七Am nächsten Morgen standen Goblins und Wölfe in Reih und Glied nebeneinander. Durch die Tatsache, dass die Wölfe Rimuru die Treue geschworen hatten und Amaya ihnen Platz im Jura-Wald zugesichert hatte, herrschte mittlerweile ein friedvolles Miteinander.
Rimuru hatte schnell erkannt, dass das Wachstum des Dorfes mehr Planung und Organisation erforderte. Vor der versammelten Menge verkündete er die drei Grundbedürfnisse: Essen, Kleidung und Wohnen, die ab sofort gemeinsam umgesetzt werden sollten. Doch sein Vorhaben geriet ins Stocken, als er plante, Wölfe und Goblins in Gruppen aufzuteilen. "Wie waren die Namen noch gleich?", flüsterte Rimuru zu den Goblinältesten neben sich. "Wir gewöhnlichen Monster tragen keine Namen", erklärte der Angesprochene, woraufhin Rimuru nur ergeben seufzte.
Als Amaya ihren Namen erhielt, spürte sie bereits, dass dieser eine besondere Wirkung hatte. Nicht nur, dass sie sich mit dem Schleim und somit ihrem Namensgeber auf eine besondere Art und Weise verbunden fühlte, sondern auch, dass sie neue Stärke erlangt hatte. Nicht unbedingt, weil sie wusste, wie kampftechnisch begabt sie war, sondern weil sie neue Kraft und Motivation in ihrer verzweifelten Lage gefunden hatte.
Das laute Jubeln, als Rimuru verkündete, ihnen allen einen Namen zu geben, verstärkte ihre Vermutung. Es ließ sie ebenso darauf schließen, dass nicht jeder einen Namen vergeben konnte und für diejenigen, die es konnten, ein gewisser Preis zu bezahlen war.
"Rimuru." Die Stimme der Weißhaarigen war besorgt. Auch ihr Blick teilte ihre Zweifel, anhand der neu gewonnenen Schlussfolgerung mit. Nicht, weil sie es den Goblins und Wölfen nicht vergönnen würde, einen Namen zu erhalten, sondern weil in diesem Moment ihr Fokus und Priorität einzig und allein bei dem kleinen Schleim lag.
Rimuru blickte neugierig zur Sylphe, die bereits den Mund öffnete, um ihre Bedenken zu äußern, doch sie hielt inne. Sie wollte nicht diejenige sein, die Zweifel in seine Entscheidungen säte, egal wie viele Gedanken sie auch hatte.
Ein schwaches Lächeln gelangt auf ihre Lippen, als sie neu ausholt: "Bitte pass auf dich auf." Die vielen Worte, die ihr in diesem Moment durch den Kopf gehen, liegen ihr noch immer auf der Zunge, was auch der Schleim bemerkt, doch ebenso ist sich Amaya der Anwesenheit vom Großen Weisen bewusst. Er würde wohl kaum zulassen, dass Rimuru unbedacht in ersten Schwierigkeiten Gerät.
Einige Zeit später standen die Goblins aufgereiht vor ihrem neuen Beschützer, bereit, einen eigenen Namen zu erhalten. Schweigend steht die Weißhaarige etwas hinter dem Schleim und beobachtet, wie Rimuru ihnen einen nach dem anderen Namen verteilt. Dabei hielt sich die Kreativität in großen Teilen in Grenzen, wobei es Amaya nicht groß verwundert, bei der Anzahl der Goblins. Trotzdem freute sie sich, einen eigenen Namen zu haben, der sich nicht auf drei weitere Namen im Dorf reimte.
Schließlich wendet sich Rimuru an die Wölfe. Misstrauisch beäugt er die Erscheinung des Rudels, um dessen Anführer er sie gebracht hat, doch wirft er diese Zweifel schnell beiseite. Ihre hechelnden Mäuler und aufgeregten Schwänze zeigten alles andere als Feindseligkeit oder Verachtung.
Der Sohn des ehemaligen Anführers trat vor den Schleim, als dieser nach einem passenden Namen suchte. Kurz sah er zur Weißhaarigen, die ihm nur ein ermutigendes Lächeln schenkte. Offensichtlich hatte sie nicht vor, ihm als Berater beizustehen.
"Dein Name wird Ranga sein", beschließt der Schleim kurzerhand, als im selben Moment alles in ihm ausschaltet. Schnell hebt Amaya Rimuru von dem Baumstamm hoch, auf dem er sich bis eben noch niedergelassen hat, bevor er wie eine dickflüssige Pfütze zu Boden gehen kann.
"Ich hatte euch doch gewarnt, Meister Rimuru", spricht der Älteste an der Seite der Sylphe, der inzwischen den Namen Rigurd erhalten hatte.
Kurz lag die Aufmerksamkeit der Anwesenden noch auf dem bewusstlosen Schleim, doch schnell finden die Blicke zu der Sylphe. Ein Goblin mit knolliger Nase, Gobta, wenn sich die Weißhaarige richtig erinnert, richtet sich zuerst an sie: "Bist du wirklich mit Meister Rimuru verwandt?", fragt er neugierig, während die interessierten Blicke der Anwesenden auf ihr verweilen. Etwas verwirrt legt Amaya ihren Kopf schief, als er seine Worte ergänzt: "Na, weil du ebenso Tempest heißt."
"Oh", entfährt es ihr lautlos, als sie beginnt, in leichten Bewegungen ihren Kopf zu schütteln. "Etwa seine Frau?", hakt er weiter nach, als Amaya ein leises Kichern über die Lippen kommt. "Nein, das auch nicht."
Sie blickt zu dem Schleim in ihren Armen, der inzwischen wieder seine gewohnte Form angenommen hat. Seine Farbe war zu diesem Zeitpunkt etwas dunkler als gewohnt, was auf eine Art Ruhemodus schließen lässt. "Rimuru und ich kennen uns noch nicht allzu lange", erklärt sie, während ihre Blicke noch immer auf dem Schleim verweilen.
"Und wie kommt es dann, dass eine Elfe gemeinsam mit einem Schleim reist?" Erwartungsvoll blicken die Augen des kleinen Goblins zu der Weißhaarigen, als er prompt von dem Goblin mit dem roten Kopftuch, Rigur, unterbrochen wird: "Sei nicht so neugierig, Gobta."
Währenddessen hatte die Sylphe ihren Atem angehalten, während die Worte "Elfe" immer und immer wieder in ihrem Kopf umherschwirrten. Sie überlegte, den Goblin in seinem Fehler zu korrigieren, blieb aber schweigsam. Sie erinnerte sich daran, dass Veldora ihr erzählt hatte, dass ihr schneeweißes Haar davon zeugt, dass sie keine Elfe ist, aber offensichtlich war dieses Wissen nicht weit verbreitet.
Erneut dachte sie an Veldoras Worte und Blicke, die er ihr zugeworfen hatte. Sobald Rimuru wieder wach sein würde, würde sie ihn um sein Einverständnis bitten, diese Tatsache bis auf weiteres zu verschweigen. Bis dahin standen Gobtas Worte kommentarlos im Raum.
Die kleine Sylphe fühlte sich schlecht, diese wichtige Tatsache vor den Goblins, die Rimuru und ihr eine Unterkunft boten, zu verheimlichen. Aber vielleicht wäre es das Beste, nicht nur für sie, sondern auch für das Dorf und Rimuru selbst. Wer weiß, welche finsteren Gestalten dieses Wissen ans Licht bringen könnten.
DU LIEST GERADE
TenSura - Charmed to Fail
FanfictionAls die Letzte deiner Art, ist der Ärger auf dieser Welt praktisch schon vorprogrammiert. Und so ziehst du schon von Anfang an die Blicke auf dich, sei es von Drachen, Menschen, Monstern oder Dämonen. Sie werden dich finden, sie werden dich holen...