Kapitel 6

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Ellion Antoine Girard

»Col cavolo!«, ruft Cordelia aus. »Du nimmst mich doch auf den Arsch!« Cordelias Augen haften sich auf mich. Ihre vollen, rundlichen Lippen stehen leicht offen und ihre schulterlangen Haare sind schon verwuschelt, von dem ganzen ungläubigen Kopfschütteln und dem durchs Haare fahren. Sie trägt den Lieblingspullover ihrer Freundin, dessen grüne Farbe ihre dunkleren, rote Haare leuchten lässt.

Ich schütte den Rest meines Bieres runter. Klappernd stelle ich die leere Flasche auf dem kleinen Couchtisch im Eingangsbereich von Tristans und meinem Apartment ab. »Nope, alles ist wahr. Und noch mehr.«
Mit großen Augen starrt mich meine beste Freundin seit Kindheitstagen an. »Du meinst, abgesehen davon, dass Amalia und Alexis sich wortwörtlich in die Haare kriegten, dein Vater mit Amalias Vater Geschäfte macht und du mit deiner Rivalin eine Modenshow planen musst, ist noch mehr passiert?«

»Ja«, schnauzt Tristan. »Unter anderem hat er mir Alexis an den Hals geworfen, weil dieser verlogene Drecksarsch vorzieht das Abschlussprojekt mit der Eiskönigin zu machen.«

»Tristan, haben wir das Thema nicht schon durchgekaut?« Innerhalb vierundzwanzig Stunden diskutierten wir ganz acht Mal über ein und dasselbe Thema. »Ich kann nichts dafür, dass die Girards und Delacours eine gemeinsame Kollektion herausbringen wollen und sich das mit unserem Abschlussprojekt überschneidet. Ich kann wohl kaum zwei Modenshows gleichzeitig planen.«

»Trotzdem.« Wie ein beleidigtes Kind kreuzt er seine Arme vor der Brust, nur um kurz darauf mit ihnen in der Luft wild herum zu wedeln, als er ausruft: »Ich kann nicht glauben, Professor Bradford hat euch ernsthaft Partner tauschen lassen! Ist das nicht gegen die Regeln?«
»Es war nicht einfach, ihn zu überzeugen. Aber du weißt, wie er ist.« Einmal konnte ich ihn sogar überstimmen, seine Aufgabenstellung zu verändern. Ein anderes Mal gelang es mir, die Deadline nach hinten zu verschieben.

Ich sagte doch; ich weiß, was ich tue.

»Muss er das nicht mit den anderen Professoren abklären?«, fragt Cordelia, die derzeit eine Ausbildung zur Fotografin macht und aus diesem Grund sich mit den internen Regeln des Fashion Internats nicht auskennt.
»Die Aufgabenstellung wurde unter den Professoren aufgeteilt«, erkläre ich. »Professor Bradford hat nun mal die Aufgabe des Supervisors erhalten. Daher ist er für die Partnerzuteilung zuständig.«

Seufzend fährt sich Tristan durch die Haare. »Wäre es doch nur jemand anderes als diese Spinnerin!« Allein bei dem Gedanken, mit Alexis zusammenarbeiten zu müssen, verzieht er sein Gesicht.
Entschuldigend klopfe ich ihm auf die Schulter. »Ich verspreche dir, dass ich dir helfen werde, wo ich kann.«
Missmutig schaut er mich an. »Du schuldest mir was.«
»Ja, ja. Ich weiß. Aber bedenke nur, dass es auch für mich kein Spaß wird.«
»Oh, tu nicht so!« Daraufhin schnaubt Tristan abfällig. »Du wirst den Spaß deines Lebens haben, Idiot.«

Cordelias Augenbrauen ziehen sich zusammen. »Habe ich etwas verpasst? Ich dachte, Amalia und Ellion hassen sich?«
»Noch!«
Ich rolle meine Augen, lasse jedoch Tristans Ausruf unkommentiert.

»Kann mich mal jemand aufklären?«, bittet Cordelia.
»Nichts Wichtiges. Amalia und ich haben nur diese Wette am Laufen.«
»Wette?« Cordelias Stimme erhöht sich um eine Oktave. »Was für eine Wette?« Als Tristan und ich uns nur einen vielsagenden Blick zu werfen, verlangt sie noch immer mit ihrer hohen Stimme: »Madonna santa! Rückt mit der Sprache raus!«
Ich winke ab. »Es ist nichts Großes, glaub mir. Wir haben nicht einmal einen Gewinn oder Strafe abgemacht.« Abwartend sieht sie mich an, dass ich fortfahre. Kleinlaut sage ich: »Der, der sich zuerst verliebt, verliert.«

Cordelias Kinnlade fällt. »Dio santo! Nimm mich nicht auf den Arm!«
»Es ist wahr!«, mischt sich Tristan ein. »Ellion wird Amalia verführen! Kannst du das glauben? Ich meine, äußerlich passen sie zwar, aber allein der Gedanke!« Ihn schüttelt es. »Scheußlich.«

The Love GameWo Geschichten leben. Entdecke jetzt