Es war bereits Dunkel und vermutlich mitten in der Nacht, als das nächste Mal ein bewaffneter Mann den Raum betrat.
Eine kleine Glühbirne war an der Decke eigeschalten, welche etwas Orientierung spendete. Trotz der späten Stunde schlief kaum einer. Zu groß war die Angst vor der Ungewissheit.
Der Bewaffnete stellte einen Eimer, der an der Tür stand, zu einem anderen Eimer und ging daraufhin wieder. Dabei knallte die Tür und verschloss sie hinter sich.
Ein paar standen auf und schaufelten mit den Händen etwas Wasser aus dem Eimer, um es zu trinken. Auch Leonardo und ich standen auf und tranken ein wenig. Es war ruhig und keiner verlor ein Wort. Danach setzten wir uns zurück.
Ich sah mich immer wieder um, in der Hoffnung das Amelia auf einmal auftauchen würde. Wir waren nur noch knapp 10 Leute im Raum, aber es versteckten sich einige noch immer hinter den kaputten Möbeln und trauten sich keinen Meter nach vorn. Weder um etwas zu trinken, noch um den anderen Eimer als Erleichterung zu nutzen.
Amelia musste einfach auch hier unten sein. Ich wollte mir gar nicht vorstellen, wie sie neben den hundert anderen Leichen in der Oberkirche lag. Nur dank ihr war ich noch am Leben.
Ein paar Männer flüsterten, doch ich verstand nicht was sie sagten. Leonardo war mittlerweile etwas eingeschlafen und lehnte mit dem Kopf an meiner Schulter. Seine Haare rochen gut und ich bemerkte, wie ich immer wieder meine Nase darin vergrub.
Wenn hier meine letzten Stündlein schlagen sollten, dann verbrachte ich diese wenigstens mit einem gut-aussehenden und zugleich sehr gut riechendem Mann.
Ich versuchte ebenfalls die Augen zu schließen, aber immer wenn ich sie schloss, schossen mir die letzten Ereignisse durch den Kopf. Ich bemerkte wie mein Herzschlag sich beschleunigte und wie die Angst erneut meine Arme empor kroch. Ich riss die Augen auf und starrte auf einen Punkt gegenüber von mir an der Wand. Dort hing nur etwas Schmutz an der Wand. Nur ein ganz kleiner Fleck. Ich sah ihn angespannt an.
War er schwarz? War er braun? Bewegte er sich? War es ein Tier? Ein Käfer, eine Spinne? Würde es auf mich zukommen und-
Plötzlich ging erneut die Tür auf. Ich sah von der Tür zum Fleck. Der Fleck war nicht mehr da.
War das Tier weggelaufen?
Verzweifelt sah ich mich um, doch konnte weit und breit kein Tier erkennen.
Ich richtete mich etwas auf, als Leonardo seinen Kopf von meiner Schulter hob und auf die offene Tür starrte.
Wenn ich hier unten nicht sterben würde, dann würde ich definitiv verrückt werden.
Durch die Tür trat ein bewaffneter Mann. Er war etwas kleiner und schmächtiger als die Männer zuvor, aber ebenfalls bis unter die Augen in dunklen Farben verschleiert. Er hielt einen Sack in der Hand und warf ihn ihn die Mitte des Raumes. Als er sich wieder umdrehte, um zu gehen, stürmte auf einmal ein großer, dunkelhaariger Mann aus der hinteren Ecke hervor und stürzte sich auf ihn. Ich zuckte erschrocken zusammen und Leonardo war blitzschnell auf den Beinen. Der große Mann aus der Ecke versuchte den anderen zu entwaffnen und stieß ihm mit voller Wucht zu Boden. Er setzte sich auf ihn und rang mit ihm um seine Waffe. Ich suchte hinter einem alten Pfosten Deckung. Die anderen im Raum schrieen und versteckten sich hinter den alten Möbeln. Es vielen ein paar Schüsse.
Im Augenwinkel sah ich wie Leonardo den großen Mann von dem anderen herunterriss. ,,Stop!'', rief er und versuchte den großen Mann am Boden zu beruhigen. Der Andere rappelte sich schnell auf und richtete seine Waffe auf die zwei am Boden. Ich hielt den Atem an.
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Die Suche nach Dir
RomanceWarum musste er sterben? Warum konnte nicht stattdessen ich tot sein? Nach einem turbulenten Winter, welcher für Jenna schon seit 2 Jahren andauerte, erhoffte sie sich die Fragen die sie quälten in der Klosterstadt Assisi, hoch oben in der Toscana...