Kapitel 1

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Es ist Mittwochnacht und ich sitze an meinem PC, um meine Liedtexte zu schreiben. David geht mir bereits seit Wochen auf den Sack, da sein Auftritt immer näher rückt. Anstatt er sich selbst die Arbeit macht, haut er sich lieber mit seinen Junkie-Kumpels Alkohol und Gras in den Schädel. Er hält sich tatsächlich für den neuen Stern am Rockhimmel; dabei spielt er nur gut versteckte Cover und benutzt meine Texte. Er hat die Band Flaming Skull, mit der er seit seinem Abschluss versucht, groß rauszukommen. Absolute Vollpfosten, meiner Meinung nach. Nur Drogen, Party und die Gier nach Ruhm im Kopf; wie mich das ankotzt.

Wieso ließ ich mich nur dazu überreden, für ihn Songtexte zu schreiben? Vielleicht weil ich David früher ganz süß fand, als wir noch zur Schule gingen. Damals hatte ich gehofft, Teil der Band zu werden, aber als ich mich weigerte, mich auf einer Feier abzuschießen, machte er mit seinen Jungs sein eigenes Ding. Eigentlich hätte ich meine Zeit nicht weiter vergeuden sollen. Vielleicht brauche ich die Anerkennung oder will auch mal ein Erfolgserlebnis haben. Keine Ahnung.

Was ich weiss, ist, dass ich meine Deadline einzuhalten habe, also tippe ich die Zeilen auf meiner Tastatur und höre nebenbei die dazu passende Musik. Schließlich habe ich keinen Bock, dass es wieder heißt, ich sei schuld am Misserfolg der Band und auf diese Diskussion, die wir sowieso zweimal im Monat führen, kann ich gern verzichten.
Nachdem ich einige Reime zusammengezimmert habe, vibriert mein Handy. Es ist eine Nachricht von meinem Exfreund Angelo. Ein genervtes Stöhnen drückt sich aus meiner trockenen Kehle. Was der wohl wieder will? Wahrscheinlich möchte er mir wieder unter die Nase reiben, wie er eine geile Barschlampe gesehen hat, aber wegen seiner Feigheit es nicht auf die Kette bekommen hat, sie anzuquatschen. Oder er bettelte aus Frust und weil sein Hodensack fast platzte, für ihn die Beine breit zu machen. Wenn ich ehrlich bin, sieht er schon gut aus, aber er reizt mich schon länger nicht mehr.
Als wir frisch getrennt waren, führten wir noch eine Sexbeziehung. Das war spannend und hatte einen gewissen Kick. Zumindest für den Anfang. Doch nachdem er fast einen anderen Kerl auf die Fresse geboxt hatte, nur weil er mir ein Kompliment gemacht hatte, reichte es mir und ich beendete die Sache.

Ok, ich tue ihm dann halt den Gefallen und sehe zumindest nach, was er will.

-Hey Kim! Wie geht's dir? Rate mal, wen ich zufällig in der U-Bahn gesehen habe-

Was ist das denn für eine Nachricht? Woher soll ich denn wissen, wen er getroffen hat? Sein Viertel ist nicht gerade klein und da er zweimal die Woche zum Training fährt, wenn er nicht arbeiten muss, kann er sogar die Merkel gesehen haben. Desinteressiert tippe ich auf mein Smartphone.

-Keine Ahnung, wen denn?-
-Felix. Er wohnt wieder in meiner Nähe und ich habe mit ihm gequatscht-


Als ich den Namen lese, entsteht ein gewaltiger Kloß in meinem Hals. Felix. In mir zieht sich alles zusammen und ich zittere stark, während mein Herz rast. Tausend Bilder und Gedanken schwirren in meinem Kopf wie eine Achterbahn. Ich habe ihn schon seit Jahren nicht mehr gesehen, um genau zu sein, nicht mehr seit ich von Angelo getrennt bin. Kaum waren wir getrennt, war ich für ihn auch nur noch fremd. Ok, die beiden waren damals beste Freunde. Bruder vor Luder oder wie das heißt.

-Kim, bist du noch da?-

Die Vibration meines Handys holt mich aus meiner Gedankenspirale wieder raus und ich tippe schnell.

-Ja, sorry. Musste eben kurz zur Tür-
-Achso, na dann XD Sag mal, wäre es möglich, dass du Felix auf Whatsapp entblockst?-
-Warum das denn?-
-Er meinte vorhin, dass er mit dir reden möchte. Wegen damals-


Wie bitte? Reden? Nach so langer Zeit? Der hat sie doch nicht mehr alle! Erst abhauen und dann wieder angekrochen kommen?
In mir steigt eine Mischung aus Freude und Wut auf. Ja, ich bin sehr enttäuscht und sauer auf Felix. Aber irgendwie freut es mich, dass er sich nach zwei Jahren noch an mich erinnert und sich auch nach mir erkundigt. Nein, Kim! Fall nicht wieder darauf herein! Felix bedeutet nur Ärger; denk daran, wie die Beziehung kaputt ging, nachdem du mit Angelo und Felix einen Dreier hattest. Es war ja auch seine Idee! Ok, ich hätte mich nicht drauf einlassen müssen, aber...Felix weiß, wie er mich überreden kann. Ein Grund mehr, sich von ihm fernzuhalten. Obwohl.... Was ist, wenn er sich wirklich entschuldigen will? Ich kann ihn danach ja immer noch zum Teufel jagen. Vielleicht hat er eingesehen, dass er sich damals wie ein Arsch verhalten hat. Oder er wollte weitere Probleme zwischen Angelo vermeiden, nach der Geschichte mit dem Dreier. Wie kommt es denn rüber, wenn ausgerechnet der Kerl, der mit der Ex gepoppt hat, die Schulter zum Ausweinen für dieselbe ist? Ich schüttel den Kopf und verbanne das Durcheinander in meinem Kopf.

-Ich überlege es mir, ok?-

Nachdem ich die Nachricht versendet habe, lege ich mein Handy auf den Schreibtisch und lehne mich in meinem Stuhl zurück. Mit beiden Händen wische ich stöhnend über mein Gesicht und reibe den Sand aus meinen Augen. Ich schaue zu meinem Wecker, auf dem die rot-leuchtenden Zahlen blinken. Zwei Uhr morgens. Zum Glück habe ich heute keine Schicht. Seufzend senke ich meine Arme und hebe mich aus dem Stuhl. Ich brauche erstmal einen Kaffee. Ich schleppe meinen müden Körper zur Küche und kippe die heiße Brühe in meine AC/DC Tasse. Wie lange habe ich eigentlich diese Tasse? Ich glaube, ich habe sie bei einer Tombola auf einer Weihnachtsfeier gewonnen oder so. Aber ich hüte sie wie einen Schatz; niemand darf sie außer mir benutzen.
Als ich mich wieder auf das schwarze Leder meines Schreibtischstuhls setze und merke, wie meine nackten Beine bei dem Gefühl kribbeln, lese ich die Zeilen durch, die ich seit gefühlten Monaten zusammen schustere. Bei jedem Schluck aus meiner Kaffeetasse schweift mein Blick zum Handy. Sollte ich Felix wirklich entblocken? Was würde er wohl sagen? Was würde ich sagen? Am liebsten hätte ich diese Nachricht niemals bekommen, dann würde ich mir nicht so den Kopf zerbrechen. Es beschäftigt mich viel mehr, als es sollte.
Ein weiterer Blick auf meine Uhr. Halb drei. Moment, ich sitze bereits seit einer halben Stunde an EINER Tasse Kaffee?! Der müsste doch eiskalt sein. Als ich in meine Tasse schaue, muss ich mit Entsetzen feststellen, dass diese bereits leer ist. Nur noch ein kleiner, angetrockneter Tropfen vom Kaffee klebt am Boden. Habe ich echt geistesabwesend an einer leeren Tasse genippt? Ich muss ziemlich müde sein. Vielleicht sollte ich eine erfrischende Dusche nehmen, um den Kopf frei zu bekommen. Ich stehe auf und laufe Richtung Schrank. Socken, Slip und ein lockeres Shirt. Obwohl es Winter ist, ist es ungewöhnlich warm und der Kaffee hat mich auch aufgewärmt. Sofort husche ich ins Bad und ziehe mich vor meinem Ganzkörperspiegel aus, während die Dusche läuft. Da ich eine alte Dusche habe, braucht das Wasser länger zum Aufwärmen, also bleibe ich vor dem Spiegel stehen und betrachte meinen dünnen Körper.
Sehr bleich, nicht gerade weiblich und die Beine mit einigen Narben versehen. Meine Rippen sind leicht sichtbar und einige Tattoos schmücken meinen Leib. Meine Haare gehen bis zu den Schulterblättern und sind leicht rötlich gefärbt. Das intensive Rubinrot ist schon ausgewaschen und mein brauner Ansatz ist deutlich zu sehen. Meine blauen Augen verstecken sich unter einer rahmenlosen Brille, das Gesicht ist voller Sommersprossen. Kein Wunder, dass ich noch Single bin. Ich würde so jemanden auch nicht haben wollen.
Während das Wasser auf den Keramikboden prasselt, versinke ich in Gedanken. Erinnerungen steigen in mir auf. Ich erinnere mich daran, wie ich unter einer Dusche stand und mich summend eingeseift habe. Der zarte Duft von Vanille stieg mir in die Nase, als ich zwei männliche Stimmen wahrnahm. Nachdem ich mich gewaschen hatte, ging ich zur Tür und öffnete sie leicht. Im Nebenraum saßen Angelo und Felix, die gemeinsam ein Bier tranken und zockten. Ein toller Anblick von zwei Freunden, die unbeschwert gemeinsam Zeit verbrachten.
Ich muss zugeben, als ich jünger war, war das Leben schöner. Da musste ich mich nicht mit Rechnungen herumschlagen und konnte auch mein Leben genießen. Obwohl, so wirklich genossen habe ich es nie. Ich war immer zu vernünftig, habe darauf geachtet, bloß keine Dummheiten zu machen. Aber an dem Abend habe ich doch tatsächlich sämtliche Vernunft weggeworfen und mit beiden Jungs gleichzeitig gefickt.
Abwechselnd nahmen sie mich im Doggystyle, während der andere meinen Mund penetrierte. Es war ein unglaubliches Gefühl. Ihre Hände waren so groß und sanft, während ihre Lippen mich liebkosten und die Schwänze intensiv in meinem Körper pulsierten.
Dieses heiße Pulsieren...tief in mir....
Ich spüre ein starkes Kribbeln zwischen meinen Schenkeln, während ich daran denke. Meine Gedanken verfestigen sich immer mehr an Felix, wie er mich ansah, als ich durch den Türspalt rüber schaute. Dieser Augenblick, als sich unsere Blicke trafen, das war der Beginn von etwas Unvorstellbarem. Der erste Schritt zu einer unglaublichen Nacht voller Lust und Leidenschaft, die mich bis heute verfolgt.
Ich beiße mich auf die Unterlippe, während meine Hand langsam zwischen meinen Beinen verschwindet und meine intimsten Punkte streichelt.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Apr 14, 2023 ⏰

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