POV Inéz
Ich war überzeugt, dass ich aus dem Wald entkomme und in der Stadt die Hilfe finde, nach der ich suche. Ich wurde von nichts anderem, als dem bitteren Gegenteil überzeugt.
Ich redete mir ein, dass das Schicksal ein offenes Buch sei, keine festgelegte Zukunft, vielleicht lag ich ja falsch?
Ich glaube das Schicksal ist ein mieser Verräter.
Am Ende, werde ich sowieso wieder scheitern.
Jeder Fluchtversuch ist zum Scheitern verurteilt,
wie sollte es auch anders sein?
Zwei mächtige Drogenbosse oder Jack? Ich glaube mehr Möglichkeiten bleiben mir nicht.Ich kann nicht fliehen,
ich komme nicht los,
ich sitze fest in diesem erstickenden Käfig.Ein jeder stürzt auf mich ein und raubt mir die Luft zum Atmen. Vor ein paar Stunden war ich frei. Frei von Jack, Seth und Jaro. Aber dann? Ja, dann kam dieser eklige Mann und wollte sich an mir vergehen.
Vielleicht sollte ich den Gedanken abschütteln, dass ich jemals wieder glücklich sein werde.
Wann war ich schon wirklich glücklich in meinem Leben? Seit meinem sechsten Geburtstag, lebe ich für eine erhoffte Besserung, für den Willen, weiterzukommen.Aber es gibt keine Besserung und keine Hoffnung, es gibt nur Dunkelheit und Grauen.
Dreckige Finger, eklige Berührungen, geschlossene Fenster und Türen. Es ist wie eine riesige, unaufhaltsame Welle, die mich in die Enge drängt, bis sie mich schließen versenkt, ertränkt und endgültig tötet.Gerade liege ich auf der perfekt gemähten Wiese des Anwesens und versuche mich irgendwie abzulenken von all' diesen grausamen Gedanken. Ich rolle über die Wiese, stecke meine Nase in das frisch riechende Gras und singe mein eigen ausgedachtes Lied.
Ich lebe für die Sonne,
ich lebe für den Mond
und die Blumen.Mama, ich sehe dich in ihnen.
Deine dunklen Haare,
so lang und weich,
deine strahlende Haut,
so warm und zart,
deine Wangen,
so rosarot.Es ist lange her,
seit ich das alles bunt sah.
Nun ist es trist,
grau
und leblos.So leblos,
wie dein Körper,
an meinem sechsten Geburtstag.Die Sonne geht unter,
der Mond verdeckt von Wolken,
die Blumen verwelkt,
so sag' was bleibt mir?„Die Sonne geht doch gerade wieder auf."
Ich drehe meinen Kopf zur Seite und starre inmitten zweier tiefblauer Augen. Seth liegt neben mir im Gras, seinen Kopf gestützt auf seinen Händen. Er hat mich belauscht? Seit wann ist der überhaupt schon da?
„Das ist doch nur ein Lied...", ich betrachte die Morgensonne, die sich langsam ihren Weg durch die Baumkronen bannt.
„Dein eigenes Lied?" Fragt er.
„Ja."
„Habe ichs mir doch gedacht. Da reimt sich nicht eine Zeile, du Amateur." Er schmunzelt.
„Es muss sich auch keine Zeile reimen....", ich verdrehe die Augen. Wieso kann ich nicht einmal alleine sein?
„Weißt du, mein Garten steht dir zur Verfügung. Wenn du keine Blumen verwelken sehen willst, nur zu, mach' dich nützlich. Du Gärtnerin." Er seufzt amüsiert.
„Ich brauche dafür Samen. Ich möchte Mohnblumen einpflanzen." So könnte ich wenigstens ein Stück meines Zuhauses zu mir holen.
„Kein Problem, wir können gerne heute welche kaufen gehen."
„Danke."
„Für was dankst du mir?" Er fährt sich durch die pechschwarzen Haare, die in alle Richtungen abstehen. Für ihn, war das auch eine lange Nacht.
Die dunklen Augenränder, die Jogginghose mit getrockneten Blutspritzern...„Für die Mohnsamen und dass du mich gerettet hast. Der Typ war unheimlich."
„Du weißt doch, dass ich Vergewalt*ger hasse. Wenn du also mal jemanden schnell tot sehen willst, sag' mir einfach, dass er dich gegen deinen Willen berührt hat und ich erledige ihn."
„Das ist psycho, aber ich danke dir dafür."
„Gern geschehen. Lass' mal dein Auge sehen." Ich sah vorhin in den Spiegel und es ist ein großes, rotes Hämatom geworden.
Er nimmt mein Kinn in seine Hand und dreht meinen Kopf von rechts nach links. „Das sieht übel aus, tuts weh?"
„Es würde nicht wehtun, würdest du mich nicht so grob von rechts nach links drehen." Ich stöhne.
„Pass' auf, was du sagst. Ich kann dich jederzeit zurückbringen, in das Absturzviertel Berlins."
„Das wars wohl mit deiner Nettigkeit für heute. Hast dich schon verausgabt? Alle Ressourcen verbraucht?"
Er packt stärker zu.
„Inéz, ich bin es nicht gewöhnt, dass meine Mädchen mir widerreden und meinen, etwas beweisen zu müssen."
„Wie es der Zufall so will, bin ich aber nicht eins deiner Mädchen."
„Ich kümmere mich hier um dich. Wessen Mädchen bist du denn dann?"
„Mein eigenes. Na wie klingt das für dich? Bricht jetzt deine Besitztümer-Welt ein? Ich bin kein Objekt, also sperr' mich nicht ein. Ich habe Beine, ich renne einfach weg."
„Gestern hat das ja so toll geklappt, nicht wahr? Da bist du weggerannt und konntest dich ALLEINE von einem Perversen retten."
„Ich hätte alleine mit ihm fertig werden können. Ein Kick in die Eier und fertig."
„Du warst zu Eis erstarrt, nie im Leben hättest du dich retten können. Hältst du mich für dumm, hm?"
Ja, halte ich. Und nein, das werde ich jetzt ganz sicherlich nicht aussprechen.
Allerdings muss ich zugeben, dass ich ohne ihn wirklich aufgeschmissen gewesen wäre. Ich war unfähig, mich zu verteidigen. Verloren in den Fängen eines Fremden.
„Seth, kannst du mir beibringen, wie man sich verteidigt?"
Er reißt die Augen auf und lässt seinen Kopf amüsiert nach hinten ins Gras fallen.
„Was bekomme ich dafür?" Er intensiviert seinen Blick.
„Hätte ich mir ja denken können, dass der liebe Drogenboss etwas im Gegenzug verlangt."
„Ich bin Geschäftsmann."
„Ich habe kleine Ersparnisse...", er lacht laut auf.
„Ich will nicht dein Geld, ich habe davon genug auf meinen Konten. Ich brauche dich als Begleitung für scheiß Geschäftsessen und all' sowas."„Hast du dafür nicht andere Frauen? DEINE MÄDCHEN oder wie du sie gerne betitelst?"
„Ja, aber du bist frische Ware und jung. Ich hinterlasse mehr Eindruck, wenn ich mit dir gehe."
„Ich will aber nicht in dieser Szene auftreten, als eine deiner Nutten. Ich bin nämlich KEINE!"
„Naja, dann weiterhin viel Spaß beim vergewalt*gt werden Kleines." Er steht auf und geht.
Scheiße, wie ich ihn hasse.
„Warte Seth. Gut, ich spiele deine Begleitung.
Nur, wenn du mich den anderen nicht als deine persönliche Hure oder sowas vorstellst."„Okay, dann haben wir einen Deal. Heute Nachmittag, kaufen wir die Mohnsamen und fangen das Training an. Frühstücke erstmal und keine Widerrede!" Er schlendert galant die Stufen hinauf und verschwindet in der Villa.
Auf was habe ich mich da bloß eingelassen?
Solche Geschäftstreffen sind voll mit Sadisten, Frauenverachtern und Psychopathen. Ein Haufen hochnäsiger Drogenbosse mit Ego-Komplexen.Aber ich muss das alles in Kauf nehmen,
um mich verteidigen zu können.
So eine Situation wie mit Jack oder heute Nacht,
kann und will ich nie wieder erleben.(Danke für's Lesen <3 Lasst gerne Votes da ;)
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Bring mich nicht in Versuchung
ChickLit✔️|BEENDET| „Jetzt gehört dir all' meine Aufmerksamkeit. Macht dich das feucht, Kleines?" Fragt er mit solch einer Ernsthaftigkeit, dass mein Mund staubtrocken wird. Seine langen Finger brennen auf meiner Haut. Sie sind eiskalt, aber hinterlassen ei...