Kapitel 4

16 0 0
                                    

Ich lag bloß gekleidet in einem Papierhemd auf der eisklaten Liege und versuchte zu verarbeiten, was da gerade mit mir geschehen war. Mein ganzer Körper fühlte sich an wie rohes Fleisch und obwohl ich das Papierhemd trug, fühlte ich mich furchtbar nackt und entblößt. Außer auf meinem Kopf existierte kein einziges Haar mehr an meinem Körper und mir wurden selbst an Stellen Haare entfernt, an denen ich nichteinmal wusste, dass dort Haare wachsen konnten. Mein Körper war mit irgendetwas eingerieben worden, was sich angefühlt hatte wie Schmirgelpapier. Mir gefiehl der Zustand, in dem ich war, überhaupt nicht. Ich fühlte mich verwundbar. Angreifbar. Mit einem Seufzen setzte ich mich auf und fuhr mir über die Haare. Sie hatten auch meinen undercut auf die Kürze getrimmt, dass es sich anfühlte, als wären dort fast überhaupt keine Haare mehr. Plötzlich ging die Tür auf und eine junge Frau mit rotblondem Haar betrat den Raum. Für Kapitolverhältnisse sah sie relativ normal aus, was mich überraschte. ,,Du musst Levi sein.", sagte sie mit einem Lächeln und ich nickte langsam. ,,Ich bin Petra, deine Stylistin." Ich nickte nochmals und Petra kam auf mich zu. Sie strich mir über die Wange und ich zuckte instinktiv weg, worauf sie auf eine sehr merkwürdige Art kicherte. ,,Du hast ein hübsches Gesicht. Damit kann ich was anfangen.", sagte sie und ich wusste nicht, was ich mit dieser Aussage anfangen sollte. ,,Wenn ich fertig mit dir bin, wirst du wie ein Gott aussehen, glaub mir." Es fiel mir schwer, das zu glauben und war mir sicher, dass ich einfach in einen Bergarbeiteranzug gesteckt werden würde, so wie die Tribute aus unserem Distrikt immer aussahen. Doch stattdessen wurde ich in einem schwarzen Lederanzug, schwarze Stiefel und einen langen, schwarzen Umhang gekleidet. An meinen Schultern und auf meiner Brust waren silberne Metallaplikationen angebracht und um meine Augen war schwarzer Eyeliner aufgetragen. Als Petra fertig war, betrachtete ich mich im Spiegel. Ich wollte es nicht zugeben, aber ich sah gut aus. Schließlich wurde ich aus dem Raum in einen Flur geführt. Dort stand Eren und sah mich an. Er trug die gleiche Kleidung wie ich, doch ich fand, dass sie ihm besser stand als mir. Ich nickte ihm grüßend zu und er tat das selbe. Wir wurden in dem Gang allein gelassen und eine Weile standen wir einfach da, bis ich mich entschloss, etwas zu sagen. ,,Nervös?" Eren zuckte mit den Schultern, ohne mich anzusehen. ,,Schon irgendwie...." Er sah mich von oben bis unten an. ,,Siehst gut aus.", sagte er und ich wusste nicht, was ich über diesen Kommentar denken sollte. ,,Du auch." Wieder wurde alles still. Gut zwanzig Minuten später wurden wir abgeholt und in eine Raum mit unzähligen Wagen geführt. Dort standen die anderen Tribute und ich schluckte. Die meisten waren alle viel größer, breiter und besser genährt als ich. Ich sah rüber zu Eren und sah, dass er sehr blass um die Nase war. Wir wurden zu dem letztem Wagen in der Reihe geführt und wurdem plump hineinplaziert. Eren war immer noch furchtbar blass und ich machte mir Sorgen, dass er gleich einfach aus den Latschen kippen würde. Als er sich gefährlich weit zur Seite lehnte, griff ich nach seinem Handgelenk und zog ihn zurück. ,,Krieg dich ein.", zischte ich ihm zu und er sah geknickt nach unten. ,,Tut mir leid..." I sah, dass sich der erste Wagen in Bewegung setzte und fing an, mich bereit zu machen. Schließlich fing unser Wagen an, sich zu bewegen und verließ die Halle. Ich wurde von dem vielen Jubeln and Rufen fast erschlagen, doch ich ließ mir nichts anmerken. Ich starrte einfach sturr nach vorne und bemerkte während dessen, dass mein Gesicht unverhältnissmäßig viel auf den großen Bildschirmen zu sehen war. Und noch verwirrter war ich, als ich meinen Namen mehrmals aus der Menge gerufen hörte. Aber auch darauf reagierte ich nicht. Nach der Rede des Presidenten ging es zurück in die Halle. Sobald der Wagen zum stehen kam, stiegen Eren und ich aus und wurden sofort von Hanji und Erwin empfangen. ,,Gut gemacht, Jungs.", sagte Hanji mit einem leichtem Lächeln und ich nickte bloß. ,,Kommt, wir zeigen euch eure Unterkunft." Diese Unterkunft war noch überforderner als der Zug. Alles war riesig und luxuriös eingerichtet. Ich hatte so etwas noch nie gesehen. Mein Zimmer war so ähnlich wie das im Zug und der Schrank war ebenfalls gefüllt mit Kleidung, die mir nicht im geringsten passte. Später beim Abendessen ass ich wieder so viel wie ich konnte. Ich kam immer noch nicht damit klar, dass ich so viel essen konnte, bis ich satt war. Eren hingegen stocherte einfach nur lustlos in seinem Essen rum. Ich konnte nicht anders, als das unklug zu finden. Immerhin würden wir in der Arena lange Zeit nicht viel zu Essen bekommen und deswegen war es nicht klug, die paar Tage, die wir hier verbringen würden, nichts zu Essen. Aber ich entschied mich, nichts dazu zu sagen. Sollte er ruhig so früh wie möglich sterben. Dann musste ich es nicht tun und es gäbe ein Problem weniger. An diesem Abend bekam ich kaum ein Auge zu. Ich lag einfach nur da und starrte an die Decke. Ich wollte es mir nicht eingestehen, doch ich hatte furchtbare Angst. Mein Leben war schon immer miserabel gewesen, aber sterben wollte ich trotzdem nicht.

Nur einer kommt hier lebend raus (Eren X Levi)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt