaucht und reflexartig hätte sie am liebsten das Buch nach ihm geschmissen! Aber sie ist schon desensibilisiert genug um keine Geschosse auf unschuldige Personen loszulassen. „Naja... 14 Tage hier drin sind ja zweieinhalb Monate da draußen und... ich musste meine Wohnung kündigen und meine Arbeit, weil ich ja einfach nicht da bin! Und... naja. Ich muss eben aus meiner kleinen, gemütlichen Wohnung raus in ein anderes Haus und dann muss ich schauen dass ich bei meinem neuen Arbeitgeber keine schlechte Figur mache wenn ich wieder da bin! Und meine Familie- Man kümmert sich drum, aber ich telefoniere normalerweise jede Woche mit ihnen, alle zwei Tage mindestens! Ich kann ihnen jetzt nicht einmal eine Nachricht schreiben. Und meine Freunde machen sich wahrscheinlich einfach nur riesige Sorgen. Und wenn sie sich Sorgen machen, mache ich mir natürlich auch irgendwie Sorgen weil sie sich Gedanken um mich machen- Tut mir leid, das- das ist verwirrend." Inara legt ihr von hinten beide Hände auf die Schultern und drückt ein wenig zu. „Keine Sorge, dafür sind wir da! Wir packen das alles gemeinsam. Und... jeder hat irgendwie Heimweh." 

Maxim räuspert sich. „Ich nicht." Dennis nickt ein wenig. „Ich hab keine direkte Familie oder Freunde- Also ich bin auch raus." Jekaterina schlägt beiden auf den Hinterkopf, nachdem Inara sie sauer angestarrt hat, schnaubt und verschränkt die Arme. „Seid keine sozialen Arschlöcher, Jungs." Maxim dreht sich amüsiert grinsend zu ihr um. „Wir sind Arschlöcher, aber keine-" Der Blick von Jekaterina lässt ihn verstummen und Dennis hebt nur abwehrend die Hände. „Ich hab nie was gesagt." Noyan ist erneut fasziniert davon, wie sich Bhan jemanden wie sie aussuchen konnte. Normalerweise hat er sich jemand genommen der entweder Macht oder Geld hat und vor allem war er nie von Anfang an dabei! Was hat ihn so fasziniert? Wobei er zugeben muss dass die Kleine eine Art von seelischen Frieden abgibt, aber das wird er sicherlich noch herausfinden. „Kati?" Vanja dreht ihren Kopf und sieht die blondhaarige Russin an. „Du sag mal... hast du Heimweh?" Kurz atmet die angesprochene Frau durch, nickt dann aber. „Eigentlich ist es normal, sollte man eine liebende Familie und Freunde haben, dass man Heimweh hat. Ich kann nur von Glück reden dass ich aus einer Hüter-Familie komme und Anfisa sich jedes Mal bei uns einfindet wenn es darum geht neue Hüter auszusuchen." Ein wenig neugierig geworden lässt sich Vanja zu ihr zurückfallen. „Es gibt direkte Familien für Hüter? In denen alle bescheid wissen?" Maxim schnaubt amüsiert. „Na klar. Manche werden von der Straße geholt, andere sind schon seit Generationen in diesem Hüter-Geschäft! Genau wie meine wunderbare Cousine Kati oder ihr wunderbarer Cousin- Ich." Man lernt doch immer wieder was neues hier, Vanja dachte eigentlich immer dass man sich die Leute spontan aussucht, aber offensichtlich ja nicht. 

Inara seufzt entgeistert. „Manche sehen es als Ehre, bei uns ist es schon fast ein Fluch in so einer Familie zu sein." Segen, Fluch- Sie scheint wohl, mit Dennis, eher von der Sorte ‚Straßenköter' zu sein. „Huh, also kann man sagen dass wir Straßenköter sind, wenn wir nicht aus einer Familie sind?", murrt der Deutsche und Vanja ist sich sicher, dass er irgendwie ihre Gedanken lesen kann. Das ist jetzt schon das zweite Mal! Noyan schüttelt den Kopf. „Nicht Straßenköter. Mehr... Mischlinge! Niedliche Mischlinge." Dennis und Vanja sehen sich beide gleichzeitig an, wobei er amüsiert schnaubt. „Wuff." Daraufhin gibt es erst einmal ein kurzes Gelächter, die Gruppe hat sich eigentlich relativ gut zusammengestellt. Der Drache bringt sie noch ein wenig weiter außerhalb des Schlosses, sodass einfach genug Platz ist und er niemanden erschlägt, wenn er sich wandelt. „Schon einmal eine Hydra gesehen?" Dabei sieht er schmunzelnd zu Vanja, die aber den Kopf schief legt. „Eine... Schlange mit drei Köpfen? Und jedes Mal wenn man den Kopf abschlägt, wachsen zwei neue nach?" Ah, sie kennt nur die Filmversion. „Nicht ganz, Kleines. Eine Hydra ist wie ein Drake, nur mit drei Köpfen. Und das mit den nachwachsenden Köpfen kannst du dir auch gleich abschminken. Pass auf!" Sicherheitshalber zieht Inara sie noch einmal nach hinten, wenn der sich wandelt ist das immer ein riesen Aufwand weil er auch immer so eine kleine Show draus machen muss. Er ist und bleibt teils ein wenig eingebildet, aber ändern kann sie das eh nicht. Nur die anderen ein wenig warnen.