TWENTYONE - Oberschule

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Oikawa war nun seit einem guten Monat von seiner Freundin getrennt, dies nahm ihn überhaupt nicht mit. Doch jedes Mal, wenn du ihn sahst, sah er so bedrückt und traurig aus. Du gingst davon aus, dass er ihr nachtrauerte und sie wohl wirklich lieben musste.
Oikawa war gebrochen. Doch nicht wegen Mori, sondern wegen dir.
Dass du nicht mehr mit ihm gesprochen hattest, seit du den Posten als Managerin geschmissen hattest, nahm ihn auffallend mit.
Jeder der ihn besser kannte, wusste dass es wegen dir war, zumindest wusste es das Team.
Doch oberflächlich betrachtet, könnte man meinen es sei wegen seiner Trennung.
Für das Team war es jedoch auch ein Phänomen, dass du all die Jahre nichts von seinen Gefühlen dir gegenüber bemerkt hattest, obwohl du sonst so observierend warst.

„Das ist die mit Abstand schlechteste Verkleidung, die ich je gesehen habe", Toyama musterte dich von Kopf bis Fuß. Gemeinsam standet ihr vor dem Eingang des Sendai Gymnasiums.
Heute fand das Spiel zwischen der Karasuno und der Seijō statt. Wenn sie dieses Spiel gewinnen würden, könnten sie sich ein weiteres Mal gegen die Shiratorizawa behaupten.
Auch wenn du nicht mehr ihre Managerin warst, konntest du nicht einfach tatenlos Däumchen drehen. Du wolltest es dir mit eigenen Augen ansehen und sie innerlich anfeuern.

„Halt doch die Klappe!"
Du hattest deine Sonnenbrille zurecht gerückt und ihr sucht euch einen Platz auf der Tribüne, weit hinten wohlgemerkt. Du wolltest nicht, dass sie dich bemerken. Vor allem nicht Oikawa.

Der erste Satz hatte begonnen und du konntest kaum fassen, wie sehr sich die Karasuno verbessert hatte. Sie waren wirklich unberechenbar, selbst für dich. Das Team eurer Schule hatte es definitiv nicht leicht, auch wenn sie einen noch so brillanten Zuspieler hatten. Gewinnen wird das Team, welches zu sechst am Stärksten ist. Das hatte dein Bruder euch oft genug eingetrichtert.

Die Spannung zwischen Oikawa und Kageyama, war angsteinflößend. Du wusstest, wie sehr sich Oikawa unter Druck setzte, weil Kageyama einfach von Natur aus begabt war. Doch was euer Kapitän erreicht hatte, war seinem Ehrgeiz zu verdanken. Er war nicht so gut, weil es ihm in die Wiege gelegt worden war, sondern weil er sich das alles hart erkämpft hatte.

Was du von dem tollwütigen Hund, so wie ihn die Jungs gerne nannten, halten solltest.. wusstest du nicht. Dir gegenüber war er stets respektvoll, was wohl daran lag, dass du die einzige warst die Iwaizumi was zu sagen hatte. Da er vor ihm ebenso Hochachtung hatte, warst du in seinen Augen etwas Höheres. Du hattest dir damals oft die größten Gedanken um diesen Spieler gemacht. Wie man ihn am besten einsetzten konnte oder ob man ihn überhaupt bändigen konnte. Das Hauptproblem lag darin, dass er niemandem vertraute und das Team vertraute auch ihm nicht.
Deine Finger verkrampften sich in deine Oberschenkel, als besagter Spieler den Ball ins Aus beförderte und Karasuno somit den ersten Satz gewonnen hatte.

„Imōtooo"

„Huhhuuuu – Hinaaa-chan", erst jetzt hattest du auf die Rufe nach dir reagiert.
„A-Aniki? Was machst du denn hier?", mit großen Augen sahst du deinen Bruder an, dabei hobst du deine Sonnenbrille an. Auch er trug eine.
„Mit dem verkleiden, habt ihrs beide nicht so huh?", fragte Toyama belustigt. Ihr wart nämlich beide in stinknormaler Straßenkleidung eingekleidet und hattet als Zusatz eben eine Sonnenbrille auf.

„Ich habe heute frei und dachte mir, ich schau meiner alten Schule mal beim Spielen zu."
Wie selbstverständlich hatte sich dein Bruder zu euch gesetzt und sah auf das Spielfeld vor euch.
„Sie sind beim dritten Satz", teiltest du ihm monoton mit. Verstehend nickte er.

„Kannst du mir verraten, wieso du nicht bei ihnen bist? Stattdessen sitzt du hier so undercover.."
„Undercover? Dein Ernst? Das ist doch nur eine gottverdammte Sonnenbrille..", murmelte deine beste Freundin vor sich hin.

„WHOAAA IST DAS NICHT TAKAI VON DEN SCHWEIDEN ADLERS?"

Grummelnd hattest du dir die Kapuze über den Kopf gezogen. Du wolltest doch nicht bemerkt werden und jetzt stand einer der bekanntesten Spieler Japans auf der Tribüne und saß neben dir. Vielen Dank auch, hattest du deinem Bruder in Gedanken vermittelt.
Entschuldigend sah er dich an und winkte kurz zu der kreischenden Menschenmenge herüber.

„Also, wieso bist du nicht am Spielfeldrand?", fragte er wieder ernst, nachdem er sich erneut gesetzt hatte. Seufzend hattest du die Augen geschlossen.
Toyama sah dich bemitleidend an und merkte, dass du keine Lust hattest dich ihm zu erklären, weshalb sie die Initiative ergriff und du einfach nur schweigend zuhörtest.

„Sie hat den Club verlassen!"

„WAAAS WIESO?? DU LIEBST VOLLEYBALL DOCH?? DU BIST DOCH DAMALS NUR KEINEM MÄDCHENCLUB BEIGETRETEN, DAMIT DU DEINE FREUNDE UNTERSTÜTZEN KONNTEST.. WAS IST PASSIERT??"
Sprudeltees ungeniert aus ihm heraus.
Dein Seufzen wurde immer verzweifelter und du lehntest dich zurück.
„Ich liebe Volleyball nach wie vor.."
„Aber?"
„Nichts aber.."
„Wieso hast du den Club verlassen?"
„Oikawa's Freundin hatte ein Problem mit ihr und er durfte nicht mehr ins Training kommen, deshalb ist sie ausgestiegen", teilte ihm deine Freundin mit. Du warfst ihr einen mahnenden Blick zu. Viel zu detailliert.
„Wow.. dann ist man mal nicht in der Stadt und das Leben meiner Schwester wandelt sich zu einem K-Drama.."

„Soso, der kleine Tōru hat also eine Freundin, ich hatte ja immer den Verdacht, dass er dir verfallen ist", lachte dein Bruder hämisch.
Ex-Freundin, wohlgemerkt", fügte Toyama hinzu.
Du hattest einfach genug von ihrer Unterhaltung und klinktest dich aus, um wieder dem Spielverlauf zu folgen.

Dein Körper zitterte. Nicht nur vor Aufregung, nein auch vor Angst. Angst vor einer Niederlage. Mit deiner Einschätzung, wie ein Spiel verlaufen könnte, lagst du selten falsch. War dies eventuell der Grund, weshalb du dich so fürchtetest..
Der mächtige Aufschlag des Kapitäns, machte dir ein wenig Hoffnung, somit holten sie sich zumindest den Matchball. Doch die Karasuno holte viel zu schnell wieder auf..

Du hattest Oikawa schon lange nicht mehr so verzweifelt gesehen. Jeder der ihn nicht kannte, würde wohl meinen, es lag am Spiel selbst. Doch du konntest erkennen, wie sehr er unter Kageyama's Talent litt und beinahe deswegen unterging. Dein Körper verkrampfte sich und du hattest dir so feste auf die Unterlippe gebissen, bis du den Eisengeschmack auf der Zunge schmeckst.
Den Seitenblick, den dir dein Bruder zuwarf, hattest du nicht einmal bemerkt. So sehr warst du darauf versessen, Oikawa beistehen zu wollen. Doch du konntest nicht.

Dein Herz blieb für einen kurzen Moment stehen, als der Kapitän nach seinem Zuspiel, in die aufgereihten Stühle krachte. Es ging alles so verdammt schnell und du hattest beinahe vergessen zu atmen, wenn dein Bruder dir nicht aufmunternd die Hand auf deine verkrampfte gelegt hätte.

Abpfiff.

Deine Oberschenkel schmerzten bereits und würden die nächsten Tage bestimmt blaue Flecken aufweisen. Doch das war dir in diesem Moment egal. Du konntest es nicht fassen. Ihr hattet verloren.

Unaufhaltsam liefen dir die Tränen über die Wangen. Wenn du Iwaizumi so niedergeschlagen sahst, zerbrach dein Herz gleich doppelt so stark.
Du hattest dich durch die entsetzte Menge, die aus den Anhängern eurer Schule bestand, gekämpft. Somit standest du direkt in der ersten Reihe und hieltst dich am Geländer fest.

Nachdem ihm die anderen Drittklässler aufmunternd auf den Rücken schlugen, stellten sie sich auf. Dein ehemaliges Team bemerkte dich und ihre Augen weiteten sich kurz. Mit verheulten Augen, hattest du ein aufrichtiges Lächeln durch die Runde gleiten lassen. Bis du bei Iwaizumi hängen bliebst.

„Ihr wart super! Ich bin unglaublich stolz auf euch."

„VIELEN DANK FÜR DIE UNTERSTÜTZUNG!"

Riefen sie im Chor und meinten damit ausdrücklich dich. Sie konnten ihre Tränen nicht mehr zurückhalten.

„Geh schon!"
Dein Bruder schubste dich von der Tribüne und schenkte dir somit den Mut, deinen Freunden beistehen zu können.

Since then - Oikawa x OCWo Geschichten leben. Entdecke jetzt