Als ich klein war, hatte ich immer den Traum später eine glückliche Familie zugründen. Eine Familie, wie meine und einen Mann zu finden, der wie mein Vater war. Fast 20 Jahre später verdrehe ich allein bei dem Gedanken daran meine Augen und weiß, dass das ein wahr gewordener Albtraum wäre. Warum?! Tja, warum? Weil dieser Mensch einfach alles ruiniert hat. Meine Familie und mein Leben. Ich weiß zwar, dass alle immer sagen, das Hass ein großes Wort sei, aber ebenso beschreibt es das letzte Gefühl, dass ich mit dieser Person verbinde - einen abgrundtiefen Hass. Ich hasse ihn und er hasst mich. Ich weiß es, denn Menschen, die man liebt, würde man niemals so scheiße behandeln.
Unsere Eltern gehen immer davon aus, dass man als Kind vieles nicht mitbekommt oder es zumindest wieder vergisst, doch so ist es nicht. Kinder bekommen mehr mit als sie denken oder sich wünschen mögen. Und meine Kindheit verfolgt mich, sie holt mich immer wieder ein. Es sind Erinnerungen, die mich immer wieder einholen und in die Zeit zurückversetzen. Manchmal sind es schöne Erinnerungen, die mich unbewusst zum Lächeln bringen. Ich verbinde sie oftmals mit einem Duft oder einer Geste meines Gegenübers, wobei es mir oftmals wie ein Déjà-vu vorkommt und ich versuche dann oft händeringend an diese Erinnerungen festzuhalten. Fast schon zwanghaft. Vielleicht aus der Angst, ich könnte diese Momente so schnell wieder vergessen, wie sie mir ins Gedächtnis gekommen sind.
Doch dann sind da auch oftmals die schlimmen Erinnerungen, die die sich anschleichen, die mich nachts wachhalten und im Schlaf quälen. Schweißgebadet und tränenüberströmt liege ich nachts da und frage mich, wieso dieser Schmerz nach all der Zeit nicht weniger wird oder zumindest erträglicher. Er nimmt mir die Luft zum atmen und meine Brust verzieht sich jedes mal bei dem Gedanken, später einmal eine eigene Familie mit Kindern zugründen. Ich habe Angst. Und diese Angst kann ich nicht abschütteln. Ich habe mich soweit zurückgezogen, habe keine Nähe zugelassen, bin stiller geworden und es fiel irgendwie niemanden auf. Niemand merkte, wie einsam ich mich dadurch fühlte. Aber wie auch? Ich erzähle schon lange nur noch wenig über mich und ich habe das Gefühl, dass niemand mich wirklich kennt. Zumindest nicht mein wirkliches ich, denn ich unterdrücke diese vielschichtigen Seiten an mir, weil ich einerseits nicht weiß, wie die anderen darauf reagieren würden und andererseits um nicht die Kontrolle zu verlieren. Da ist sie wieder... die Angst. Die Angst (negativ) aufzufallen und Fehler zu machen. Die Angst das jemand, wie ihm meine Art nicht passt und er mich das spüren lässt.
Zurückhaltend, still, schüchtern, naiv und unsicher, das bin ich. Das denken viele zumindest. Doch wenn sie mich wirklich kennen würden, dann wären ihnen andere Worte in den Sinn gekommen... - wild, laut, verrückt, leidenschaftlich und noch so vieles mehr. Ich wünschte ich könnte in manchen Momenten dieses "over-thiniking" sein lassen, einfach den Kopf abschalten und leben. Einfach auf alles scheißen und mein Ding durchziehen. Aber da sind diese ständige Angst und die Vergangenheit, die mir einen Streich spielen. Immer wieder taucht mein vier-jähriges- Ich vor meinen Augen auf und ihr Blick reißt mir den Boden unter den Füßen weg.
Dies ist meine Geschichte und ich bin nun bereit sie mit euch zu teilen...