[Kapitel 6]

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Am nächsten Morgen werde ich durch ein lautes und penetrantes Klopfen geweckt. Das ist sehr unüblich, denn eigentlich ist es ihnen egal, ob ich dabei bin oder nicht.

"Taehyung", die Stimme wurde ebenfalls penetranter und langsam komme ich aus meinem halbwachen Zustand in einen komplett wachen Zustand. Also stehe ich auf und gehe zur Tür um diese zu öffnen. Vor mir steht ein wütender Namjoon.

"Was ist so wichtig, dass du dafür sogar gegen meine Tür klopfst? Ist irgendwer tot?", frage ich deswegen sarkastisch, doch das scheint er gerade ganz anders zu verstehen.

Er packt mich an dem Kragen meines Morgenmantels, den ich mir eben übergezogen hatte, und drückt mich zurück den Raum. Er schließt die Tür und drückt mich gegen die Wand daneben.

"Ich will nur eins klarstellen", begann er drohend und mit einer tiefen und aggressiven Stimme. "Wenn du dieser Band noch einmal im Weg stehst, oder sie wegen dir zerbricht, weil Jinnie und Jimin der Meinung sind dich verteidigen zu müssen, erdrossel ich dich eigenhändig."

Ich sehe die Wut in seinen Augen und das er das definitiv ernst meint. Ich schlucke den Kloß in meinem Hals runter und nicke daraufhin. "O-ok", gebe ich leise von mir.

Mit einem kräftigen Stoß gegen mein Schlüsselbein schubst er mich nochmal hart gegen die Wand. Es tat schon etwas weh, aber ich bin mir sicher, dass es wenn überhaupt nur ein blauer Fleck werden würde.

Ich höre nur noch das zuschlagen der Tür und weiß ganz genau, dass Namjoon nun lächend zu den anderen geht, denn er war sich nun sicher, dass ich nicht weiter im Weg stehen werde. Und das werde ich auch nicht.

Leise öffne ich die Tür von meinem Zimmer und mache mich auf den Weg in die Küche. Doch bevor ich sie betrete höre ich zwei bekannte Stimmen, die sich unterhalten. Also blieb ich vor der Tür stehen und höre zu.

"Ich habe ihn zurecht gewiesen. Er wird uns nicht weiter in die Quere kommen. Wir können also alle weiteren Texte und Choreos so gestallten, dass es auf 6 Personen angepasst ist." "Das ist gut. Sehr gut. Ich denke wir sollten ihn langsam los werden. Seine Probleme werden auch immer mehr unsere. Und solange er da ist, wird das nicht besser. Uns wird viel Trainingszeit und ähnliches verloren gehen durch seine ganzen Fehler. Außerdem fande ich seine Stimme noch nie gut." Das war Jungkook.

In meinem Herzen zog sich etwas zusammen und zerbricht erneut in Millionen Stücke. Eine Träne fließt mir über die Wange, doch mir war das egal. Immerhin bin ich ihnen ja auch egal, also wird es sie nicht interessieren.

Ich betrete also mit dem Blick zu Boden gerichtet die Küche und gehe zum Kühlschrank. Dort nehme ich alles aus meinem Fach raus und werfe es in die Tonne daneben. Ich will es qualvoll, damit ich wenigstens irgendwas spüre, wenn es zuende geht.

"Taehyung was machst du da? Wieso schmeißt du das alles weg? Du hast das doch vorhin erst alles gekauft." Jins Stimme hinter mir hindert mich nicht an meinem Vorhaben, also mache ich weiter bis alles raus ist.

Ich drehe mich um und verlasse wieder die Küche. Ich gehe in mein Zimmer nehme meine Sporttasche und tue da alles rein was ich für die nächsten Stunden beim Training brauche. Wenn ich nicht hier bin, kann auch keiner über mich reden. Außerdem muss ich ja sowieso morgen ausziehen. Der PD hat mir eine Nachricht gesendet in der die Adresse meiner neuen Wohnung ist.

Ich schultere meine Tasche und gehe wieder aus meinem Zimmer. Ohne jemanden anzusehen oder ein Wort zu sagen, gehe ich raus. Sie mögen mich nicht! Alles an mir hassen sie! Doch wieso nur? Was habe ich ihnen getan, dass sie mich so sehr hassen?

Auf dem Weg zum Tariningsgebäude denke ich intensiv darüber nach. Ich habe beschlossen ihnen diese gefallen zu tun. Ich werde mich nicht mehr einmischen. Ich werde nicht zu den Gruppentrainings gehen und auch nicht mehr in den Songs singen. Ich werde generell nicht mehr reden. Denn sie haben recht. Mit allem.

Ich sehe auf die Uhr und versuche beim Zählen der Sekunden meinen Atem zu regulieren. Doch es gelingt mir irgendwie nicht. Nun atme ich schon seit 10 Minuten so schwer, obwohl ich etwas getrunken habe und auf dem Boden sitze. Der Schweiß hat mein Tshirt durchtränkt und ich zittere etwas. Doch ich bin mir sicher, dass das gleich wieder weg gehen wird. Natürlich brauche ich länger um zu regulieren. Immerhin habe ich ununterbrochen 6 Stunden trainiert. Das geht eben auf den Körper und die Lungen.

Nach weiteren 15 Minuten ist es nun etwas besser geworden. Ich habe mich entschieden es für heute sein zu lassen, denn ich muss immernoch meine Sachen packen.

Nach einer ausgiebigen Dusche und meinem langen Nachhauseweg bin ich nun wieder zuhause. Es ist nun schon später Nachmittag und ich schließe die Tür zur gemeinsamen Wohnung auf.

Alles ist still. Sie scheinen selbst gerade zu Trainieren oder sie sind schon beim Soundcheck für das Konzert heute abend. Das wiederum bedeutet auch, dass ich freie Bahn habe. Ich gehe also schnell in mein Zimmer und nehme zwei Koffer hervor. Ich werfe alles in diese was ich habe und brauchen werde.

Fertig gepackt und die Kamera in der Handtasche habe ich gerade den Schlüssel für meine neue und eigene Wohnung abgeholt. Sie liegt ein ganzes Stück weiter weg, aber das war ok. Ich wollte ja sowieso nur noch zu den wichtigsten Dingen auftauchen, also muss ich da garnicht mehr so oft hin. Denn heute, nach dem Gespräch von Namjoon und Jungkook habe ich meinen Traum endgültig aufgegeben.

Nach einer langen Taxifahrt betrete ich also meine neue Wohnung. Sie war schön und nicht zu groß. Möbel gab es zwar keine, aber das ist nicht so schlimm. Das einzige was ich die nächsten Monate brauchen werde, ist nur ein Bett. Und das werde ich mir morgen besorgen.

Ich nehme meine Kamera raus und beginne zu filmen. Ich filme die Wohnung ohne etwas zu sagen. Erst danach beginne ich mit der Kamera auf mich gerichtet zu reden.

"Das ist jetzt meine neue Wohnung, denn die Anderen haben mich mehr oder weniger aus dem Dorm geworfen. Naja, hat man wohl verdient, wenn man nichts kann und nicht zu gebrauchen ist. Immerhin können sie mein Zimmer nun sinnvoll nutzen. Wann sie wohl merken, dass ich nicht mehr bei ihnen bin? Werden sie dann eine Party machen? Oder vermissen sie mich vielleicht doch?"

Ich merke wie bei den Gedanken wieder Tränen in meine Augen steigen. Denn eins ist klar, sie würden mich niemals vermissen. Niemand würde das, denn ich bin es nicht wert.

"Ich denke, dass ich es nicht mehr bis zum 30.12. aushalte. Denn ich weiß jetzt schon, dass niemand meinen Geburtstag in Erinnerung hat und ich dann nur noch mehr enttäuscht werde von dieser unnötigen Hoffnung die ich mir mache. Denn heute hat Jungkook gesagt, dass er mich hasst. Und das hinter meinem Rücken, ohne dass er wusste dass ich zuhöre. Er meint es also ernst. Wenn er jetzt noch wüsste, dass ich auf ihn stehe und seine Worte mir am Meisten zusetzen, würde er mich auslachen, da bin ich mir sicher."

Ich lächel traurig in die Kamera und wische eine Träne weg, ehe ich diese aus mache und neben mich auf den Boden lege, ehe ich mich ebenfalls hinlege und mich auf die Seite drehe, um aus dem Fenster in die Sterne gucken zu können.

Bald werde ich einer von ihnen sein.

You would never stop me, right? [KookTae]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt