Tag 7

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,,Jenna. Jenna wach auf!'', Leonardo rüttelte an meiner Schulter und ich richtete mich blitzschnell auf. Mein Herz schlug mir direkt bis zum Hals. All meine Sensoren waren auf Gefahr eingestellt.

Mittlerweile war es wieder hell geworden. Die Sonne prallte durch die oberen Fenster und erleuchtete den Raum das erste Mal so richtig. Es musste kurz vor Mittag sein.

,,Was ist los?'', fragte ich ihn panisch, doch er hielt sich den Finger vor den Mund und wies mich an still zu sein. Neben mir schlummerte Alicia noch unter der großen Jacke.

Ich hörte genau hin.

Da waren Stimmen. Italienische Stimmen.

,,Sie sind da.'', entgegnete Leonardo und stand auf. Er ging zu dem großen Mann von gestern und redete mit ihm auf Italienisch. Er nickte, stand darauf hin auf und stellte sich an die Tür. Ein Ohr drückte er dagegen und mit der Hand umfasste er die Türklinke fest.

,,Jenna. Komm her!'', wies mich Leonardo leise an und ich stand auf. 

,,State calmi, per favore!'', wies er die anderen an, die mittlerweile wach wurden. Er hielt einen Finger an die Lippen. Keiner rührte sich oder machte einen Mucks.

,,Was hast du-'', setzte ich an, doch er winkte mich zu sich an die Wand unterhalb der Fenster. ,,Das italienische Militär ist draußen. Ich habe sie gehört. Alessandro hält Wache an der Tür. Hier Kletter mir auf die Schultern. Vielleicht kannst du sie durch das Fenster sehen und so auf uns aufmerksam machen.'', erklärte er und ich sah ihn mit großen Augen an. 

,,Können wir nicht eine alte Bank von dort hinten nehmen?'', fragte ich etwas meckernd, doch er schüttelte den Kopf. ,,Wir haben nicht so viel Zeit. Komm schon. Eine Räuberleiter, wie früher im Kindergarten.'', er zwinkerte mir zu und ich atmete tief durch. ,,Nur dass ich da deutlich weniger wog.'', nuschelte ich und stand mit einem Bein in seine verschränkten Hände. 

Mit einem Ruck hob er mich auf seine Schultern und ich konnte gerade so aus dem Fenster schauen. Mit den Fingern klammerte ich mich an den mini Fenstersims. 

,,Was siehst du?'',fragte Leonardo schwer atmend unter mir und er tat mir für jede Sekunde leid, die er mein Gewicht stemmen musste.

,,Soldaten Gruppen schleichen über das Gelände.'', antwortete ich. ,,Wie viele sind es?'' Ich begann zu zählen, doch die Sonne blendete mich stark. ,,Ich glaube 7 oder 8.''

,,Du glaubst?'', fragte er angestrengt. ,,Die Sonne blendet ziemlich, ich kann nicht alle sehen.'' Ich versuchte erneut zu zählen. ,,Es sind 10.'', antwortete ich.

10 Männer schlichen in kleinen Gruppen um die Gebäude. Zwei Männer verteilten mit den Händen Anweisungen an die Anderen, die sich daraufhin aufteilten.

,,Kannst du versuchen auf dich aufmerksam zu machen?'', fragte er und ich begann zu winken. ,,Hallo!'', rief ich und klopfte etwas gegen die Scheibe. Doch mein rufen und klopfen hallte nur in unserem Raum wieder. 

Keiner der Soldaten drehte sich auch nur ansatzweise in unsere Richtung. ,,Ach das bringt doch nichts!'', entgegnete ich und lies die Schultern hängen. ,,Qualcuno ha un rossetto? Anybody got a lipstick?'', fragte Leonardo laut und die Frau, die Alicia ihren Gürtel vermacht hatte, stand auf und gab ihm ihren Lippenstift aus ihrer Handtasche. Sie hatte bisher noch kein Wort gesprochen. Vielleicht hatte ihr dieses Trauma die Sprache verschlagen.

,,Fate in fretta! Sento delle voci. Arriveranno da un momento all'altro!'', rief Alessandro an der Tür.

Leonardo reichte mir den Lippenstift. ,,Schnell. Sie kommen. Schreib was ans Fenster, vielleicht finden sie uns so.'', wies mich Leonardo erneut an. Mit dem teuren roten Lippenstift von Dior kritzelte ich vier Buchstaben spiegelverkehrt an das Fenster. HELP.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Apr 28, 2023 ⏰

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