Ich zog Chase in eine feste Umarmung, als Oliver abgehauen war. Ich genoss diese plötzliche Zweisamkeit mit ihm sehr. Und es schien nicht nur mir so zu gehen, denn er hatte seine Augen geschlossen und atmete ruhig. Als würde er gleich einschlafen.
„Zwischen dir und Oliver ist also alles okay?", erhob er nach einer Weile seine Stimme.
Ich nickte nur. Ich wollte diese Situation einfach nur genießen und nicht über solche Themen sprechen.
Doch Chase machte mir einen Strich durch die Rechnung.
„Hast du denn auch fleißig trainiert?"
„Trainiert ja, aber ich weiß nicht, ob ich Fortschritte gemacht habe", sagte ich zu ihm, als er sich aus der Umarmung löste.
„Vielleicht sollte ich mir deine Fortschritte mal ansehen. Ich will nicht, dass du in irgendeine Gefahr gerätst, nur weil keiner Zeit hatte, dir zu helfen."
Plötzlich ertönte lautstark der Alarm.
„Ich schätze, das müssen wir verschieben", lachte ich und löste mich komplett von Chase.
Er seufzte.
„Eine Mission nach der anderen. Wann hört das auf."
Ich schaute auf das Cyberdesk.
„Es ist wieder ein Superheld der Hilfe braucht", sagte ich.
Ein erneutes Seufzen meines Freundes.
Er tat mir leid. In den letzten Tagen war wirklich viel zu tun. Und auch Bionische- und Superhelden waren irgendwann an ihren Grenzen.
Chase gab mir einen schnellen Kuss und verschwand wieder nach oben. Und wieder einmal blieb ich alleine hier unten in der Zentrale zurück. Das war wohl von nun an mein Leben. Das Abenteuer, dass ich wollte, konnte ich nur aus sicherer Entfernung beobachten. Und es machte mich wütend, dass ich den anderen nicht helfen konnte. Ich wusste einfach nicht wie.
Ich starrte eine Weile ratlos auf das Cyberdesk, bis ich mich entschloss die Karte zu öffnen. Wenn ich schon nicht helfen konnte, konnte ich wenigstens Riker im Auge behalten.
Ich folgte also etwas gelangweilt dem roten Punkt, wie er sich durch die Stadt bewegte.
Irgendwann schnappte ich mein Handy und machte mir Notizen, an welchen Orten er länger verweilte und zu welcher Zeit.
Mir kam die Idee, dass wenn ich das jeden Tag machen würde, wir vielleicht sein Versteck finden konnten. Irgendwann musste diese ganze Sache schließlich ein Ende haben. Es konnte ja nicht ewig so weiter gehen.
Die Zeit verging einfach nicht und nach einer Weile wurde mir Langweilig.
Ich nahm den Hyperloop nach oben und schaute mich in der verlassenen Wohnung um.
Mein Blick blieb am Kühlschrank hängen. Vielleicht konnte ich ihnen nicht bei den Missionen direkt helfen, aber bei allem anderen.
Ich ging zur Küche und schaute in die Schränke nach brauchbaren Lebensmitteln. Tatsächlich hatten sie einiges in der Wohnung, was zu gebrauchen war. Ich nahm mir die benötigten Zutaten und begann einen großen Topf Spaghetti Bolognese zu kochen, da ich auch wusste, dass das jeder mochte.
Zwischenzeitlich spülte ich das Geschirr ab, dass sich in der Spüle gesammelt hatte. Ich hätte es zwar in die Spülmaschine packen können, doch so hatte ich mehr zu tun.
Nachdem alles sauber war, räumte ich die Schränke ein und stellte das Essen in den Backofen, um es warm zu halten.
Letztendlich landete ich dann doch vor dem Fernseher, um mir irgendeinen Schrott anzuschauen, der gerade lief. So verbrachte ich meine Zeit, bis endlich die Tür sich öffnete und ich von meiner Langeweile erlöst wurde.
„Na endlich", sagte ich breit lächelnd, als die ganze Bande herein trottete.
„Was riecht hier so gut?", wollte Skylar wissen, sobald sie sich in der Wohnung befand.
„Ich dachte, ich mache mich hier etwas nützlich und habe gekocht. Ich dachte, ihr könntet hungrig sein, wenn ihr zurückkommt."
Ein Strahlen setzte sich auf alle Gesichter.
„Ich geh mich umziehen!", sagte Bree und flitzte los.
Die Anderen folgten ihrem Beispiel.
Grinsend ging ich zum Tisch und deckte diesen ein. Das noch warme Essen stellte ich in die Mitte.
Ich hatte etwas Angst, dass Stille herrschen würde, doch das tat es nicht. Skylar, Bree, Chase und Oliver unterhielten sich über die Mission, die sie gerade zu Ende gebracht hatten. Es war die Rede von Blue Tornado, der sich außerhalb von Centium City aufhielt und von seinem Erzfeind verfolgt wurde. Dieser war wohl ziemlich angepisst gewesen, dass die Eliteforce auftauchte und er somit weit in der Unterzahl war.
Ich schob mir eine Gabel voll Spaghetti in den Mund und lauschte dem Gespräch.
Doch ich bemerkte, dass mein Blick immer wieder auf Kaz übersprang, der am anderen Ende des Tisches saß. So sehr ich auch versuchte es zu vermeiden, es passierte einfach.
Und natürlich war es nicht zu vermeiden, dass sich unsere Blicke kreuzten. Kurz hielten wir den Augenkontakt, bis ich peinlich berührt wegschaute.
Ich musste schwer schlucken.
Ich konnte mir nicht erklären, was mit mir los war. Das ich Kaz mochte, konnte ich nicht leugnen, doch wäre es möglich, dass ich ihn etwas mehr mochte, als ich dachte?
Ich wusste, dass ich Chase liebe. Daran hatte ich keine Zweifel. Denn jedes Mal, wenn ich bei ihm war, fühlte ich mich vollkommen. Ich spürte jedes Mal ein Kribbeln, wenn er mich berührte und den ganzen Tag kreisten meine Gedanken um ihn.
Doch wieso verspürte ich gleiche oder ähnliche Gefühle bei Kaz?
Ich konnte doch nicht Beide gleichzeitig lieben. Das ging einfach nicht und das durfte ich nicht.
Und sollte das jemand erfahren, wäre meine Beziehung zu Chase dahin und das war das letzte, was ich wollte.
Ich schaute zu Chase, der fröhlich lächelnd mit den anderen plauderte. Dieses Lächeln, dass mich immer um den Verstand brachte, sobald ich es sah.
Erneut schaute ich zu Kaz. Sein Blick lag immer noch auf mir. Er starrte mich förmlich an. Doch ein lächeln erkannte ich nicht. Seine Augen strahlten Traurigkeit aus, die mir einen Stich ins Herz versetzten.
Ich wusste langsam nicht mehr, was ich machen sollte.
Es endete immer mit denselben Gedanken. Kaz und Chase.
„Ist alles in Ordnung?"
Ich schaute augenblicklich auf.
Bree hatte sich zu mir rüber gelehnt, da sie direkt neben mir saß.
Schnell nickte ich.
Ob es sinnvoll wäre, sich ihr anzuvertrauen? Immerhin war sie Chases Schwester. Vielleicht wäre es besser sich mit Skylar zu unterhalten, wenn überhaupt.
Der beste Weg war es wohl einfach weiterhin in mich hinein zu fressen und zu leugnen.
„Wir sollten mal wieder etwas gemeinsam unternehmen", sagte ich dann und schaute von meinem mittlerweile leeren Teller auf.
„Tut ihr das nicht ständig?", sagte Oliver und schaute mich an.
Ich lächelte leicht.
„Ich meine damit mich, Bree und Skylar."
Verwirrt schauten mich alle an.
„Wirst du krank?"
Chase, der auf meiner anderen Seite saß, fasste mir an die Stirn.
„Habe ich das richtig gehört? DU fragst UNS ob wir was unternehmen?", wollte nun auch Skylar ungläubig wissen.
Ich zuckte mit den Schultern.
„Ja?"
Wir Drei hatten Ewig nichts miteinander gemacht. Entweder war ich bei Chase oder hing bei Kaz rum. Und in letzter Zeit kam das ganze Training mit Davenport dazu.
„Aber natürlich machen wir das", erhob Bree das Wort.
„Wir haben einiges, worüber wir reden können."
Ich wusste direkt, worauf sie hinaus wollte. Aber das überlege ich mir noch, ob sie Antworten bekommt.
„Also gut, Leute", gähnte ich.
„Es wird spät. Ich sollte ins Bett gehen", lächelte ich und stand auf.
Ich küsste Chase schnell auf die Wange und verschwand aus der Wohnung.
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Kleine Anmerkung: Freut euch auf Kapitel 41 ;)
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Zwischen Bionic und Superkräften
FanfictionJuna ist neu in Centium City. Da sie von nun an im Daventower wohnt, lernt sie direkt auch ihre neuen Nachbarn kennen. Eine Bande junger Menschen mit ungewöhnlichen Fähigkeiten. Kaum hatte sie sich mit Kaz angefreundet, hatte sie es mit Superschurke...