Am späten Abend schrieb ich die E-Mail das es meinem Bruder nun wieder erlaubt war Besuch zu empfangen, natürlich sagte jedes Wort das ich keine Widerworte wollte sondern das diese überteuerte Ärztin einfach ihren Job tat und meinen Anweisungen folgte. Wenn sie schlau war hatte sie meine Worte bei Sherlocks Einlieferung nicht vergessen.
Ich hatte mich größtenteils mit dem Fakt abgefunden das mein Bruder nun merken würde das ich ihm aus dem Weg ging, mehr als ohnehin schon. Gewiss hatte er meine Abwesenheit zuvor bereits gespürt, selbst seine selbst ernannte Ziehmutter hatte mir diesen Fakt ins Gesicht geworfen.
Doch ich wusste das ich einen Besuch nicht einfach riskieren konnte, nicht wenn Becca ein so konstanter Teil meines Lebens, wie in den letzten Wochen war. Immerhin hatte ich einmal den Fehler gemacht meinem Bruder so einen Hinweis auf den Aufenthaltsort seiner geliebten Partnerin zu geben, dies durfte nicht noch einmal geschehen.
Ich schloss meinen Laptop, es war getan, nun galt es zu hoffen das es meinen Bruder dazu bringen würde sich endlich zu öffnen.
*
(05.09.2015 – London, England)
Ich war an diesem Tag erneut kurz im Büro gewesen, meist arbeitete ich von zu Hause aus aber einige Dinge verlangten leider meiner körperlichen Anwesenheit. Doch Becca war in den besten Händen, ihr Therapeut führte digitale Sitzungen mit ihr durch, eine Schwester nahm täglich ihre Werte und der nächste Besuch ihrer Ärztin war nur wenige Tage entfernt.
Doch ihre gute Laune als sie mich begrüßte hatte mit all dem nichts zu tun. Sie kam mir entgegen gelaufen, ich wollte sie mahnen nicht zu rennen und das sie noch strenger betrachtet auch nicht hatte aufstehen sollen aber da lagen ihre Arme auch schon um meinen Hals.
„Er spricht" lachte sie und ich hielt ihr Gewicht in meinen Armen, natürlich wusste ich sofort von wem sie sprach und wie sie davon erfahren hatte, sie hatte bereits einmal zuvor unter dem Namen Anne Williams in der Klinik angerufen.
„Er hat an der Therapiesitzung teilgenommen, er will sich bessern." Ich beschränkte mich auf einen kurzen strengen Blick statt eine lange Standpauke zu halten, sie wusste auch so dass ihre Anrufe stoppen mussten aber ich wollte ihre gute Laune nicht so schnell vertreiben, nicht wenn sie so glücklich aussah.
Ich fand es merkwürdig das mein Bruder auf einmal sprach, selbst mit dem Versprechen auf Besuch, doch dann fiel mir auf das ich Doktor Watson am Tag zuvor nicht in seinem zu Hause angetroffen hatte, mit dieser Information bildete sich schon ein klareres Bild, besonders wenn man sein trotziges Gesicht bedachte als ich ihn vor die Tür gesetzt hatte.
Doch auch wenn es untypisch für mich war würde ich vorerst mit dieser Information nichts anstellen, besonders nicht wenn dieser Besuch geholfen hatte Sherlock zu zeigen das er kooperieren musste wenn er nach Hause wollte.
Becca löste sich von mir, sie ging zu dem Sessel vor dem Kamin und setzte sich wieder hin, dort hatte sie wohl die letzten Stunden verbracht. Ich legte meinen Schirm und das Jackett ab bevor ich mich ihr gegenüber nieder ließ.
„Gut das auch John nicht auf dich hört" grinste sie und ich sah sie erstaunt an.
Sie war wohl nie ein Goldfisch gewesen.
*
(09.09.2015 – London, England)
„Was in drei Teufels Namen machst du hier?"
Also das war keine sehr intelligente Frage. War mein tuen nicht offensichtlich.
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Wie ein Sprung in die Themse dein Leben verändern kann
FanfictionRebecca hatte mit ihrem Leben abgeschlossen, sie konnte nicht mehr. Verlust, Gewalt und Selbsthass waren zu viel für sie geworden, doch in den Augenblicken die ihre letzten sein sollten wurde sie gerettet, wortwörtlich.